Das Kreuz des Zitronenkraemers
Hannes gesprochen habe, okay?“ „Ja gut, aber bitte warte nicht zu lange, wir müssen doch was unternehmen!“
„Ich verspreche es“, beruhigte Anne. „Bis gleich.“ Sie drückte den Knopf des Handys und trank den Kaffee aus. Erst mal eine Dusche, dachte Anne, dann rufe ich bei Hannes an. Mal sehen ob er Lust hat, mit mir eine kleine Reise zu unternehmen.
*
Eine Stunde später ratterten Hannes und Anne über die A1 Richtung Koblenz. Die Sonne stand bereits über den Hügeln und hatte den Himmel in ein herrliches Rosa verwandelt. Zum Genießen der herrlichen Landschaft fehlte beiden aber die nötige Stimmung. Hannes hatte ein schlechtes Gewissen. Eigentlich hätte er heute unbedingt im Weinberg arbeiten müssen. Jetzt musste sein Angestellter Peter wieder alles allein machen. Na, immerhin hatte er gestern im Steilhang an der Thörnicher Ritsch tatkräftig mit angepackt. Zum Glück. Denn sonst hätte er Martin Krischel nicht getroffen! „Stell dir vor, da beobachte ich einen niegel-nagel-neuen schwarzen Geländewagen mit Seilwinde, getönten Scheiben und allem drum und dran, wie er durch die Serpentinen in unsere Richtung kurvt“, erzählte er Anne, „und weißt du, wer lässig aus der Nobelkarosse aussteigt? Martin Krischel!“, trompetete Hannes sensationsfreudig, noch bevor Anne in einer Quizshow die Möglichkeit zum Buzzer-Drücken gehabt hätte. „Nun fahr doch mal langsamer!“, schrie Anne und hielt sich mit beiden Händen am Handschuhfach fest. Hannes nahm den Fuß vom Gas. „Ist doch gar kein Verkehr!“, rechtfertigte er sich. „Und wie kommt Martin Krischel zu solch einer Karre?“, fragte Anne, nachdem sie sich wieder aufrecht hingesetzt hatte. „Behauptet, er hätte sie von seinem Bruder geschenkt bekommen, weil ja Martin die Mutter pflegt und sein Bruder sich deshalb auf seine Karriere in Luxemburg konzentrieren kann. Lächerlich, oder?“
„Könnte doch möglich sein“, murmelte Anne. „Das ist aber noch nicht alles!“, führte Hannes sein Plädoyer fort: „Gestern Abend war ich nämlich noch bei Martin zu Hause, ich sollte nach den Weinreben im Garten schauen. Habe ich auch gemacht, aber anschließend noch das ganze Haus untersucht.“
„Und du konntest einfach so durchs ganze Haus schleichen?“, meinte Anne ungläubig. „Tja“, lächelte Hannes, „wozu doch so eine Fußball WM nicht alles gut ist! Krischel war so gebannt von Deutschland gegen Argentinien, dass ich nebenher noch den Keller hätte ausbaggern können“, triumphierte Agent 00 Harenberg.
„Und?“ Anne sah Hannes auffordernd von der Seite an. „Was und?“ Anne ließ die Augen rollen. „Und was hast du spioniert?“
„Na ja“, Hannes wirkte jetzt ein wenig kleinlaut, „eigentlich nichts. Nur dass Krischel ein Sauberkeitsfanatiker ist, sein Keller sauberer aufgeräumt und sortiert ist als mein Wohnzimmer, er anscheinend ein Computerfreak ist, sein Vorratsraum überquillt mit Nahrungsmitteln und Obstsorten aus aller Welt und dass er meine Traumuhr besitzt, die ich seit Jahren im Internet unter Beobachtung laufen habe, sie mir aber nicht leisten kann. Uff das war so ziemlich alles.“
„Kein angeketteter Andreas Steinmetz im Heizungskeller?“
Hannes schüttelte den Kopf. „Nicht mal 'ne tote Ratte.“
„Also wissen wir auch nicht mehr als vorher. Nur, dass er irgendwo eine Geldfee getroffen haben muss!“, fasste Anne enttäuscht zusammen. „Aber stell dir mal vor: Vielleicht hörst du ja gleich in Düsseldorf Krischels Stimme auf Claires Computer.“
„Apropos Düsseldorf“, Hannes fuhr von der Autobahn ab, „such doch bitte mal die Straßenkarte raus, da vorn siehst du schon die Stadt mit der längsten Theke der Welt!“
Laut der Karte, die Anne verbissen studierte bog Hannes nach links in die Heinrich-Heine-Allee ab.
So ging es weiter durch die Großstadt, vorbei am Grabbeplatz, durch die Mühlenstraße und durch die ganze Altstadt. Schließlich erblickten die beiden Touristen die Kunstakademie und gelangten irgendwie auf die Hofgartenrampe, die auf die Oberkasseler Brücke führte. „So, jetzt müssten wir bald da sein!“, rief Anne erfreut, als sie durch die Lueg-Allee in Oberkassel tuckerten, eine breite Geschäftsstraße mit überaus großzügigem Einzelhandelsangebot.
In der Mitte fuhren ständig Straßenbahnen. „Von hier aus ist es bis zu Claire nur noch ein Katzensprung! Hat sie jedenfalls am Telefon behauptet“, meinte Anne hoffnungsfroh. Mittlerweile hatte sie die
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