Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Dabei hat er sie nur ausgehorcht, deinetwegen.«
Ellen ballte ihre Hände zu Fäusten. »Ich hoffe, er hat seine dreckigen Finger von ihr gelassen.«
»Er ist besessen von dir, Ellen, das macht ihn gefährlich. Er rennt in seinem Zelt auf und ab und faselt nur noch deinen Namen. Es tut mir so furchtbar leid, dass ich dich damals verraten habe. Ich war blind vor Liebe. Ich wollte das nicht, bitte glaub mir!«
Ellen nahm Rose in den Arm und drückte sie tröstend an sich. »Nun hör schon auf davon. Das ist lange her.«
»Aber jetzt hat Thibault deinen Freund in seiner Gewalt!«
»Meinst du Jean?«
Rose nickte. »Er droht, ihn zu töten, wenn du nicht kommst. Kannst du dir vorstellen, dass er so etwas tun würde?«
»Ja, Rose, das kann ich allerdings.«
Rose atmete tief ein. »Schleich dich von hinten an sein Zelt. Ich werde dich reinlassen«, flüsterte sie. »Ich muss gehen; wenn ich zu lange fortbleibe, dreht er durch. Sie wandte sich ab und verschwand.
»Was ist denn los, Ellenweore?«, rief Guillaume. Er hatte sie schon ungeduldig im Zelt gesucht, dort aber nicht gefunden.
»Thibault!«, stieß sie hervor.
»Nein, nicht der schon wieder!«, stöhnte Guillaume.
Ellen nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Ich bin Alan, nicht seine Schwester, und Thibault weiß das. Er hat gedroht, dir alles zu sagen, wenn ich ihm nicht zu Willen bin. Ich habe ihn zum Teufel gejagt und gesagt, ich werde dir selbst erzählen, wer ich bin. Da hat er wohl nach einer anderen Lösung gesucht, um mich unter Druck zu setzen, und hat Jean mitgenommen.« Ellen hatte einfach drauflosgeredet. Nun schwieg sie.
»Und jetzt?«, fragte Guillaume seelenruhig.
Ellen sah ihn verstört an. »Wie, und jetzt?«
»Was sollen wir machen, ich meine, wegen Jean?«
»Hast du eigentlich verstanden, was ich gesagt habe? Ich bin Alan!«
»Sicher habe ich verstanden, Ellen. Glaubst du im Ernst, ich hätte das nicht längst gemerkt? Allein der Duft deiner Haut! Ichverstehe bis heute nicht, wie du die anderen so lange hast täuschen können. Auch Thibault! Am ersten Sonntag damals im Wald von Tancarville hatte ich schon einen Verdacht, und bei unserem dritten Treffen war ich mir sicher.«
Ellen verschlug es die Sprache. Sie starrte Guillaume an.
»Du … du hast es die ganze Zeit gewusst?« Ellen baute sich vor ihm auf. Für einen Moment hatte sie ihren ganzen Kummer vergessen und konnte ihren Zorn kaum bändigen.
Guillaume zuckte nur mit den Achseln und grinste.
»Und wenn schon?«
Ellen kochte. All die Weibergeschichten, die er ihr erzählt und mit denen er sie gequält hatte, seine Verdächtigungen wegen Rose, waren nur Täuschung gewesen. Sie japste nach Luft. »Ich kann es nicht glauben, du hast dich die ganze Zeit über mich lustig gemacht?«
»Wäre dir lieber gewesen, wenn ich dich hätte auffliegen lassen?«, fragte er gereizt.
Ellen wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Natürlich musste sie ihm für seine Verschwiegenheit dankbar sein, aber wie wunderbar hätte es sein können, wenn es ihrer beider Geheimnis gewesen wäre.
»Wollen wir noch weiter über vergangene Zeiten plaudern, oder gehen wir jetzt lieber deinen jungen Freund befreien, bevor Thibault noch durchdreht?«, fragte Guillaume ungeduldig. Die Aussicht, Thibaults Plan zu durchkreuzen, reizte ihn.
Ellen brachte nicht mehr als ein Grunzen hervor und holte Athanor wieder aus dem Zelt. »Du bleibst hier und wartest auf uns, bis wir zurück sind!«, befahl sie Madeleine streng. »Rühr dich auf keinen Fall von der Stelle, hörst du?«
Guillaume wandte sich kampfbereit zum Gehen.
»Du brauchst nicht mitzukommen.«
»Ich weiß, wie gut du mit dem Schwert umgehen kannst, Ellen, aber Thibault hat inzwischen viel mehr Erfahrung als du. Außerdem ist er hinterhältiger. Ich kann ihn sowieso nicht leiden,und Jean hat schließlich nichts mit dieser Sache zu tun. Da ist meine ritterliche Ehre gefragt.«
»Pah, Ehre!«, platzte Ellen heraus.
Guillaume überhörte es geflissentlich.
»Am besten, ich tue so, als wollte ich Thibault besuchen, in aller Freundschaft sozusagen. Und du …«
»Ich schleiche mich von hinten an, versuche, Jean zu befreien und unerkannt zu fliehen. Du bist nicht umsonst als großer Taktiker bekannt!«, unterbrach Ellen ihn und ärgerte sich sofort, weil sie wie ein keifendes Waschweib klang. Was hatte sie ihm schon großartig vorzuwerfen? Schließlich hatte er sie nicht mehr belogen als sie ihn. »Ich weiß ja, dass es die vernünftigste Lösung
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