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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Pferche den Rittern als Versteck zum Verschnaufen oder als Hinterhalt dienen können. Es wäre auch viel zu gefährlich für sie, in ihren Häusern zu bleiben. Siehst du dort hinten die Bauern? Sie werden zittern, bis das Turnier zu Ende ist, und hoffen, dass ihre Häuser im Eifer des Gefechts nicht vollkommen zerstört werden. Es kommt nämlich hin und wieder vor, dass Hütten angezündet werden. Die Gärten der Bauern jedenfalls werden allesamt von den Pferden niedergetrampelt, so viel ist sicher. Als Schaulustiger sollte man sich von den Kämpfenden daher möglichst fernhalten. Wenn die Ritter erst im Blutrausch sind, merken sie nicht, wenn jemand im Weg steht. Am sichersten ist es, in ausreichender Entfernung von einem Pferd aus zuzusehen. Aber die Turniere sind ja auch nicht für Zuschauer gemacht, sondern für die Ritter selbst.«
    »Hier sind doch aber eine Menge Leute.« Ellen deutete auf die vielen Menschen um sie herum, die Treffer und Niederlagen der jungen Ritter, die gerade gegeneinander antraten, mit lautem Johlen kommentierten.
    »Ja, die Tjosten, die lässt sich tatsächlich kaum einer entgehen, weil man hier die jungen Heißsporne zum ersten Mal sieht. Auch ältere und bedeutende Ritter halten Ausschau nach begabten Kämpfern, die sie entweder gleich anheuern oder argwöhnisch beobachten, weil sie schon bald zu ihren Gegnern gehören könnten.«
    Nachdem die Tjosten vorüber waren, begannen sich langsam Gruppen von je einem Dutzend und mehr Männern an den Barrieren zu versammeln.
    »Seht Ihr dort hinten die Ritter unter dem roten Banner mit den kriechenden Löwen in Gold? Das sind die Ritter unseresjungen Königs. Und da ist auch der junge Ritter, der vorhin Sir Ralph besiegt hat! Auf der rechten Seite stehen die Angevinger, ein Stück weiter die Bretonen und gleich daneben die Poiteviner. Alle Gruppen kämpfen gegeneinander. Es siegt, wer die meisten Feinde bezwungen und als Geisel genommen hat. Wer hier Erfolg hat, nimmt eine Menge Geld mit, weil sich die Geiseln freikaufen müssen. Da ein erfolgreicher Ritter auch ein freigebiger Ritter ist, haben die Händler dann alle Hände voll zu tun, genau wie die Gaukler und Musikanten, die bei der abschließenden Festlichkeit aufspielen, die Huren, die den Herren das Lager anwärmen, und die Garköche, die für ihr leibliches Wohl sorgen. Die Verlierer werden großzügig behandelt, denn schon das nächste Mal kann der Sieger selbst ein Verlierer sein. Wer sich auf Turnieren erfolgreich schlägt und zu den Besten gehört, dem winken beim nächsten Mal hohe Gagen. Manche Barone bieten tollkühnen Kämpfern sogar eine Ehe und damit verbunden ein kleines Lehen, wenn sie sich für sie in den Kampf begeben. Für so manchen Nachgeborenen ist das die einzige Möglichkeit, eine Frau und regelmäßige Einkünfte zu bekommen. – Ah, jetzt wird es nicht mehr allzu lange dauern, bis sie losreiten. Seht Ihr, dort hinten im Westen am Fuße der Hügel werden sie sich treffen, und dann beginnt das Hauptturnier.«
    Ellen fühlte, dass jemand sie am Ärmel zupfte.
    »Wir sollten uns langsam um deine Arbeit kümmern, es ist schon Nachmittag«, sagte Jean.
    »Ich komme später nach, um zu sehen, ob ihr es ohne mich geschafft habt.« Henry zwinkerte ihnen zum Abschied zu.

    * * *

    Thibaults Herz raste, als er sein Pferd hinter dem Zelt zum Stehen brachte und abstieg. Er hatte den dicken Sir Ralph aus dem Sattel gehoben wie eine Feder! Thibault riss sich den Helm vom Kopf und hätte sich nur allzu gern mit dem Ärmel die Schweißperlenfortgewischt, die ihm von der Stirn in die Augen liefen, aber zuerst musste er sich seines Kettenhemdes entledigen. Gilbert, sein Knappe, half ihm dabei.
    »Ihr wart großartig, Herr! Die Menge hat getobt, und ich habe genau gesehen, dass der Maréchal wohlwollend genickt hat.« Gilberts Augen strahlten vor Stolz, aber Thibault hörte ihm kaum zu.
    Der Maréchal! Wenn der wüsste! Thibault konnte an nichts anderes mehr denken. »Schon gut, Gilbert, lass mich jetzt allein!«, befahl er schroff. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, um sich zu sammeln, dann würde er sich wieder ankleiden müssen, weil das Hauptturnier begann. Thibault setzte sich auf einen Schemel und legte den Kopf in beide Hände. Wieso musste sie hier auftauchen? Sie war ihm direkt vors Pferd gelaufen, wäre beinahe von seinen Hufen zermalmt worden! Hatte sie denn keine Augen im Kopf? Thibault dachte an das leuchtende Grün, das er so liebte. Er hatte ihre Augen gar nicht sehen

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