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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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ein wenig nach. Die Härtung würde sie erst in einer mondlosen Nacht durchführen, so wie ordentliche Schwertschmiede es immer taten. In einer wirklich schwarzen Nacht bei absoluter Dunkelheit ließen sich die Glühfarben am genauesten bestimmen. Da die Glühhitze überaus wichtig für das Gelingen der Härtung war und nahezu jedermann wusste, welch großen Einfluss das Mondlicht nicht nur auf Menschen und Tiere hatte, war es sicherer, die wenigen Tage bis Neumond abzuwarten. Inzwischen würde ihr genügend Zeit bleiben, sich um das Wasser zu kümmern.
    Als Nächstes schmiedete Ellen kleine Plättchen aus einem Reststück des Klingenmaterials, an denen sie das Härten ausprobieren würde.
    Donovan hatte nach seiner Übersiedlung nach Tancarville ziemlich geflucht, weil er sich auf anderes Wasser hatte einstellen müssen. In Ipswich hatte er es aus einer ganz bestimmten Quelle geholt, so wie es schon sein Meister vor ihm getan hatte. Nach dem ersten Misserfolg beim Härten in Tancarville hatte er Ellen einen ganzen Stapel solcher Eisenplättchen schmieden lassen und mit ihnen so lange herumprobiert, bis die Härtung perfekt war.
    Ellen holte Wasser aus einem nahe gelegenen Bach, fügte ein wenig Urin hinzu und prüfte die Mischung so lange, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war. Zwei Tage vor Neumond war sie so weit, trotzdem begann sie, nervös zu werden. Ihr Herz klopfte, und sie bekam feuchte Hände bei dem Gedanken, dass der nächste Arbeitsgang alle Bemühungen der letzten Wochen zunichte machen konnte. Um die Klinge für das Härten vorzubereiten, hatte sie sich bei einem Töpfer Ton besorgt, mit dem sie das Schwert nun bestrich.
    Jean beobachtete sprachlos jeden ihrer Handgriffe.
    »Die erste Schicht mache ich ganz dünn und verteile sie aufder ganzen Klinge. Wenn der Ton trocknet, kann ich sehen, ob ich ihn gut gemagert habe, wenn nicht, gibt es nämlich Risse«, erklärte sie. »Und die können wir gar nicht gebrauchen.«
    »Was bedeutet denn das, gemagert?«
    »Wenn der Lehm fest und schwer ist, dann nennt man ihn fett. Na, und wenn er weich und locker ist, nennt man ihn mager. Ja, und dann ist da noch die Glühfarbe. Ton glüht heller als Eisen. Mit einem fetten Tonüberzug wäre es zu schwierig, die Glühfarbe des Eisens zu erkennen. Also magert man den Ton mit Wasser, Kohlenstaub und zerriebenem Sandstein. Wenn eine dünn aufgetragene Schicht Ton gleichmäßig trocknet, dann ist er gut gemagert, und es kann weitergehen.«
    »Wozu braucht man den Lehm überhaupt? Könnte man auch ohne ihn härten?«
    »Sicher, wenn man nicht gerade ein Schwert macht! Denn wir wollen ja nicht einfach nur härten! Wir wollen eine elastische Klinge und scharfe Schneiden bekommen, das ist ein Unterschied. Die Klingenmitte muss deshalb weniger gehärtet werden als die Schneiden. Schließlich hätten wir sonst den Klingenkern gar nicht erst aus weicherem Material herzustellen brauchen.«
    »Aber du hast doch auch Lehm auf die Schneiden gemacht!«
    »Aber nur eine dünne Schicht, sie schützt die Schneiden vor übermäßiger Wärme und macht gleichzeitig die Abschreckung weniger schroff. So ist die Gefahr nicht so groß, dass die Schneiden spröde werden.«
    »Und dann splittern könnten!«
    »Richtig, Jean! Wenn die erste Schicht Lehm getrocknet ist, verteile ich weitere darüber, aber nur noch in der Mitte.«

    Als Ellen am Morgen des Neumondtages mit Bauchschmerzen aufwachte, fürchtete sie schon, ihre unreinen Tage könnten ihren Plan, das Schwert zu härten, zunichte machen. Unreinheit war eine denkbar schlechte Voraussetzung für eine solchschwierige Unternehmung. Sogar bei alltäglichen Dingen wie Bier brauen oder Brot backen durften Frauen dann nicht helfen. Zum Glück waren die Schmerzen in ihrem Bauch nur von der Aufregung gekommen, und andere Anzeichen stellten sich nicht ein.
    Nach der Arbeit schürte Ellen das Feuer erneut, legte den mit Lehm bestrichenen Klingenrohling in die Glut und bereitete den Trog zum Abschrecken vor. Auf den Boden des langen Gefäßes legte sie einen Stein und murmelte eine geheimnisvolle Formel, von der Jean kein Wort verstand.
    Er hatte sich in eine Ecke zurückgezogen, so wie Ellen es angeordnet hatte.
    »Wenn du beim Härten zusehen willst, musst du unsichtbar sein. Du darfst nicht reden, keine Fragen stellen und mich nicht ablenken«, hatte sie ihm eingeschärft.
    Jean krallte seine Hände angespannt ineinander.
    Die Schneiden der Klinge leuchteten gelbrot, als Ellen das Schwert aus

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