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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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allein. Auf einem kleinen Brett neben der Feuerstelle thronte ein fünfarmiger Leuchter. Jean überlegte, wo er so etwas schon einmal gesehen hatte.
    »Sie ist Jüdin!«, erklärte Ellen, als könne sie Gedanken lesen.
    Jean lief schlagartig rot an, als habe sie ihn bei etwas Ungehörigem erwischt, und sah verlegen weg.
    Madeleine räumte den Tisch ab und gab Graubart, der schon aufgeregt um sie herumscharwenzelte, ein paar Essensreste zu fressen.
    »Jean, kannst du morgen früh gleich als Erstes zum Brunnen gehen und ein paar Eimer Wasser holen?« Madeleine schüttete den Inhalt des letzten Eimers in den Topf und hängte ihn übers Feuer.
    »Hm«, antwortete er brummig, »wenn ich gewusst hätte, dass sie eine Ungläubige ist …«
    »Aber Jean!« Ellen sah ihn entsetzt an. »Ihr Mann war Medikus, ein berühmter sogar!«
    »Und was hat das damit zu tun? Juden sind gefährlich.« Jean behauptete das voller Überzeugung, obwohl er im Grunde gar nicht genau wusste, was es bedeutete, Jude zu sein.
    »Frauen können keine gescheiten Schwerter schmieden, und Juden sind gefährlich. Herrje, wie ich so dummes Geschwätz hasse!« Ellen blitzte ihn böse an. »Ruth ist sanft und großzügig und keine Spur gefährlich. Und dass Frauen mehr können, als Männer gemeinhin denken, scheint mir schon längst bewiesen!«
    »Ja, ja, schon gut!« Jean hob beschwichtigend die Hände. »Wo soll ich schlafen?«
    »Dort in der Ecke ist noch Platz«, erwiderte Ellen barsch. Es ärgerte sie, dass ausgerechnet Jean solch einen Unsinn daherredete. Sie hatte genügend Zeit gehabt, um Ruth kennen zu lernen, und wusste, dass sie ein wirklich guter Mensch war. Und so gottesfürchtig wie eine Christin war sie ebenfalls, auch wenn ihre Bräuche etwas anders aussahen.
    Graubart ließ Madeleine nicht aus den Augen. Er wedelte glücklich mit dem Schwanz, als sie seinen bittenden Blick endlich würdigte und ihm eine trockene Käserinde hinstreckte. Genüsslich leckte er sich die haarigen, grauen Lefzen.
    »Wenn es nach dir ginge, würdest du den ganzen Tag nur fressen, du Nimmersatt!« Ellens Stimme war weich und warm, als sie mit Graubart sprach. Sofort kam er zu ihr und schnüffelte an ihrer Hand, bevor er sich einmal um sich selbst drehte und sich dann zu ihren Füßen niederließ.
    »Aber du schläfst bei Madeleine, ist das klar?«, sagte sie scheinbar streng.
    Graubart sah hoch und kniff die Augen zu. Nach einem kurzen Blick in Madeleines Richtung legte er seine Schnauze schnaufend auf Ellens rechten Fuß.
    Am Anfang hatte Madeleine Angst gehabt, ohne Jean zu schlafen, aber Graubart hatte sich als hervorragender Ersatz erwiesen. Und als sie sich wenig später daran machten, ihre Lager zu bereiten, trottete er ganz selbstverständlich in die Ecke, in der Madeleine schlief, wartete, bis sie die Decke zurechtgelegt hatte, und legte sich dann mitten darauf.
    »He, mach ein bisschen Platz!«, schimpfte Madeleine lachend und kuschelte sich dicht an ihn. »Puh, du stinkst«, murmelte sie müde, ohne von Graubart abzurücken.
    »Sie wirkt gar nicht mehr so … verrückt«, wisperte Jean und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
    »Sie hat lange keinen Mann mehr gesehen. Außer dir, meineich. Ich glaube, das hat ihr gutgetan.« Ellen schaute lächelnd zu Madeleine hinüber. Es war schön, sie so zufrieden zu sehen. »Irgendwann werden wir genug Geld haben, dann lassen wir uns nieder und haben ein eigenes Haus. Es wird sicher nicht so groß und komfortabel wie dieses hier sein, aber wir werden in Ruhe leben können«, versprach Ellen leise, aber bestimmt.

    Eher wortkarg reparierte Jean das Dach des Stalls, hackte Holz und machte sich nützlich, wo es nötig war, bis der Tag der Abreise kam. »Ich habe alles gemacht, was Ihr mir aufgetragen habt. Gibt es noch irgendetwas, das ich tun kann, bevor wir Compiègne verlassen?« Jean sah Ruth nicht an, während er mit ihr sprach.
    »Dich bedrückt doch noch etwas?«
    »Ihr wart sehr freundlich zu uns. Madeleine ist hier aufgeblüht, und Eure Pflege hat Ellen wieder ganz gesund gemacht. Aber Ihr habt mir nie gesagt, was Ihr für Eure Hilfe verlangt.« Jean stockte und wagte immer noch nicht, ihr ins Gesicht zu sehen.
    »Du meinst, wie viel ihr mir schuldet?«
    Jean nickte beklommen.
    »Nun, dann lass mich mal überlegen. Du und Madeleine habt für euren Schlafplatz und das Essen gearbeitet, das wäre also erledigt. Bleibt noch Ellenweore …« Ruth griff sich nachdenklich ans Kinn. »Sie hat mir Vertrauen

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