Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
dem Feuer holte, es in den Trog tauchte und hin und her bewegte, damit es gleichmäßig abkühlte.
Das Wasser zischte und brodelte, als die heiße Klinge hineinglitt.
Ellen flüsterte einen Zahlenreim, den sie von Donovan gelernt hatte. Bei sieben musste die Klinge aus dem Wasser geholt werden, um noch genug Restwärme zu besitzen. Ellen horchte angestrengt auf das Zischen und Brodeln. Kein Knistern, das ein Missraten ankündigte, war zu hören. Gespannt zog sie das Schwert aus dem Trog. Der Lehmüberzug ließ sich jetzt leicht entfernen. Mit angehaltenem Atem begutachtete sie jeden Zoll. Es war kein Fehler zu sehen. Ellen atmete auf. Jetzt würden noch Schliff und Politur über die Qualität des Schwertes entscheiden. Ellen wischte sich die Schweißperlen von der Stirn und sah zu Jean hinüber, der sich in eine Ecke zurückgezogen hatte. »Du kannst rauskommen. Es ist alles glattgegangen. Hast du gut zugesehen?«
»Ich hab mich kaum getraut, Luft zu holen, so spannend war es.«
»Ging mir genauso!« Ellen lächelte Jean erleichtert an und wischte sich eine Haarsträhne fort, die auf ihrer Schläfe klebte.
»Jetzt kann ich endlich wieder ruhig schlafen. Komm, wir machen Schluss, ich bin geschafft.«
»Ich auch. Ich bin hundemüde, obwohl ich nicht einmal den kleinen Finger gerührt habe. Hier, ich habe einen Kienspan mitgebracht. Den brauchen wir heute, sonst legen wir uns am Ende noch zu einem Fremden ins Zelt.«
Am nächsten Morgen bemerkte Ellen, dass Madeleine wieder eine Silbermünze in ihren Händen hielt. Geschickt ließ sie das Geldstück durch ihre Finger wandern.
»Hast du die von demselben Ritter wie das letzte Mal?«, fragte Ellen. Sie spürte die Wärme freudiger Erwartung in sich hochsteigen, aber Madeleine antwortete nicht.
»Ich glaube, er ist in dich verliebt! Seine Augen waren ganz groß, als er nach dir gefragt hat«, erklärte sie.
»Guillaume!«, flüsterte Ellen glücklich. »Wo ist er?«, fragte sie Madeleine.
Die aber sah sie nur strahlend an. »Er sieht gut aus!« Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Geldstück zu.
Voller Vorfreude ging Ellen in die Schmiede. Wenn Guillaume gekommen war, würde er sie sicher dort aufsuchen. Den ganzen Tag spürte sie ein wohliges Kribbeln in ihrem Bauch. Doch Guillaume kam nicht. Sie war so enttäuscht darüber, dass sie nicht einmal an Athanor arbeitete. Als Guillaume auch am nächsten Tag nicht erschien, erkundigte sie sich nach dem jungen König, aber niemand hatte ihn oder sein Gefolge gesehen.
Wer weiß schon, woher Madeleine die Silbermünze hat? Ellen schob alle störenden Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder ganz auf die Arbeit an Athanor. Sie maß die Klingenlänge und errechnete die besten Proportionen für die Parierstange.Dann nahm sie sich den mehrfach geschmiedeten Eisenrest vor, faltete ihn mit Jeans Hilfe noch einmal und teilte ihn dann in zwei Stücke. Eines davon war für die Parierstange, das andere für den Knauf. Sie schmiedete eine ungefähr fingerbreite Stange von der Länge einer Handspanne, die Parierstange würde später über die Angel bis zur Klinge geschoben werden und musste deshalb in der Mitte mit einem Schlitz versehen werden. Dabei musste Ellen darauf achten, dass das Loch nicht zu breit wurde, damit die Parierstange später nicht wackelte. Um ein möglichst passendes Loch einschlagen zu können, fertigte Ellen einen eisernen Dorn mit den Maßen der Angel.
»Ah, da bist du ja!«, begrüßte sie Jean mit einem Lächeln. Er war später dran als gewöhnlich und sah unzufrieden aus. »Was ist?« Ellen legte ihre Hand auf seine Schulter. Mürrisch schüttelte er den Kopf. Es hatte keinen Sinn weiterzufragen, wenn er nicht wollte. Jean würde schon von selbst erzählen, was ihn bedrückte, sobald er bereit dazu war.
»Kann ich dir helfen?« Jean bemühte sich, ein freundlicheres Gesicht aufzusetzen.
»Ich könnte doch gar nicht weitermachen ohne dich«, behauptete Ellen und sah ihn freundlich an. »Hältst du wieder?«
Jean nickte und band sich eine Schürze um.
»Heute wird es nicht spritzen«, versprach sie in der Hoffnung, ihn damit ein wenig aufzumuntern. »Hier, mit der Wolfsmaulzange hältst du die Parierstange, wenn ich fertig bin.« Um später den Dorn an der richtigen Stelle durch die Stange schlagen zu können, maß Ellen ihre Mitte aus und markierte sie mit einem gezielten Schlag auf den Meißel.
»Sieht tatsächlich aus wie das Maul eines Wolfes«, meinte Jean und drehte die Zange hin
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