Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
ast vier Wochen waren vergangen, seit ihm der Bader die Hand abgenommen hatte, und noch immer rissen Isaac manchmal Albträume aus dem Schlaf.
Eines Nachts begann Mildred plötzlich laut zu stöhnen. Barfuß und noch ein wenig schlaftrunken taumelte Ellen zu ihrer Schwester ans Lager.
»Was ist denn mit Mama?«, fragte Marie, die neben ihrer Mutter gelegen hatte und sich nun verschlafen die Augen rieb. Ängstlich versteckte sie sich hinter Ellens Beinen, als diese das Feuer schürte.
»Ich denke, das Kind kommt!« Ellen strich der Kleinen sanft über den Kopf.
Peters Schwester schlief seit ein paar Tagen ebenfalls im Haus. Gähnend kam sie herbei.
»Eve, geh und hol die Hebamme!«, befahl Ellen ruhig und setzte Wasser in einem Topf auf die Feuerstelle. Dann nahm sie Marie und Agnes an der Hand und brachte sie zu Isaac.
»Wach auf!« Ellen rüttelte ihn. »Du musst die Kinder nehmen. Mildred kommt nieder, ich muss wieder zu ihr.« Ellens strenger Ton gestattete keine Widerrede, Isaac hob seine Decke an.
»Kommt her, es ist kalt!«, forderte er seine Töchter auf. Bereitwillig krabbelten sie auf das Lager ihres Vaters, froh, dass er nicht mehr schrie und endlich wieder mit ihnen sprach.
Nach einer halben Ewigkeit kam Eve mit der Hebamme zurück. »Ich kann das Köpfchen schon fühlen«, sagte die Alte beruhigendund streichelte Mildreds verschwitztes Gesicht, nachdem ihre Hand kurz unter deren Hemd verweilt hatte. »Es wird nicht mehr lange dauern, bald hast du es geschafft.«
Mildred sah bleich und kraftlos aus, aber sie nickte.
Nicht lange darauf wurde der magere, viel zu kleine Junge geboren. Er war völlig leblos, grau und schrie nicht.
Die Hebamme schüttelte den Kopf. »Er ist tot«, sagte sie tonlos.
Mildred schluchzte laut auf. Es blieb ihr nur wenig Zeit, um sich zu erholen, bevor erneute Wehen die Nachgeburt hervorbrachten. Als es vorbei war, war Mildred völlig entkräftet.
Die Hebamme wusch sie, und Eve richtete ihr Lager neu.
Währenddessen ging Ellen hinaus in den Garten. Sie grub ein Loch für das Kind. Es wäre Isaacs Arbeit gewesen, aber der konnte es nicht tun. Leise betend begrub Ellen den schlaffen, toten Körper und die Nachgeburt und schaufelte das Loch wieder zu. Sie pflanzte ein Maßliebchen auf das Grab und steckte ein Kreuz aus zwei zusammengebundenen Holzstücken in die Erde.
Als sie zurück ins Haus kam, hockte Isaac neben Mildred. Mit seiner gesunden rechten Hand strich er über ihre Wange und wischte ihre Tränen fort.
»Wenn ich tot bin, musst du Ellenweore heiraten. Sie wird immer für euch da sein. Du brauchst eine Frau, und die Kinder brauchen eine Mutter«, wisperte Mildred.
»Schsch …« Isaac küsste sie auf die Stirn.
»Bitte, Isaac, du musst es mir versprechen!«, flehte Mildred und bäumte sich ihm entgegen.
»Sicher, mein Herz«, antwortete er sanft.
»Versprich mir, dass du sie heiratest. Denk an die Kinder und die Schmiede, nur sie kann dir helfen!« Mildred seufzte. »Ellen ist ein guter Mensch! Schwöre, dass du es tust!«, drängte sie.
»Ich schwöre alles, was du willst!«, antwortete Isaac ergeben, nur um sie nicht aufzuregen.
Ellen tat, als habe sie nichts von dem Versprechen mitbekommen.
Isaac bemerkte sie, stand auf, ohne sie anzusehen, und ging schweigend zurück in seine Kammer.
Mildred war erschöpft eingeschlafen. Sie erwachte, als Ellen aufstand, um in die Schmiede zu gehen.
»Ellen?«, rief sie schwach nach ihrer Schwester.
»Ja?«
»Du hast gehört, was Isaac mir geschworen hat?«
Ellen nickte unwillig.
»Nun bist du dran, schwöre mir, dass du dich um Marie und Agnes kümmerst … und um Isaac. Ihr müsst heiraten, wenn ich tot bin!«
»Du wirst bald gesund sein und dich wieder selbst um deine Kinder kümmern können!«, versuchte Ellen, ihre Schwester zu beruhigen.
»Nein, ich weiß, dass ich sterben werde.«
Ellen schwieg.
»Bitte schwöre es mir!«, hauchte Mildred schwach. Obwohl sie geschlafen hatte, wirkte sie kein bisschen ausgeruht. Sie war noch blasser geworden, ihre Wangen und Augen waren eingefallen.
Ellen gab ihren Widerstand auf. »Ja, Mildred. Ich schwöre es, aber ich werde alles dafür tun, dass es nicht dazu kommt und du wieder gesund wirst!«
Am Mittag sah Mildred tatsächlich ein wenig frischer aus. Ihr Gesicht war nicht mehr so fahl, ihre Wangen wirkten voller und rosiger. Erleichtert ging Ellen nach dem Essen zurück an die Arbeit. Erst als sie am späten Nachmittag zurückkam, bemerkte sie, dass
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