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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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unmenschlich laut auf.
    Ellen hielt ihn fest, versuchte, tröstende Worte zu finden, brachte aber außer einem Schluchzen keinen Ton hervor.
    Stattdessen schnaubte der Bader Peter an, er solle Isaacs Beine besser festhalten.
    Ellen glaubte, die Besinnung zu verlieren. Sie brachte es nicht fertig, den Arm, den sie so fest wie möglich hielt, anzusehen. Ihre Gebete wurden eindringlicher, steigerten sich zu einem stummen Schrei nach Hilfe, den sie zum Herrn und zu allen Heiligen schickte. Die Arbeit des Baders schien eine Ewigkeit zu dauern. Nach dem Schrei und einem wilden Aufbäumen war Isaac nun wieder bewusstlos. Er röchelte und zuckte, während der Bader sich noch immer an seinem Arm zu schaffen machte.
    »Geh, Junge, hol das Eisen!«, rief der Bader mit einem Mal.
    Peter sah ihn zögernd an.
    »Los, beeil dich!«
    Peter rannte, als sei der Teufel hinter ihm her.

    Das heiße Eisen brannte sich in Isaacs Fleisch und verbreitete einen beißenden Gestank, von dem Ellen übel wurde. Sie erbrach sich und dachte an Jeans Geschichte von dem Überfall auf sein Dorf.
    Nachdem der Bader einen Kräuterverband um Isaacs Arm gepackt und das Ganze dann mit sauberem Leinen umwickelt hatte, trugen sie ihn zurück in die Kammer. Sein Gesicht sah bleich und wächsern aus, wie das eines Toten.
    »Warum habt Ihr sein Fleisch erneut verbrannt?«, fragte Ellen den Bader entsetzt. »Ihr habt doch gesehen, dass eine fast unbedeutende Brandwunde seine Hand hat verfaulen lassen. Wie könnt ihr ihm da eine noch viel größere zufügen und glauben, dass jetzt alles heilen wird?«
    »Brandig kann die kleinste Wunde werden, ob Verbrennung oder Schnitt ist nicht wichtig. Warum das Fleisch fault, weiß niemand, zu viele schlechte Säfte seien schuld, heißt es.« Der Bader zuckte mit den Achseln. »Der Schmied hat viel Blut verloren, hoffen wir, dass die üblen Säfte fort sind. Ihr müsst den Verband regelmäßig erneuern, und wenn der Herr ihm gnädig ist, kanner es schaffen. Betet, dass der Arm nicht erneut brandig wird. Mehr könnt Ihr nicht tun.« Der Bader zog die Augenbrauen hoch. »Ich werde morgen wiederkommen und nach ihm sehen, dann bringe ich Euch neue Kräuter für die Auflagen mit.« Er klopfte Ellen auf die Schulter. »Ihr wart sehr tapfer!«
    In der Nacht fuhr Ellen hoch. Sie hatte Isaac schreien hören. Ihr Lager war nicht weit von seinem entfernt. Ellen horchte angestrengt. Alles war ruhig. Sie hatte wohl nur geträumt. Als sie die Augen wieder schloss, hörte sie die Säge auf dem Knochen reiben, hörte wieder und wieder, wie Isaac schrie, und sah noch einmal vor sich, wie er sich aufbäumte.
    Ellen war erleichtert, als sie am Morgen erwachte und die Nacht mit ihren Albträumen vorbei war. Sie wagte nicht, zu Isaac zu gehen. Wenn er aufwachte und verstand, dass seine Hand abgetrennt worden war … Er würde Ellen verdammen, sobald er erfuhr, dass sie es nicht nur hatte geschehen lassen, sondern es sogar veranlasst und dabei geholfen hatte. Sie wusste, dass Isaac nicht verstehen würde, dass sie ihn um jeden Preis hatte retten wollen, um Mildred und der Kinder willen.

    Ellen und Peter schmiedeten das Tor fertig und brachten es in aller Frühe mit zwei von Peters Freunden zu den Mönchen. In der Mittagszeit betrat Ellen erschöpft das Haus und hörte Isaac toben. Mildred saß zitternd auf ihrem Lager in der Küche und schluchzte. Marie und Agnes versteckten sich in den Armen ihrer Mutter und weinten ebenfalls. Ellen kniete sich neben ihre Schwester und drückte diese an sich, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte.
    »Geh jetzt nicht zu ihm, er braucht Zeit!« Mildred hielt Ellen am Arm fest, als sie aufstehen wollte. »Er weiß jetzt, dass du ihn festgehalten hast, als …« Mildred brach ab. »Er hat nicht aufgehört, wilde Verwünschungen gegen dich auszurufen.«
    »Aber was hätte ich denn anderes tun können?« Ellen sah ihre Schwester hilflos an.
    »Ich weiß, dass es keinen anderen Weg gab, ihn zu retten, aber er, er versteht es nicht!« Mildred schluchzte auf. »Wie soll es nur weitergehen?«, flüsterte sie erschöpft.
    Ellen mied Isaac, solange er tobte.
    Mildred sah häufig nach ihm, obwohl sie sich selbst kaum auf den Beinen halten konnte, und Eve oder der Bader erneuerten täglich die Wundverbände.
    Drei Tage tobte und schrie Isaac, dann war es still im Haus. Er lag mit dem Kopf zur Wand gedreht und rührte sich nicht. Er aß und trank, was Eve ihm brachte, aber er sprach mit niemandem ein Wort.

Februar 1177
    F

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