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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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streichelte Rose über die Wange.
    »Aber ich wüsste trotzdem einen Namen«, sagte Rose.
    Jean horchte auf.
    »Wie wäre es mit Alan? So hat Ellen sich als Junge rufen lassen.«
    Jean grinste und sah seinen Sohn an. »Alan?« Der Junge gähnte, und alle lachten.
    Ellenweore, die alles mit angehört hatte, schluckte. Ein dicker Kloß schnürte ihr den Hals zu, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Also gut, dann werde ich die Kinder jetzt taufen«, sagte die Hebamme. »Sie sehen zwar kräftig aus für Zwillinge, aber man kann nie wissen, was passiert, und wir sollten ihre kleinen Seelen keiner Gefahr aussetzen.« Sie kramte ein Kruzifix und einen Rosenkranz hervor, nahm etwas geweihtes Wasser, das sie in einem Fläschchen bei sich trug, und besprengte den ersten Jungen damit. »Gottes Geschöpf, hiermit taufe ich dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes auf den Namen Raymond.« Es fiel ihr schwer, den näselnden Laut am Ende des französischen Namens auszusprechen. »Ihr solltet ihn Ray rufen«, schlug sie vor. Als auch der zweite Junge getauft war, forderte sie Jean auf, in der kommenden Woche mit den Kindern und den Paten noch einmal in die Kirche zu gehen, um die Taufe mit der Ölung durch den Priester zu vervollständigen.

    Nachdem Rose beide Knaben gestillt hatte und sie erschöpft eingeschlafen waren, legte die Hebamme die Kinder zusammen in die Wiege. Mit freundlichen, aber bestimmten Worten schickte sie nun Jean und Ellen hinaus und befahl der jungen Mutter, sich ebenfalls ein wenig auszuruhen.
    Sobald Rose die Augen geschlossen hatte, verließ sie die Kammer und schloss leise die Tür hinter sich. Im Haus nebenan strich sie bei Jean ihren Lohn ein, der angesichts der doppelten Freude auch zweimal so hoch war. Sie sprach einen Segen fürdie Familie, gab noch ein paar knappe Anweisungen und verabschiedete sich.

    Als Eve am Morgen in die Schmiede kam und die Neuigkeit hörte, stürzte sie sofort zu Rose. »Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich um alles, bis du wieder bei Kräften bist«, versprach sie.
    »Ich bin froh, dass du so gut im Haus Bescheid weißt«, antwortete Rose matt. Die Spannungen zwischen den beiden, die ihnen in den letzten Monaten manchmal zu schaffen gemacht hatten, waren verflogen.
    »Ich war nicht immer nett zu dir, es tut mir leid«, sagte Eve leise. »Ich hatte Angst, du schickst mich weg, wenn das Kind erst da ist.«
    »Nun, wie du siehst, haben wir jetzt doppelte Arbeit!«, sagte Rose. »Aber ich hätte dich auch bei einem Kind nicht fortgehen lassen.«
    Eve strahlte. »Weiß Isaac schon, dass es jetzt zwei neue Jungen im Haus gibt?«
    Rose atmete hörbar ein. »Er hat es sicher mitbekommen, aber ich glaube nicht, dass es ihn besonders interessiert. Er hat sich bis zum Tod seiner Frau nichts mehr gewünscht als einen Sohn. Da wird er Jean kaum zwei Söhne auf einmal gönnen.«
    »Na, ich werde es ja sehen, wenn ich ihm sein Essen bringe.« Eve zog die Augenbrauen hoch. »Jetzt wird er sich wohl erst recht in seiner Kammer verkriechen, aber sein Kummer wird irgendwann vergehen.«
    Rose wollte nicken, musste aber plötzlich gähnen.
    »Oh! Entschuldigung, du musst müde sein, ich lasse dich jetzt schlafen und komme später wieder.«
    »Danke, Eve«, sagte Rose und schlief bereits im nächsten Moment fest ein.
    Eve behielt Recht: Isaac vereinsamte nach der Geburt der Zwillinge noch mehr. Hatte er früher manchmal am Nachmittagin der Küche gesessen, so mied er jetzt jeden Ort, an dem er den Kindern begegnen konnte. Er zog sich in den Wald zurück, in die Kammer oder auf den Wiesenhügel hinter dem Haus.

März 1178
    E ines Tages entdeckte Jean den kleinen William ganz allein in einem Gebüsch. Dicke Tränen liefen über seine mit Sommersprossen gesprenkelten Wangen. »Aber, aber, Will! Was ist denn das? Ein Junge weint doch nicht!«, tadelte Jean ihn sanft und dachte dabei für einen kurzen Augenblick an seinen Vater. Es war, als könne er dessen Stimme hören.
    »Ich weiß, ich kann aber nicht anders!«, sagte William unglücklich und schniefte.
    »Was ist denn los?« Jean setzte sich neben ihn und begann, mit einem Stöckchen in der Erde zu malen.
    »Es ist wegen Onkel Isaac!« Williams Nase lief. Mit einem Seufzer zog er sie geräuschvoll hoch.
    »Ja?«
    »Ich glaube, er kann mich gar nicht mehr leiden!« William sah Jean traurig an und rieb sich mit dem Ärmel übers Gesicht.
    »Aber das ist doch Unsinn, William. Wie kommst du denn nur darauf?« Jean

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