Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Verband um Isaacs Hand noch einmal zu wechseln, aber weder war das Fieber besser geworden, noch schien sich die Wunde zu erholen. Sie stank noch immer bestialisch. Das Fleisch war schwarz und eitrig wie zuvor. Der Bader sah sich die Hand kurz an und ging schweigend aus dem Haus.
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte er ganz ruhig, als sie beide im Hof standen. »Entweder ich trenne noch heute seine Hand und ein Stück des Unterarms ab …«
»Oder?«, fragte Ellen bang.
»Oder Ihr betet und tut nichts. Dann wird der Brand, so Gott will, den Arm hinaufziehen. Er wird den Ellenbogen erreichen, dann die Schulter, und in wenigen Tagen wird der Schmied daran sterben. Das Beten wird aller Voraussicht nach nur seiner Seele helfen. Sein Körper wird verfaulen, gute Frau.«
»Und Ihr seid vollkommen sicher, dass ihm die Hand abzutrennen die einzige Möglichkeit ist, ihn zu retten?«
»Wenn nicht ein Wunder geschieht …« Der Bader zuckte mit den Achseln. Es verdiente damit sein tägliches Brot. Natürlich war es für die Betroffenen furchtbar, aber meist war es eben auch die einzige Rettung.
Ellen dachte einen Moment an Isaac, der fahl und leblos auf seinem Lager geruht hatte, ohne die Untersuchung des Baderszu bemerken. Seit dem Vortag war er immer nur kurz zur Besinnung gekommen.
»Bitte erklärt es seiner Frau, ich kann eine solche Entscheidung nicht allein treffen.«
Der Bader sprach daraufhin eindringlich mit Mildred. Bleich und erschrocken hörte sie ihm zu.
»Bitte, Ellen, ich kann nicht, du musst …«, hauchte sie schwach und sank wieder auf ihr Lager. Sie schloss die Augen und stöhnte.
»Sie ist Euch keine große Hilfe, fürchte ich«, bemerkte der Bader trocken. »Ihr werdet die Entscheidung wohl doch allein treffen müssen. Bedenkt auch, dass ich für das Abtrennen vier Shilling verlange und nicht mit Sicherheit sagen kann, ob er es überlebt, auch wenn ich natürlich mein Möglichstes dafür tun werde.«
Ellen hatte genug Geld bei sich. Wenn sie weiterhin Aufträge von den Mönchen bekam, würde sie die Familie vorerst durchbringen können.
»Macht es!«, sagte sie entschlossen. »Er muss es einfach schaffen.«
»Wenn Ihr mir helft und ich keinen Gehilfen dazuholen muss, gebe ich Euch einen Nachlass auf die Operation. Ich sehe, dass Ihr eine mutige, gute Frau seid.«
Ellen stöhnte, dann nickte sie und trug Eve auf, die Kinder nicht aus dem Haus zu lassen.
»Gehen wir ihn also holen!« Der Bader klatschte in die Hände und rieb sie aneinander.
Ellen schauderte.
Sie gingen in die Kammer und trugen Isaac in den Hof, wo der Hackklotz stand, auf dem sonst das Feuerholz gespalten wurde. Sie ließen Isaac gleich daneben zu Boden gleiten.
»Es wäre gut, wenn noch jemand mit anpackt und seine Beine hält«, sagte der Bader.
Ellen rief nach Peter, der nur langsam aus der Schmiede kam.
»Du hältst Isaacs Beine fest!«, befahl sie.
Peter gehorchte widerwillig.
Der Bader steckte dem ohnmächtigen Isaac einen Holzstab in den Mund.
»Damit er sich nicht die Zunge abbeißt«, erklärte er. »Ihr müsst seinen Arm festhalten. Wenn er erwacht, wird er alles tun, um ihn fortzuziehen. Das wird Eure ganze Kraft erfordern. Sollten wir nicht lieber den jungen Mann bitten, und Ihr nehmt die Beine?«
Peter schüttelte heftig den Kopf, seine Augen flehten Ellen an, das nicht von ihm zu verlangen. Doch seine Schuld an Isaacs Verletzung drückte ihn schwer, sodass er nichts zu sagen wagte. Hätte er nicht die Zange in der Nähe des Feuers liegen lassen, wäre das alles nicht geschehen.
»Nein, ich schaffe das schon!« Ellen nahm all ihren Mut zusammen. Wenn Isaac jemals erfuhr, dass sie dabei geholfen hatte, seine Hand von seinem Körper zu trennen, würde er sie für immer hassen.
»Gut. Junge, als Erstes gehst du und legst ein Flacheisen in die Esse, wir brauchen es später, um die große Wunde zu verschließen, sonst verblutet er. Du holst es sofort, wenn ich es dir sage, und beeilst dich, verstanden?«, befahl der Bader.
Peter nickte ängstlich. Dann ging er in die Werkstatt und tat, was man ihm aufgetragen hatte.
Der Baderchirurg legte Isaacs Arm auf dem Holzklotz zurecht, band ihn mit einem Tuch ab und überlegte dann, wo genau er den Schnitt ansetzen sollte. Seine Säge sah aus wie die eines Schreiners.
Ellen schloss die Augen. Sie hielt Isaacs Arm fest, als hinge ihr Leben davon ab, und betete. Der Arm ruckte, und Ellen spürte, wie sich die Säge des Baders durch den Knochen fraß.
Isaac schrie
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