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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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erzählte, dass Bernd ihn fürs Wochenende an die Mosel eingeladen hatte. Sie wollten sich ein Jagdgebiet anschauen. Andreas hatte sich total auf diesen Ausflug mit seinem Bruder gefreut.
     
    Ein plötzliches „Ding-Dong“ ließ Claire zusammenfahren. Nur die Uhr im Wohnzimmer, beruhigte sie sich und schaute zitternd auf ihre eigene Armbanduhr. Schon so spät? Sie hatte schon viel zu viel Zeit verplempert und marschierte zielsicher Richtung Arbeitszimmer. Auf dem Weg dorthin wurde sie ein zweites Mal aufgehalten. Die Gemäldegalerie. Claire hatte das Gefühl, die alten Portraits schauten auf sie herab und folgten ihr mit ihren Blicken. Claire las die kleine goldene Tafel unter dem ersten Bild. „Jacob Steinmetz, ? - 1712, Öl auf Leinwand.“
    „Dies ist der Stammvater unserer Familie“, hörte sie deutlich Bernds Stimme in ihrer Erinnerung. Stolz hatte er sie damals durch die Galerie geführt, als sie zum ersten Mal zu Besuch in seinem Hause war. In Gedanken lächelte Bernd weiter zu ihr herab und zwinkerte ihr ein Auge. „Muss schon ein pfiffiges Kerlchen gewesen sein, unser guter Jacob Steinmetz. Er ist häufig in den Archiven von Düsseldorf erwähnt, zum ersten Mal so um 1690, habe dort mal ein bisschen geforscht, Ahnenkunde. War ein sehr angesehener Schmuckhändler unser Urahn und sozusagen der Begründer unseres Geschäfts.“
    Claire riss sich aus der Erinnerung und leuchtete den Gang weiter mit ihrer Taschenlampe aus. Vorbei an weiteren, längst verstorbenen Mitgliedern der Familie auf Leinwand, schlich sie weiter. Kurz vor Erreichen der Tür zum Arbeitszimmer las sie das kleine goldene Täfelchen für Arno Steinmetz, ihren Schwiegervater. Der Platz darüber war noch leer. Claire wusste, dass ein holländischer Maler mit der Anfertigung des Portraits beauftragt war. Am besten schicke ich ihm gleich auch noch ein Foto von Bernd, dachte Claire bedrückt. Mysteriöserweise war an der Wand bis zur Tür nur noch Platz für ein weiteres Gemälde. Dem von Bernd. Claire wurde plötzlich bewusst, dass der Tod von Bernd gleichzeitig das Ende der Dynastie Steinmetz bedeutete. Es gab keinen direkten Erben. Und keinen Nachfolger. Mit dem Ende der Bildergalerie endete auch die Familie. Claire lief es beim Anblick des kleinen Stücks leerer Wand eiskalt den Rücken herab. Als hätte das Schicksal vorausgesehen, dass kein weiterer Platz mehr benötigt würde.
    Die antike Holztür knarrte, als Claire langsam dagegen drückte. Mit dem Schein der Taschenlampe durchsuchte sie jeden Winkel des großräumigen Zimmers. Den Mittelpunkt bildete der riesige Schreibtisch. Claire öffnete die Schubladen und durchwühlte deren Inhalt. Papiere, Briefe, Notizen, nichts von Bedeutung. Die Aktenordner in den dahinter liegenden Regalen ließen Claire fast aufgeben. Wie sollte sie die alle durcharbeiten? Sie sah sich um. Der Tresor. Irgendwo musste er sein. Claire hatte nicht den Schimmer einer Ahnung. Sie suchte den Schreibtisch nach einer Art Geheimfach ab, nichts. Einzeln nahm sie die Ordner aus dem Regal. Dahinter, nichts.
    Claire war nahe am Verzweifeln. Aber was hatte sie sich vorgestellt, dass der Tresor einfach mitten an der Wand hing? Am besten noch mit dem Schlüssel gleich daneben.
    Plötzlich kam ihr eine Idee. Nein, das konnte einfach nicht sein, das wäre einfach zu klassisch.
    Sie ging zurück zur Galerie. Sie versuchte, jedes einzelne Bild abzuhängen, aber alle waren nietenfest mit der Wand verbunden und ließen sich nicht bewegen. Dann war das Portrait von Jacob an der Reihe. Ganz leicht konnte Claire es zur Seite klappen. Aufgeregt strich Claire mit der Hand über die dahinter liegende Wand. Alles glatt, keine Unebenheit, nicht das Geringste. Erschrocken sprang Claire einen Meter zurück und stieß einen leisen Schrei aus. Eine Spinne lief aufgeregt über die Rückseite der Leinwand, vermutlich empört über die unverschämte Störung. Auf der Leinwand war eine Zahl notiert. Sah aus wie eine Datumsanzeige. Claire mutmaßte, dass es sich wohl um den Tag der Fertigstellung des Gemäldes handelte. Mit spitzen Fingern stieß Claire das Bild zurück an seinen Platz an der Wand. „Kannst weiter schlafen“, beruhigte sie die Spinne, die allerdings mittlerweile verschwunden war.
    „Und was jetzt?“, fragte Claire sich selbst. Das Schlafzimmer. Wenn sie dort auch nichts finden würde, könnte sie wohl aufgeben. Im Wohnzimmer und in der Küche war nichts, da war sie sich ziemlich sicher. Sie rüttelte an der schweren

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