Das Kreuz des Zitronenkraemers
jedes Mal nach einem Telefonat die CD sichergestellt und eine neue eingelegt, falls er wieder anruft“, meinte Claire und startete die Wiedergabe ohne weiteren Kommentar.
„Schon wieder Sie. Ich hatte Sie ja bereits vermisst.“ Bernds Stimme klang reichlich genervt.
„Keine Sorge, Sie werden mich nicht los, bis ich habe, was mir gehört.“ Pause.
„Meine Familie ist seit Generationen auf der Suche nach diesem Schmuck. Auch ich habe, seit ich denken kann, die Schmuckszene verfolgt. Und siehe da, Ausdauer führt irgendwann zum Erfolg. Ich habe unseren Schmuck gefunden, zumindest habe ich ihn gesehen.“
„Wie soll ich das verstehen?“, unterbrach Bernd. „Der Juwelier, Ausgabe Januar 06, Sie erinnern sich doch sicher?“ Die Stimme des Unbekannten klang jetzt sehr erregt, „Für mich jedenfalls kam mir diese Ausgabe wie ein verspätetes Weihnachtsgeschenk vor, das mir da ins Haus geflattert kam.“ Bernd grummelte irgendetwas unverständliches, dann wieder deutlich: „Sicher erinnere ich mich an den Artikel über mich und unseren, ich betone, unseren Familienschmuck, von Generation zu Generation weitergegeben, wie Sie ja sicherlich gelesen haben, wenn Sie den Artikel kennen.“ „Und warum ist dann derselbe Schmuck im Tagebuch meines Vorfahren aus dem 17. Jahrhundert erwähnt und darin auf das genaueste beschrieben, hä?“, brüllte der Mann unwirsch dazwischen. „Was weiß ich, und ehrlich gesagt, es interessiert mich auch nicht.“ Bernd klang jetzt langsam wütend. „Außerdem gibt es noch weitere Beweise, ich weiß, dass sie irgendwo existieren müssen.“ Der Mann stockte. „Nur leider komme ich an die nicht ran.“
„Ich sage Ihnen jetzt zum letzten Mal, lassen Sie mich endlich in Ruhe oder kommen Sie mir mit ihren stichhaltigen Beweisen. Dann können wir von mir aus weiterverhandeln.“
Ende des Gesprächs, Bernd hatte vermutlich aufgelegt.
„Ich hab’s!“, rief Hannes aufgeregt. „Lass es noch mal laufen!“ Er sprang auf und stellte sich direkt neben den Lautsprecher. Am liebsten wäre er hineingekrochen. „Da, hast du das gehört!“, fragte er Anne triumphierend. „Im Hintergrund muht eine Kuh!“
„Ist das alles?“, fragte Anne enttäuscht. „Oder kennst du die Kuh persönlich?“„Ja, sozusagen!“, warf Hannes ein. „Hörst du auch das leise Plätschern während des ganzen Gesprächs? Und den Traktor am Anfang?“ Er ließ das Ganze noch ein weiters Mal ablaufen. „Ja, nun spann uns nicht so auf die Folter! Das ist doch nichts besonderes, oder?“, warf Anne während der Wiedergabe ein.
„Eben doch! Der Entführer hat aus Bekond angerufen! Aus der Telefonzelle auf der Bremm! Die steht nämlich neben dem Dorfbrunnen! Und im Hinterhof wohnt ein Landwirt mit Kühen! Der Traktor am Anfang gehört mit Sicherheit unserem Apfelbauern! Ich bin mir ziemlich sicher!“
„Na, prima“, hauchte Claire etwas enttäuscht. „Aber die Stimme? Wer ist er?“
Allgemeine Ratlosigkeit.
„Also, auch wenn der Anruf wirklich aus Bekond getätigt wurde, ich glaube eigentlich nicht, dass es sich um einen Bekonder handelt“, warf Hannes nachdenklich ein und griff zu einem weiteren Lachshäppchen. „Die können nämlich nicht wirklich ihren Dialekt verstecken und von dem ist bei dem Mann nichts zu hören.“
„Mhm“, warf Anne ebenfalls kauend dazwischen. „Da hast du Recht. Er hört sich eher nach Geschäftsmann an. Aber er ist, glaube ich doch, aus unserer Gegend, vielleicht aus Schweich oder Trier.“ Nachdenklich nahm sie noch eines der leckeren Häppchen.
„Aus dem Ruhrpott stammt er jedenfalls nicht. Die erkennt man nämlich immer!“, meldete sich Claire zu Wort.
Anne begann nun hektisch auf der Tafel zu notieren.
Erpresser: männlich, wahrscheinlich Geschäftsmann, Moselaner, besitzt Waffe mit Kal. 7.65 R.
Forderungen: Familienschmuck der Steinmetz, Schmuck wird angeblich erwähnt in einem Tagebuch aus dem 17. Jahrhundert
Übergabe: Ort wird noch mitgeteilt, spätestens Samstag
Sonstiges: Telefonat wurde aus Bekond getätigt
Orte:
Nach einer weiteren Schweigeminute, in der alle drei ihren Gedanken nachhingen, meinte Claire schließlich seufzend: „Lasst uns auch noch das letzte Gespräch anhören“, und wechselte den Datenträger.
„Wissen Sie was? Ich habe jetzt langsam die Schnauze voll. Außerdem habe ich auch wirklich keine Zeit, ständig mit Ihnen zu plaudern, ich werde die Polizei bitten, eine Fangschaltung zu installieren.“ Daraufhin
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