Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
stehen blieb und ewig die bunten Auslagen bestaunte.
Die Suche nach einem Schlafplatz gestaltete sich jedoch schwieriger, als Ellen gedacht hatte. Erst bei ihrem letzten Versuch in der größten Kirche der Stadt fanden sie noch einen freien Platz zum Übernachten. An den Latrinen, den Gasthäusern und Garküchen, überall standen die Pilger in langen Schlangen an. Die Bewohner von Compiègne wussten, aus den Massen von drängenden Gläubigen ihren Vorteil zu ziehen, und verkauften alles Lebensnotwendige selbst bei schlechter Qualität zu überhöhten Preisen. Ellen erstand für teures Geld eine große Pastete, die sie hungrig verspeisten, und einen Krug Bier. Enttäuscht, weil die Pastete ranzig und das Bier schal schmeckten, streckten sich die drei auf dem kalten, harten Steinboden aus. Dicht gedrängt an eine Pilgergruppe auf der einen Seite und ein paar merkwürdig aussehende Fremde, deren Sprache sie nicht verstanden, auf der anderen, versuchten sie, sich so bequem wie möglich ein Nachtlager einzurichten.
Obwohl sie sich das zusammengefaltete Zelt untergelegt hatten und jeder von ihnen in eine Decke gehüllt und dicht an den anderen gerückt war, fror Ellen so sehr, dass sie nur schwer einschlafen konnte. Selbst Graubart, dessen Nähe immer wärmte, konnte ihr nicht helfen. Mitten in der Nacht wachte sie mit glühenden Wangen auf. Ihre Zähne klapperten, ihr Körper zitterte, und ihr Kopf schmerzte entsetzlich. Doch die Müdigkeit half ihr, wieder einzuschlafen. Am Morgen war sie zu geschwächt, um allein aufzustehen.
Der Priester meinte, der Aufenthalt in seiner Kirche und GottesNähe werde hilfreich sein, die Krankheit zu besiegen, versprach, für sie zu beten, und kümmerte sich dann nicht weiter um Ellen.
Eine freundliche junge Kauffrau hingegen, die zum Morgengebet in die Kirche gekommen war, empfahl Jean mit Nachdruck eine Kräuterfrau, die nicht weit von der Kirche entfernt wohnte. Ellen hielt den Gedanken, Geld für eine Heilerin auszugeben, für pure Verschwendung und wollte ihren Rat nicht befolgen. Doch diesmal konnte sie sich nicht gegen Jean durchsetzen.
»Die Kräuterfrau wird aber die Kirche nicht betreten, ihr solltet eure Freundin vor dem Portal auf die Stufen setzen. Die Sonne scheint und wird sie wärmen. Hier drinnen ist es kalt und zugig«, riet die junge Kauffrau und erbot sich sogar noch, Jean den Weg zu zeigen. Als er mit der weisen Frau zurückkam, war Ellen völlig verwirrt vom Fieber.
»Aelfgiva! Du lebst!«, seufzte sie überglücklich und küsste die Hände der Fremden inbrünstig.
»Hier kann sie nicht bleiben. Bringt sie zu mir!«, befahl die Kräuterfrau, offensichtlich besorgt über Ellens Zustand. »Wenn sie noch eine Nacht in der zugigen Kirche schläft, stirbt sie!«
Jean und Madeleine halfen Ellen aufzustehen, aber sie sackte immer wieder in sich zusammen. Also bat Jean zwei kräftige Männer, die gerade eine der Kirchentüren reparierten, um Hilfe. Bereitwillig packten sie mit an und trugen Ellen zum Haus der kräuterkundigen Frau. Es war groß und komfortabel, sauber gefegt und duftete herrlich nach Minze und gekochtem Fleisch.
»Sie muss bestimmt zwei Wochen ruhen, wenn sie sich wieder richtig erholen soll. Es steht nicht gut um sie!«, sagte die Frau, während sie sich Ellen genau ansah.
»Aber das geht nicht, sie muss doch arbeiten. Sie schmiedet auf Turnieren, wir wollten heute weiterreisen!« Jean sah plötzlich hilflos wie ein kleiner Junge aus.
»Dann müsst ihr sie eben hier lassen. Siehst du, wie ihre Liderflattern? Sie hat Wahnvorstellungen und mich für jemand anderen gehalten, das habt ihr doch beide vorhin gesehen. Auch wenn sie eine kräftige junge Frau ist, mit starkem Fieber ist nicht zu spaßen. Wenn sie Glück hat, hat sie sich nur verkühlt und ist erschöpft. Hat sie Pech, dann ist es etwas Schlimmeres. Sicher ist auf jeden Fall eines, sie braucht Ruhe.«
Jean sah Madeleine hilflos an, dann wandte er sich wieder an die Kräuterfrau.
»Wir können Euch nicht viel bezahlen, aber Madeleine könnte hier bleiben und sich Arbeit suchen. Falls Ihr jemanden kennt, der eine Magd braucht …«
Die Kräuterfrau sah Madeleine an und nickte. »Ich hoffe, sie kann ordentlich zupacken!«
»Das kann sie, glaubt mir. Sie ist schwere Arbeit gewöhnt!«
»Dann kann sie bei mir bleiben«, entschied die Kräuterfrau.
Jean war erleichtert, Madeleine untergebracht zu haben. Er würde Graubart, Nestor und das Zelt nehmen und allein zum Turnierplatz am Grenzwald
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