Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Jean zu begrüßen. »Sie darf auf keinen Fall schon wieder arbeiten!«
»Könnte ich auch gar nicht!«, erklärte Ellen, gefolgt von einem schlimmen Hustenanfall.
»Das hört sich in der Tat noch nicht gut an!« Jean sah sie besorgt an. »Da klingt ja Graubarts Gebell besser!«
Ellen wehrte ab, hustete noch einmal blechern und bedeutete ihm, mit ihr zu kommen. »Reden wir nicht mehr von mir. Was ist mit dir, hast du Arbeit gefunden?«
»Ich werde dir bald den besten Leim machen können, den du je hattest!«, prahlte Jean.
»Du? Na, das wird ja was werden, hoffentlich klebt er dann auch!« Ellen wurde erneut von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. »Wie kommst du überhaupt zum Leimkochen?«, fragte sie, als sie endlich wieder Luft bekam.
»Ich arbeite beim Schildmacher. Ich habe dir doch erzählt, dass er seinen Leim selbst kocht. Er wird es mir beibringen, hat er gesagt!«
»Ist denn sein Sohn schon wieder krank?«
»Nein, Sylvain arbeitet auch. Er ist übrigens ein ganz netter Kerl, einen Kopf größer als ich und ein bisschen älter, aber er bildet sich nichts drauf ein.«
Ellen lächelte. »Ich bin froh, dass du eine so gute Arbeit hast. Madeleine hat hier auch viel zu tun; nur ich bin zur Untätigkeit verdammt!«
»Madeleine sieht zufrieden aus, ich hab mir wohl ganz umsonst Sorgen um sie gemacht«, stellte Jean fest und drehte sich kurz nach ihr um.
»Ruth ist gut zu uns! Sie ist nicht von meiner Seite gewichen, als ich Fieber hatte.« Ellen keuchte, holte ein paar Mal pfeifend Luft und fuhr dann fort: »Alle Knochen haben mir wehgetan, als hätte ich tagelang geschmiedet. Dabei habe ich doch nur im Bett gelegen.« Sie hielt kurz inne und hustete. »Gestern wollte ich das Gehilz fertig machen, aber ich konnte nicht!« Hastig zog sie das Wolltuch enger um ihre Schultern. »Ich fühle mich, als wäre ich hundert.«
»Hundert?« Jean lachte. »So alt wird doch niemand!«
»Sieh mich an!« Ellen grinste müde.
»Es wird langsam kühl, du solltest besser ins Haus kommen und dich am Feuer wärmen«, meinte Ruth und führte sie hinein.
Jean stellte sich so nah wie möglich ans Feuer und rieb sich die Hände. »Ich sollte auch langsam los, damit ich vor der Dunkelheit zurück bin. Ist sicherer.« Er küsste Ellen zum Abschied auf die Wange. Als sie ihn verwundert ansah, weil er das noch nie getan hatte, lief er rot an und wandte sich schnell ab.
»Ich bringe dich hinaus!«, schlug Ruth vor.
»Sie ist noch schwach. Ich bin froh, dass Ihr Euch um sie kümmert. Auch Madeleine scheint sich bei Euch sehr wohl zu fühlen. Danke für alles, Madame!« Jean verbeugte sich galant.
»Fort jetzt mit dir, du Lausebengel!«, schalt Ruth geniert und schob ihn durch das Tor.
»Ich wollte Euch nicht ärgern, ehrlich!«, beeilte sich Jean zu versichern.
»Schon gut«, brummte Ruth und richtete den Haarknoten in ihrem Nacken. »Netter Junge«, murmelte sie lächelnd und ging zurück ins Haus.
Als Jean eine Woche später wiederkam, ging es Ellen viel besser. Sie ermüdete zwar noch immer schnell und war noch ein wenig blass, aber ihre Zuversicht schien zurückgekehrt.
Madeleine hatte zuerst bemerkt, dass Jean im Hof stand, und flog ihm in die Arme. »Du hast mir gefehlt«, hauchte sie ihm ins Ohr. »Ich habe dir was zu essen gemacht. Du hast bestimmt Hunger!«
Jean sah erstaunt zu Ellen, die inzwischen aus dem Haus gekommen war. »Madeleine hat sich verändert!«, sagte er leise, nachdem er auch Ellen begrüßt hatte.
»Dies hier ist ein wunderbar friedliches Haus, das einem nur guttun kann.« Ellen führte Jean in die Wohnstube, wo Madeleine ihm einen großen Teller Linsen vorsetzte. Jean löffelte die weich gekochten, schmackhaften Hülsenfrüchte mit großem Appetit. »Wunderbar, Madeleine!«, lobte er und schmatzte vor Wonne.
Ellen konnte es nicht mehr abwarten zu erfahren, wo das nächste Turnier stattfinden würde. Sie legte beide Unterarme auf den Tisch, beugte sich vor und sah jedem Bissen ungeduldig nach, den Jean in sich hineinstopfte. »Los, erzähl schon!«
»In spätestens fünf Tagen sollten wir aufbrechen, das Turnier bei Chartres ist das vorletzte vor Weihnachten, wird ’ne Menge los sein dort. Anselm, der Pfannkuchenbäcker aus dem Rheinland, und ein paar andere, die noch hiergeblieben sind, machen sich dann ebenfalls auf den Weg. Wenn wir nicht alleine reisen wollen, wäre das die beste Gelegenheit.«
»Gut, dann machen wir das. Die frische Luft und der Fußmarsch werden mir wieder
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