Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Kraft geben. – Und jetzt sag mir, was ist mit Guillaume? Hast du ihn gesehen? Hat er nach mir gefragt?«
Jean atmete hörbar ein. Er hatte für einen kurzen Moment dieHoffnung gehegt, Ellen würde ihn nicht nach ihm fragen. Obwohl er lügen konnte, wenn es sein musste, wusste er doch, dass die Wahrheit, wie immer bei solchen Dingen, früher oder später herauskommen würde. Also entschied er sich, ihr zunächst von Guillaumes Triumph bei den Kämpfen zu erzählen.
»Er wird einmal der berühmteste aller Ritter werden, ganz sicher. Eines Tages werden sie sich um ihn reißen, glaub mir. Der Kampf ist sein Leben, alles andere ist unwichtig für ihn. – Hast du ihn mal kämpfen sehen?« Ellens Wangen röteten sich, als sie über Guillaume sprach.
»Nein, ich musste ja arbeiten«, brummte Jean unwillig und versuchte, vom Thema abzulenken. »Der Schildmacher hat zwar noch nichts gesagt, aber ich hoffe, auch beim nächsten Turnier wieder für ihn arbeiten zu können. Dann kannst du auch den Leim bei ihm kaufen. Er macht dir bestimmt einen fairen Preis, wenn ich mit ihm verhandele.«
Ellen lächelte ihn an. »Gut, das machen wir. Das Gehilz habe ich übrigens gestern, so weit es ging, fertig gemacht.« Plötzlich wurde sie ernst. »Ich habe erst in den letzten zwei Tagen wieder an Athanor gedacht.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Sobald ich wieder schmieden kann, mache ich den Knauf, ich kann es kaum noch abwarten, wieder in die Werkstatt zu kommen. Es geht mir wirklich schon viel besser!«
»Ach, Ellen, ich habe dir ja etwas zur Stärkung mitgebracht! Warte, ich hole es!« Jean rannte hinaus in den Hof zu Nestor und hielt schließlich einen kleinen Tontopf in Händen. Ellen war ihm in den Hof gefolgt, während Madeleine sich in der Küche zu schaffen machte.
»Hier, für dich!« Jean gab ihr das Töpfchen.
Ein dünner Strick hielt Deckel und Topf zusammen.
»Was ist denn drin?« Ellen drehte das Töpfchen neugierig hin und her.
»Mach es auf, und sieh nach!« Jeans Gesicht zuckte freudig. »Aber vorsichtig!«
Ellen löste den Knoten und nahm den Deckel ab. In dem Töpfchen war eine dickflüssige braune Masse.
»Jean, was ist das?« Ellen roch vorsichtig daran. »Mm, gut, ein bisschen bitter und gleichzeitig süß.«
»Ist aus Äpfeln und Birnen gekocht. Der Mann aus dem Rheinland, mit dem wir weiterreisen werden, stellt es her und verkauft seine Pfannkuchen damit. Es schmeckt süß, fast wie Honig! Probier mal!«
Ellen tauchte ihren Finger ein wenig in den Sirup. Mit halb geschlossenen Augen schleckte sie ihn ab. »Mm, du hast Recht, schmeckt wunderbar!«
»Jean, du solltest das Pferd abreiben, ist nicht gut, es so verschwitzt stehen zu lassen. Binde es hinten am Ziegenstall an. Dort findest du auch Stroh und einen Eimer mit Wasser für das gute Tier«, riet ihm Ruth, die aus dem Haus gekommen war, um Ellen ein Wolltuch über die Schultern zu legen.
»Du musst besser auf dich aufpassen. Es ist zu kalt so für dich!«, tadelte sie Ellen besorgt. Jean fiel zum ersten Mal auf, wie klein die Frau war. Sie ging Ellen gerade bis zur Schulter.
»Ihr habt Recht, ich kümmere mich besser mal um Nestor.« Jean begann, das Pony von seiner Last zu befreien. »Können Ellen und Madeleine noch ein paar Tage bei Euch bleiben? Wir müssen dann nach Chartres weiter«, fragte er Ruth so beiläufig wie möglich, ohne sie anzusehen.
»Und du?« Ruth zupfte ein paar Blätter Löwenzahn aus dem Beet. »Sehr schmackhaft.« Sie nickte Madeleine zu und gab sie ihr.
»Ich werde schon was finden, ich habe ja das Zelt.«
»Kannst du Holz hacken und das Dach vom Stall reparieren?«, fragte Ruth ruhig. Ihr Blick wanderte sorgenvoll nach oben. Das Strohdach war löchrig und ausgefranst.
Jean nickte unsicher. Obwohl sie alles andere als böse aussah, schüchterte ihn die kleine Frau ein. Er hatte noch nicht einmal gewagt zu fragen, was sie ihr für Ellens Pflege schuldeten.
»Dann kannst du hierbleiben. Mein guter Mann, Gott hab ihn selig, hat mir das Haus hier hinterlassen und ein weiteres, ein Stück die Straße rauf. Der Mietzins davon reicht gut für mich zum Leben. Ich brauche nicht viel. Wenn du genauso bescheiden bist wie Madeleine und Ellenweore und dich ebenso nützlich machst, soll es mir recht sein, dass auch du hierbleibst.«
Jean nickte heftig. »Danke, Madame!«
Als sie abends beim Essen in der Küche saßen, sah er sich verstohlen um. Ruth hatte sich schon vor dem Essen zurückgezogen, die drei waren also
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