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Das Kumo-Kartell

Das Kumo-Kartell

Titel: Das Kumo-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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strömten Menschen und rannten auf die Ausgänge zu. Das Wachpersonal versuchte schon gar nicht mehr, sie aufzuhalten. Die Securityleute reckten die Hälse und blickten nach allen Seiten, um Noguchis Mörderin ausfindig zu machen. Aber der alte Trick funktionierte wieder mal hervorragend. Die Leute suchten eine langhaarige Brünette in dunklem Blazer mit Aktentasche, nicht eine Schwarzhaarige mit stoppelkurzem Haar, einer unvorteilhaften Brille und einem weinroten Blazer.
    Ein paar Sekunden später war Yuki draußen. Sie sah die von Kumo geschickten Bodyguards vor der Tür, die Ausschau nach Noguchi hielten. Da die Männer nicht auffallen durften, hatten sie notgedrungen vor der Tür bleiben müssen. Kumo würde nicht sehr erfreut sein, dass Noguchi trotz Bewachung tot war.
    Yuki sah den Mann, der sie vorhin zum Kaffee eingeladen hatte. Er wartete offenbar darauf, dass sie aus dem Gebäude kam. Sein Gesicht drückte ehrliche Besorgnis aus, als er sie nirgends entdeckte. Beinahe bedauerte Yuki, dass sie ihn enttäuschen musste. Aber Gefühle konnte sie sich in einer Situation wie dieser nicht leisten. Sie blieb im Strom der Fliehenden, bis er auf der gegenüberliegenden Straßenseite stoppte und sich mit den Schaulustigen vermischte. Spurlos tauchte sie in der Menge unter.
    Eine halbe Stunde später hatte sie ihren Wagen erreicht und fuhr eine Zeit lang in der Stadt herum, bis sie sich sicher war, dass niemand ihr folgte. Dann suchte sie ein Hotel in der Nähe des Flughafens. Sie entschied sich für das King’s Inn in der 23rd Avenue. Sie würde dort bleiben, bis sie den nächsten Mann auf ihrer Liste eliminierte. Unmittelbar vor der Tat würde sie auschecken und nach getaner Arbeit in einem anderen Hotel unterschlüpfen.
    Doch der nächste Coup erforderte noch sorgfältigere Planung. Denn Kumo hatte Lunte gerochen. Und das machte die Sache schwieriger und gefährlicher.
    Aber Gefahr war ihr Job.

5
    Das Hauptquartier des G-Teams versteckte sich hinter der Fassade einer Softwarefirma namens Cyberedge. Die angebliche Firma residierte im Erdgeschoss und ging tatsächlich pro forma der Arbeit von Softwareentwicklern nach. Allerdings waren alle Angestellten – nur vier, mehr brauchte es zur Tarnung nicht – ebenfalls Agenten. Im Keller befand sich das Herz des G-Teams: ein Großraumbüro, in dem sämtliche Agents ihren Arbeitsplatz in Form eines Schreibtisches mit Computerstation besaßen. Lediglich Zeerookah besaß einen eigenen Raum, vollgestopft mit Hightech-Servern, Hochleistungscomputern und anderen Geräten.
    Zeerookah empfing Cotton und Decker an der Seite von John D. High, dem Special Agent in Charge, in dessen Büro. Die Glasfront erlaubte dem Chef des G-Teams den Blick über den gesamten Arbeitsbereich. Während High ihnen kühl und mit unbewegter Miene entgegenblickte, als sie die Stufen zu seinem Büro hinaufstiegen, lächelte Zeerookah und hob grüßend die Hand. Sein Lächeln wirkte allerdings ein wenig gequält.
    Cotton unterdrückte ein Grinsen. Die beiden Männer nebeneinanderstehen zu sehen bot ein Bild, das wie ein Schnappschuss aus einer Comedy wirkte. Sie waren nicht nur rein äußerlich völlige Gegensätze. Zeerookah reichte dem fast zweit Meter großen, hageren John D. High knapp bis zur Schulter. Da er sich selten im Freien aufhielt, blieb seine Haut blass, was einen zusätzlichen Kontrast zu Highs dunkler Haut bildete. Zeerookah hatte etliche Kilos zu viel auf den Rippen und erweckte den Eindruck, dass er aus Angst vor dem Verhungern in jeder Tasche einen Schokoriegel als Notration deponiert hatte. Ein Eindruck, der nicht völlig falsch war.
    Der Unterschied zwischen den beiden Männern drückte sich auch in ihrer Kleidung aus. Während Mr High einen eleganten Anzug und Krawatte trug, lief Zeerookah in Jeans und weitem Hemd herum, um seine Leibesfülle zu kaschieren. Letzteres hatte er diesmal notdürftig in den Hosenbund gesteckt, was seinem Aussehen nicht gerade förderlich war.
    Nach kurzer Begrüßung deutete Mr High auf die Stühle an seinem Besprechungstisch gegenüber dem riesigen Wandbildschirm. Cotton, Decker und Zeerookah nahmen Platz. Der SAC selbst blieb stehen und nickte Zeerookah auffordernd zu.
    Der IT-Spezialist räusperte sich, ehe er den Bildschirm aktivierte und eine Reihe von Fotos darauf projizierte. »Also, ich habe die Hintergründe der Toten gecheckt und nach Gemeinsamkeiten gesucht. Ich musste zeitlich ein bisschen weiter zurückgehen, aber ich bin fündig geworden.«

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