Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
sich Ellen bei Catherine, als sie wieder angezogen war. Sie trug das grüne Kleid, das sie von der Dame von Béthune zu Claires Hochzeit geschenkt bekommen hatte. Es war ein wenig zerknittert von der Reise, aber einigermaßen sauber. Ihre langen Haare waren noch nass und kringelten sich, tropften aber nicht mehr, weil die Magd sie mit einem Leinentuch ordentlich ausgewrungen hatte.
»Ob Alfreda vielleicht meine Kleider waschen könnte?«, bat Ellen ihre Gastgeberin schüchtern. »Es sind noch Blutflecken von der Geburt darauf.«
»Aber sicher! Rose und Jean geben wir auch etwas zum Wechseln, dann können alle eure Kleider gewaschen werden, bevor ihr weiterreist.« Catherine lächelte, aber sie sah nicht mehr so glücklich aus wie in den letzten Tagen.
»Sicher seid ihr müde! Wir sollten schlafen gehen. Elias wird euch euer Lager zeigen«, sagte sie nervös und lächelte traurig. Ellen staunte. Die Sonne war noch nicht lange untergegangen, und es war üblich, mit willkommenen Gästen noch ein wenig zusammenzusitzen und zu plaudern.
»Bitte richtet Eurem Gemahl unseren allerherzlichsten Dank aus, und schlaft gut!«, sagte Ellen trotzdem freundlich. Sie nahm Catherines Hand und küsste sie.
Auch Rose und Jean hatten die unerwartete Wehmut bemerkt, die Catherine ergriffen hatte.
»Bestimmt ist ihr Mann gar nicht der freundliche, gutmütige Mensch, den er uns vorspielt. Ich habe gleich gesagt, dass da irgendetwas nicht in Ordnung ist«, ereiferte sich Jean, als sie allein in der kleinen Kammer neben dem Kontor waren.
»Wer weiß, was passiert ist, triff nicht immer so vorschnell ein Urteil. Du hast doch schon bei Ruth gesehen, dass du nicht immer Recht hast.« Ellen war ärgerlich. Anstatt sich über den plötzlichen Stimmungswechsel ihrer Wohltäterin zu sorgen, verdächtigte Jean gleich wieder jemanden, den er gar nicht richtig kannte.
»Sie sieht aus, als ob sie Heimweh hätte«, mischte sich Rose ein, die bis dahin nur wenig gesagt hatte.
»Ach was, so ein Unsinn, sie ist doch jetzt zu Hause«, knurrte Jean.
Am nächsten Morgen ließ Catherine sich durch Alfreda bei ihren Gästen entschuldigen und ausrichten, dass sie zu tun habe.
Die Magd schlug ihnen vor, die Stadt zu erkunden. Damit Ellen den kleinen William vor dem Bauch tragen konnte, gab sie ihr ein langes Stück Tuch und zeigte ihr, wie man es binden musste. Graubart beschnüffelte es neugierig und leckte über Williams Windel.
Obwohl keiner von ihnen so rechte Lust hatte, machten sie sich auf den Weg. Der Himmel war mit dicken, grauen Wolken verhangen, und über den Häusern der Stadt lag ein übel riechender Dunst. In den weniger wohlhabenden Gassen wimmelte es von Schweinen und Ratten, die im Schlamm nach Fressbarem suchten. Ellen und die anderen drehten nur eine kleine Runde und kehrten bald zurück.
Im Haus des Weinhändlers war es ungewöhnlich still. Weder Kinderlachen noch sonst ein Geräusch war zu hören, obwohl alle im Haus sein mussten.
Als der Abend kam, ließ Catherine sich bei ihren Gästen erneut entschuldigen.
Der Weinhändler versuchte, sie zu unterhalten, und bat einen seiner Knechte, mit der Flöte aufzuspielen, aber es wollte keine Fröhlichkeit aufkommen.
Ellen war verstimmt und bat recht bald, sich zurückziehen zu dürfen.
Rose und Jean begleiteten sie.
»Wenn sie mit einfachen Menschen wie uns nicht an einem Tisch sitzen will, hätte sie uns doch gleich die Küche zuweisen können oder uns besser gar nicht erst eingeladen!«, machte Ellen ihrem Unmut Luft.
»Vielleicht ist es gar nicht ihre Schuld«, spekulierte Jean. »Wer weiß, ob ihr Mann nicht dahintersteckt. Vielleicht will er nicht, dass sie mit uns isst, und sperrt sie ein!«
Ellen sah Jean zuerst verärgert an, dann lenkte sie ein. »Vielleicht hast du Recht, und sie hat deshalb schon so schnell nach ihrer Ankunft traurig geschaut! Wir müssen herauskriegen, was da los ist.« Ellen fand Catherines Verhalten mehr als ungewöhnlich.
»Wir sollten abreisen, ich fühle mich hier nicht wohl«, drängte Jean. »Was meinst du, Rose?«
»Wir sollten gleich morgen früh nach Ipswich aufbrechen, denkst du nicht auch, Ellen?«
»Einverstanden, aber nicht bevor wir sicher sind, dass es Catherine gut geht. Wenn er sie einsperrt, dann müssen wir etwas tun. Er ist sicher noch unten, ich schleiche mich jetzt nach oben und sehe zu, dass ich in ihre Kammer komme«, entschied Ellen mutig.
»Pass um Gottes willen auf!«, rief Rose ängstlich.
Ellen legte den Finger auf
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