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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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herbei.
    »Das ist Leofric, unser Bruder!«, sagte Mildred und nahm Ellen bei der Hand. »Leofric, das ist Ellenweore, ich habe dir von ihr erzählt, erinnerst du dich?«
    Der Junge nickte schüchtern und streckte die Hand aus.
    Ellen drückte sie kurz und kräftig.
    »Und wie geht es Osmond?« Ellen sah von ihrem Bruder zurück zu Mildred. »Und Mutter?«
    »Mutter ist kurz nach Leofrics Geburt gestorben, und Vater ist inzwischen so gut wie blind. Er kann nicht mehr arbeiten. Er hat zwar einen Gesellen, aber …« Mildred schüttelte missbilligend den Kopf. »Der taugt nicht viel. Sobald ich fort bin, spielt er sich auf, als sei er der Meister. Aber ich kann ja nicht ständig hier sein. Ich habe schließlich eine eigene Familie!« Mildred zog Ellen ein wenig näher zu sich. »Aber nun erzähl du! Wie ist es dir ergangen? Und warum bist du damals verschwunden?«
    »Ich erzähle dir alles später, Mildred. Zuerst möchte ich dir meine Freunde Rose und Jean vorstellen. Und der kleine Wurm da ist mein Sohn.«
    »Du hast geheiratet? Oh, wie wunderbar, erzähl mir. Wer ist er? Und wo ist er?«
    Ellen spürte den bohrenden Blick von Rose und Jean, als sie Mildred ihre Geschichte auftischte.
    »Jocelyn war Goldschmied, Räuber haben ihn überfallen und erschlagen«, erklärte sie knapp. Mit keinem Wort behauptete sie, mit Jocelyn verheiratet gewesen zu sein, oder gar, dass er der Vater ihres Sohnes gewesen sei.
    »Du Ärmste! Und der Junge muss jetzt ohne Vater aufwachsen!« Mildred schüttelte mitleidig den Kopf. »Lass uns gleich in die Schmiede gehen. Du ahnst nicht, wie glücklich Vater sein wird, dass du wieder da bist und dann auch noch mit seinem erstenEnkel, ich habe ja nur eine Tochter!« Mildred hakte Ellen unter und bedeutete den beiden anderen mitzukommen.
    Der alte Osmond weinte hemmungslos. Er umklammerte Ellen und ließ sie lange nicht los. »Jeden Tag habe ich gebetet, dass du wiederkommst!«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Endlich hat Gott mich erhört!«
    »Ellen hat dir einen Enkel mitgebracht, Vater!«, rief Mildred.
    »Nicht so laut, Kindchen! Ich bin fast blind, nicht taub!« Er drehte den Kopf in die Richtung, aus der er ihre Stimme vernommen hatte, dann wandte er sich wieder an Ellen. »Ist das wahr, du hast einen Sohn?«
    »Ja, Vater!« Von Angesicht zu Angesicht brachte Ellen es nicht fertig, ihn Osmond zu nennen, obwohl sie doch nun schon so lange wusste, dass er nicht ihr leiblicher Vater war. Sie winkte Rose herbei und nahm ihr den kleinen William ab.
    »Hier, nimm ihn auf den Arm, er ist noch ganz klein, keine zehn Tage ist er alt!«
    Osmond weinte still vor Glück und wiegte das Kind in seinen Armen. Er senkte sein Gesicht, bis seine Nase den Kopf des Kindes berührte. »Mm, er riecht so gut! Wie du damals«, sagte er glücklich und schaukelte das Kind sanft hin und her.
    Ellen schaute sich in der Werkstatt um und runzelte die Stirn. Überall lagen Zangen, Abschrote und Hämmer herum. Sogar die teuren Feilen hingen nicht da, wo sie hingehörten. Der ganze Boden war voller Zunder und Staub und sicher lange nicht mehr gefegt worden.
    Osmonds Geselle sah die unerwarteten Gäste missmutig an.
    »Lasst uns ins Haus rübergehen, Adam kommt hier gut alleine klar«, schlug Osmond vor. »Trag du das Kind, Ellen. Ich habe Angst zu stürzen. Ich habe in meinem Leben zu viel ins Feuer geschaut und bin geblendet«, erklärte er.

    Osmond erzählte Ellen, dass er nach Leofruns Tod eine Amme für den Jungen ins Haus geholt und diese bald darauf geheiratethatte. Anna war ihm eine gute Frau und zu Leofric wie eine Mutter gewesen. Aber im vergangenen Winter war sie beim Wasserholen in den fast zugefrorenen Bach gefallen und jämmerlich ertrunken. Osmonds Augen waren schon damals nicht mehr die besten gewesen, doch bis dahin hatte sich Anna um alles gekümmert. Erst nach ihrem Tod hatte Adam begonnen, sich aufzuspielen, als sei er der Herr im Haus.
    »Vater, wenn du einverstanden bist, würde ich gern hier bleiben«, sagte Ellen.
    Jean und Rose blickten sie erschrocken an.
    »Ich könnte mich selbst um Leofrics Schmiedeausbildung kümmern und Jean anlernen, wenn er bei uns bleiben will. Adam bräuchtest du dann nicht mehr. Rose ist eine hervorragende Köchin, vielleicht können wir sie überreden, für uns zu sorgen! Ich könnte mir keinen besseren Vaterersatz für William vorstellen als dich! Was meinst du?« Ellen sah kurz in die Runde und zwinkerte ihrem jüngsten Bruder verschwörerisch zu, als hätten sie

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