Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
du zur Hochzeit nächstes Jahr für Ellen und Isaac auch ein Bett machst? Sie sind die Herren im Haus. Wenn sie schon heiraten müssen, obwohl sie sich nicht lieben, dann sollten sie wenigstens schlafen wie Könige, denkst du nicht?«
Jean lachte und gab ihr einen zärtlichen Nasenstüber. »Du hast Recht, wie immer. Das ist eine gute Idee. Ich überlege schon lange, womit ich Ellen auch mal eine Freude machen kann. Ich werde also gleich etwas mehr Holz kaufen. So bekomme ich auch einen besseren Preis, und das Holz für Ellens Bett ist dann garantiert richtig trocken. – Ich habe noch eine Idee … Rose?« Jean blickte auf seine Frau. Sie war in seinem Arm eingeschlafen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Jean betrachtete ihren Bauch. Er selbst glaubte nicht daran, dass es zwei Kinder waren. Wie sollten sie denn in diesem zarten Körper Platz finden? Sie hatte ihm schon so manches Mal gesagt, er solle die Hand auf ihren Bauch legen, wenn das Kind strampelte. Aber sobald er ihn berührte, passierte nichts mehr. Wie ein Tier, das sich bei Gefahr tot stellt, dachte er lächelnd. Plötzlich bewegte sich ihr Bauch! Zärtlich legte er seine Hand darauf, und diesmalrumpelte es weiter! Ich werde Vater, dachte Jean stolz und glücklich, hauchte Rose einen Kuss auf die Wange und schlief zufrieden ein.
Jean wurde noch vor Ende des Sommers mit dem Anbau fertig und konnte seiner kleinen Familie nun ein eigenes Dach über dem Kopf bieten. Die Kammer hatte eine ordentliche Tür aus Eichenholz und wurde vom Hof aus betreten. Jetzt, wo die Sonne hoch stand, durchflutete sie tagsüber das Innere durch den geöffneten Fensterladen und tauchte es in ein wunderschönes Licht. Das Allerschönste aber, so meinte zumindest Rose, war das Nischenbett mit dem Vorhang davor. In einer Ecke neben der kleinen Feuerstelle stand eine große Wiege. Jean hatte die lauen Sommerabende genutzt, um sie zu bauen. Er hatte sie breit genug gefertigt, für den Fall, dass es tatsächlich Zwillinge würden.
Da Ellen und ihre Helfer mit den Lanzen lange vor dem vereinbarten Tag fertig waren, gab der Abt noch ein paar einfache Soldatenschwerter in Auftrag. Auch hier musste Ellen beim Preis Zugeständnisse machen, erzielte aber das Versprechen, dass die Zunft nichts davon erfuhr. An den Schwertern verdiente sie weit mehr als an den Lanzen. Mit Athanor waren sie nicht vergleichbar, weil sie alle weitgehend gleich gebaut waren und weniger aufwändig hergestellt wurden, aber sie waren eine ideale Gelegenheit für Jean, sich im Schwertschmieden und im Härten zu üben. Solche einfachen Schwerter bestanden nur aus einer Sorte Eisen und wurden weniger oft gefaltet. Trotzdem wurden sie genauso gewissenhaft gehärtet wie alle Waffen, die Ellen herstellte. Die Schwerter besaßen keinerlei Verzierung, und das Gehilz war nur mit einer Leinenumwicklung versehen, außerdem waren keine passenden Scheiden dazu in Auftrag gegeben worden. Solche Soldatenschwerter wurden alle zusammen in einer einfachen Holzkiste geliefert. Damit sie und Jean in Zukunft gleichzeitigschmieden konnten, beschloss Ellen, die Schmiede um eine zweite Esse und zwei neue Ambosse zu erweitern.
»Drei Ambosse? Ist das nicht ein bisschen viel?«, fragte Peter erstaunt.
»Nicht, wenn du erst Geselle bist!«, antworte Ellen mit einem spitzbübischen Lächeln. »Aber vielleicht willst du ja dann lieber woanders …«
»Nein, nein! Ich bin doch nicht schwachsinnig!«, platzte Peter heraus und errötete. »Entschuldigung, ich meine …«
»Schon gut!« Ellen grinste ihn an.
»Ich hoffe, bald noch mehr Aufträge von den Mönchen zu bekommen, außerdem werde ich mich als Nächstes um die Adligen in der Umgebung bemühen. Wer weiß, vielleicht nehmen wir später sogar noch einen Lehrling dazu?«
Isaac bekam von alldem nichts mit. Er kümmerte sich weder um die Schmiede noch um das Haus, sprach kaum mit den anderen und verbrachte die meiste Zeit zurückgezogen und vor sich hin dämmernd in der Kammer. Nicht einmal die Kinder beachteten ihn mehr.
Anfang Oktober 1178
J ean!« Rose rüttelte ihren Mann sanft. »Jean, bitte wach auf!«, rief sie ein wenig lauter.
Schlaftrunken sah er sich um. »Was ist los? Schon Zeit aufzustehen?«
»Es geht los! Hol Ellenweore und dann die Hebamme, schnell!« Rose atmete tief ein und ließ die Luft mit einem Stöhnen wieder entweichen.
Jean sprang aus dem Bett, zog seine Beinlinge an und rannte aus dem Haus. »Ellenweore! Ellenweore! Rose!«, rief er und
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