Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Mildreds Wangen nicht von der anstehenden Genesung, sondern vom Fieber gerötet waren. Die Hebamme hatte versprochen vorbeizuschauen, und Ellen wartete ungeduldig auf sie.
»Ich glaube, Mildred hat Fieber«, begrüßte sie die Alte, als diese endlich erschien.
»Ich konnte nicht früher kommen, die Frau des Färbers hat Zwillinge bekommen. Das erste Kind kam mit dem Hinterteil zuerst, das ist immer schwierig.«
Ellen brachte der Alten einen Becher Dünnbier und eine Schale mit warmem Wasser. Sorgfältig wusch sie sich die runzligen Finger, dann untersuchte sie Mildred.
»Gefällt mir gar nicht!«, murmelte sie. Dann kochte sie einen Sud aus Kräutern, die sie bei sich trug, und wusch Mildred damit.
»Gebt ihr auch davon zu trinken, zwei Becher, einen heute, einen morgen. Ich komme noch vor dem Mittag, um nach ihr zu sehen.«
An dem sorgenvollen Gesicht der Hebamme erkannte Ellen, wie ernst es um Mildred stand.
»Meine Schwester glaubt, dass sie sterben wird, denkt Ihr das auch?« Ellen atmete tief durch.
»Die Wege des Herrn … Manchmal wissen die Sterbenden mehr als die Lebenden. Ich kann nicht mehr viel tun. Das wenige aber tue ich gerne.« Die Hebamme leerte den Becher Bier, legte sich ihr wollenes Tuch um die Schultern und machte sich wieder auf den Weg. »Gehabt Euch wohl, Ellenweore, und betet!«, sagte sie beim Verlassen des Hauses.
Ellen fröstelte. Die vergangenen Tage waren anstrengend gewesen. Sie sehnte sich nach ihrer friedlichen Schmiede, nach Jean und Rose und natürlich nach William. Erschöpft kauerte sie sich in eine Ecke, vergrub ihr Gesicht verzweifelt in den Händen und weinte, bis sie eingeschlafen war.
Tagelang dämmerte Mildred vor sich hin. Das Fieber stieg nicht, aber es ging auch nicht zurück. Die Mädchen schmiegten sich an ihre Mutter und weinten, als spürten sie, wie wenig Zeit ihr nur noch blieb.
Sogar Isaac überwand sich und kam aus seiner Kammer, um ihre Hand zu halten. Wenn er ihr liebevoll über die Stirn strich, öffnete Mildred die Augen und lächelte matt. Sobald er sich zu ihr setzte, ging Ellen hinüber in die Werkstatt.
»Es tut mir leid«, hauchte Mildred eines Abends. Isaac nickte nur stumm und drückte ihre Hand. Diesmal kauerte Ellen zusammengesunken am Fußende von Mildreds Lager.
Isaac schenkte ihr keine Beachtung. Am Nachmittag war die Hebamme noch einmal gekommen. Sie wussten, dass es zu Ende ging und sie nichts mehr für Mildred tun konnten. Ellens Gebete hatten nicht geholfen.
Mit jeder Stunde wurde Mildred schwächer. Mit zittriger Stimme und aufgerissenen Augen erinnerte sie ihren Mann und ihre Schwester an den ihr gegebenen Schwur. Und am Nachmittag fand sie sogar noch die Kraft, Ellen um Vergebung zu bitten, weil sie ihr eine so schwere Bürde auferlegte.
Nachdem die Sonne untergegangen war, wurde es an diesem Abend besonders kalt. Im Haus knisterte ein gemütliches Feuer, und an einer Eisenkette über den züngelnden Flammen hing ein Topf mit köstlich duftender Specksuppe. Alle saßen stumm am Tisch und aßen, ohne von ihren Schüsseln aufzusehen.
Mildreds Lebenslicht flackerte noch eine ganze Weile schwach, leuchtete dann noch einmal kurz auf und erlosch schließlich.
Nachdem sie Mildred zu Grabe getragen hatten, war Ellen noch niedergeschlagener als nach Leofrics Tod.
Ein Jahr Trauerzeit blieb ihr, dann würde sie ihr Versprechen einlösen müssen.
Isaac hatte das Abtrennen seiner Hand überlebt. Der Stumpf verheilte, ohne brandig zu werden, aber er schien mit dem Leben abgeschlossen zu haben. Er lag nur auf seinem Lager und überließ sich seinem Schicksal.
Ellens anfängliches Mitleid wich schon bald einer großen Verärgerung.
Eve kümmerte sich noch immer um das Haus und die Kinder, aber Isaac hätte eigentlich niemanden mehr gebraucht, der ihm das Essen brachte. Er hätte längst aufstehen und sich wieder nützlich machen können, auch wenn er jetzt ein »Krüppel« war, wie er oft abfällig betonte.
Ellen graute davor, ihr Leben mit ihm verbringen zu müssen. Warum nur hatte sie es ihrer Schwester versprochen? Einen Schwur zu brechen, den man einer Sterbenden gegeben hatte, führte unweigerlich zu ewiger Verdammnis. Sie würde Isaac also heiraten müssen, ob es ihr nun gefiel oder nicht, so viel stand fest.
Als sie Isaac eines Tages mitteilte, dass sie nach Orford reiten wollte, um eine paar wichtige Dinge zu erledigen, sah er sie feindselig an.
»Du hattest niemals vor, deinen Schwur einzuhalten, nicht wahr?«, fragte
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