Das Kreuz des Zitronenkraemers
Eisentür zum Keller. Verschlossen, keine Chance.
Claire schlich die Treppe hoch. Hier oben war sie noch nie gewesen. Die erste Tür führte sie ins Bad. Bewundernd bestaunte Claire die elegante Marmoreinrichtung, erinnerte sich dann aber, warum sie eigentlich hier war und schloss die Tür wieder. Das Schlafzimmer war direkt daneben. Ein überdimensionales Bett füllte die Mitte des Raumes aus. Die schwarze Satinbettwäsche schimmerte im Schein der Taschenlampe. Daneben befand sich hinter einer Schiebetür ein begehbarer Kleiderschrank. Claire wühlte sich durch unzählige Anzüge, Hemden, Schuhe und gab schließlich bei einer Unmenge nebeneinander aufgereihter Krawatten auf.
Zurück ins Schlafzimmer. Als Nachtschränkchen konnte man es eigentlich nicht bezeichnen, aber die graue Schieferplatte mit Unterbau neben dem Bett erfüllte zumindest dieselbe Funktion. Claire schaltete das Nachtlicht ein. Ein rötliches Licht durchströmte den Raum. Claires Blick fiel auf die gegenüberliegende Wand. Dort hing ein riesiger Flachbildschirm.
Claire konnte Fernseher im Schlafzimmer nicht leiden. Total unromantisch.
Sie setzte sich aufs Bett und öffnete die Schublade des „Nachtschränkchens“. Eine Packung Kondome, ein paar Papiertaschentücher, Bernds Lesebrille und - Claire hob das Foto auf, das mit dem Rücken nach oben in der Schublade lag - das Bild eines jungen Mannes, mit muskulösem nackten Oberkörper. Glücklich lächelte er Claire an, darunter standen der Name Arne und eine Telefonnummer. Claire kannte den Mann nicht, wahrscheinlich Bernds neueste Errungenschaft. Ob er wohl schon wusste, dass Bernd tot war? Seufzend legte Claire die Sachen wieder zurück und schloss den Schrank.
Alles umsonst, stöhnte sie, diese ganze beschissene, idiotische Aktion. Moment Mal, Claire öffnete die Schublade erneut und zerwühlte den Inhalt noch mal komplett. Aber sie hatte nichts übersehen. Sie hob die Kissen auf, die Decken, nichts. Auf der Schieferplatte, nur die Lampe und ein Buch. Claire hob erstaunt die Augenbrauen, Bernd und ein Wildwestroman? Kopfschüttelnd legte sie das Buch wieder hin. Wieso hatte Bernd einen Fernseher im Schlafzimmer, aber keine Fernbedienung?
Sie stand auf und ging zu dem Gerät an der Wand. Claire drückte einen der Funktionsknöpfe. Nichts geschah, der Knopf rührte sich noch nicht einmal. Claire strich über das rote Standby Lämpchen. Es war ein kleiner aufgeklebter Strich Farbe. Dies war kein Fernseher. Vorsichtig versuchte Claire, die Attrappe anzuheben. Sie war federleicht. Aus Pappe, aber täuschend echt. Claire legte den „Flachbildschirm“ aufs Bett und wunderte sich darüber, dass die Polizei diese Entdeckung wohl übersehen hatte und scheinbar auf die Imitation hereingefallen war. An der nun leeren Wand dahinter blinkte das Tastenfeld des Tresors. Sie las die schwarzen Buchstaben in der grünen Leuchtfläche. „Bitte Zahlenkombination eingeben.“ Oh nein, dachte Claire, nicht auch das noch und starrte auf die acht blinkenden Striche vor ihr.
Überlegen, überlegen, überlegen … Bernds Geburtsdatum. Claire kannte es genau, es war ja gleichzeitig Andreas Geburtsdatum, sie tippte ein: 08 11 1967. Bestätigen. „Eingabe falsch“, leuchtete das Display und gab einen Brummton von sich.
Mmh, was nun? Claire stapfte zurück zum Bett und zog das Foto aus der Schublade des Nachtisches. Eine achtstellige Telefonnummer. Claire hatte eigentlich selbst keinen Glauben an den Erfolg, aber sie tippte die Ziffern dennoch ein. Der enttäuschende Brummton war keine Überraschung. Allerdings war die Angabe auf dem Display jetzt neu. „Eingabe falsch, letzter Versuch“, meldete der Tresor. Was wohl passieren würde, wenn sie noch mal daneben liegen würde? Wahrscheinlich sprang dann die Alarmanlage an. Aber sie war so weit gekommen. Vielleicht lag nur noch dieses lächerliche Stahlgehäuse zwischen ihr und dem Schmuck, zwischen ihr und Andreas Befreiung. Claire rauchte der Schädel. Irgendeine Idee. Wie sie Bernd kannte, hatte er sich bestimmt nicht wahllos irgendwelche Ziffern ausgedacht. Dafür war sein Gedächtnis nicht geschaffen. Er selbst hatte einmal lachend erzählt, dass er sich noch nicht mal seine eigene Telefonnummer merken konnte und daher froh war, immer Visitenkarten parat zu haben.
„Das ist es!“ Claire erschreckte sich selbst vor ihrem lauten Schrei. Polternd raste sie die Treppe herunter und stoppte atemlos vor dem Bild des guten Jacob Steinmetz. Sie klappte das Bild
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