Das Kumo-Kartell
Er deutete auf die Fotogalerie, auf der vierzig Personen zu sehen waren. »Sie alle haben vor fünf Jahren ein Motivationsseminar im Fairbairn Institute in Washington besucht. Die einzigen beiden Ausnahmen sind die hier.«
Er vergrößerte zwei Fotos. Es handelte sich um die Angestellten der japanischen Botschaft und des Konsulats. »Bis jetzt habe ich keine Verbindung dieser beiden zu einem der anderen Teilnehmer finden können. Sie haben auch untereinander keinen Kontakt. Bis auf diese zwei.« Er zoomte die Bilder eines Mannes und einer Frau heran. »Sie sind miteinander verheiratet. Außerdem sind sie kaukasischer Abstammung, weshalb wir sie für unseren Fall ausschließen können. Die anderen«, er zoomte die Bilder von zwölf Männern und drei Frauen heran, »sind ausnahmslos japanischer Abstammung. Zehn von ihnen sind tot – bis auf diese fünf.« Zeerookah zoomte auf fünf Gesichter.
»Und welche Verbindung gibt es auf den zweiten Blick?«, fragte Cotton ungeduldig.
»Jeder von ihnen besitzt ein Offshorekonto, das in unregelmäßigen Abständen mit Bareinzahlungen gefüttert wird – jedes Mal exakt drei Tage nach Vorfällen, bei denen für die Armee bestimmte Waffentransporte mit Hightech-Komponenten für Lenksysteme überfallen und ausgeraubt wurden.«
Decker deutete auf den Bildschirm. »Womit haben wir es hier zu tun? Mit einer Gruppe Japaner und japanischstämmiger US-Bürger, die sich nach einem Motivationsseminar aus heiterem Himmel entschlossen haben, kriminell zu werden?« Sie blickte von Zeerookah zu Mr High und wieder zurück.
»Das wissen wir noch nicht«, antwortete High.
»Sie haben auch nicht alle dasselbe Seminar besucht, sondern verschiedene Veranstaltungen, die sich über das gesamte Jahr 2007 erstreckten«, erklärte Zeerookah. »Der damalige Leiter der Motivationsseminare war übrigens ein gewisser Simon O’Leary, ehemaliger Professor für Psychologie an der State University in Albany. Heute ist er Berater des Gouverneurs.«
»Es gibt noch eine Gemeinsamkeit.« Mr High nickte Zeerookah auffordernd zu.
Der holte Bilder auf den Schirm, die augenscheinlich von verschiedenen Überwachungskameras stammten. Sie zeigten eine Frau, die sich nicht die geringste Mühe gab, der Kamera auszuweichen; manchmal blickte sie sogar direkt hinein, als wäre es beabsichtigt. Obwohl sie die Haare unterschiedlich gefärbt und frisiert hatte, handelte es sich eindeutig um dieselbe Person. Es war die Frau, die John Saito ermordet hatte.
»Sie war an mehreren Tatorten. Ich habe sie bereits durch alle Datenbanken gejagt, aber sie ist ein Phantom.« Zeerookah klang ungehalten. »Es gibt zwar etliche Fingerabdrücke und DNA-Spuren von ihr, aber da man sie bis jetzt nie erwischt hat und deshalb ihre Abdrücke und ihr DNA-Profil nicht mit den Spuren abgleichen konnte, ist es bis jetzt nur Spekulation, dass sie die Taten begangen hat, in deren Umfeld ihre Spuren gefunden wurden.«
Decker schüttelte den Kopf. »Es muss irgendeine Spur zu ihr geben. Selbst wenn sie öfter ihr Aussehen ändert, muss doch irgendeine Polizeibehörde ihre Fährte aufgenommen haben.«
Diesmal übernahm Mr High die Antwort. »Durchaus. Aber sie konnte jedes Mal ihre Spuren verwischen und unerkannt verschwinden.«
»Nicht mal die Gesichtserkennungssoftware hat sie bis jetzt finden können«, ergänzte Zeerookah. »Das legt den Schluss nahe, dass auch dieses Gesicht«, er deutete auf das Foto, das die Frau im Fahrstuhl von Saitos Penthaus zeigte, »eine Maske ist, die sie wahrscheinlich bei ihren Aufträgen benutzt.«
»In jedem Fall ist sie ein Profi und äußerst gefährlich«, betonte High. »Ich habe bereits unsere Kontaktleute bei NSA, CIA und dem Heimatschutzministerium informiert. Falls man die Frau dort kennt, bekommen wir sofort alle Informationen über sie.«
Cotton betrachtete eins der Bilder, auf dem die Frau besonders gut zu erkennen war. Ihr Alter war schwer zu schätzen. Sie konnte Mitte zwanzig, aber auch älter sein und war ausgesprochen attraktiv. Cotton zweifelte keine Sekunde daran, dass diese Frau unwiderstehlich sein konnte, wenn sie es darauf anlegte. Der Tod kleidete sich manchmal in eine verlockende Gestalt.
Zeerookah zoomte fünf Fotos seiner Galerie heran. »Das sind die letzten noch lebenden japanischen Teilnehmer der Seminare von 2007. Takumi Itani, Henry Noguchi, Hiro Matsumoto, Ken Shigeta und Daniel Koto. Ich schicke euch ihre Adressen auf eure Smartphones.«
»Nehmen Sie sich die Leute vor«,
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