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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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sah den kleinen Jungen mitleidig an.
    »Seit wir hier sind, hat er noch nicht einmal mit mir gelacht und mich auch nicht auf den Schoß genommen. Überhaupt redet er gar nicht mehr mit mir! Und wenn ich zu ihm gehe, schickt er mich weg.«
    Jean nahm den Jungen in den Arm und tröstete ihn. »Er lacht nicht mehr, weil er wütend ist«, erklärte er.
    »Wütend?« William sah ihn mit großen Augen fragend an.
    Jean nickte, »Ja, Will, aber er ist nicht wütend auf dich!«
    »Auf wen dann?«
    »Auf Gott vielleicht.« Jean zog die Augenbrauen hoch.
    »Aber man darf nicht wütend auf Gott sein!«
    »Ich weiß, Will, und Isaac weiß es auch.«
    »Aber warum ist er denn so wütend auf Gott?«
    »Weil andere Männer Söhne bekommen.«
    »So wie du!« William strahlte, und Jean nickte.
    »Und weil Gott ihm Mildred genommen hat und seine Hand noch obendrein.«
    »Hat denn Gott sie ihm abgeschnitten?«
    »Nein, William. Ein Bader hat das gemacht.«
    »Aber dann muss er doch wütend auf den Bader sein!«
    Jean atmete tief ein. Es war schwieriger, als er gedacht hatte, so etwas einem knapp Fünfjährigen zu erklären.
    »Oder auf deine Mutter, weil sie meinen Arm festgehalten hat, als der Bader die Säge angesetzt hat!«, ertönte Isaac, der plötzlich hinter ihnen wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
    William sah ihn entsetzt an. »Du lügst, das hat sie nicht getan!«, rief er, sprang auf und rannte davon.
    »Isaac!«, rügte Jean den Schmied.
    »Was ist?« Isaac sah ihn auffordernd an.
    »War das nötig? Der Junge verehrt und liebt dich!«
    »Und seine Mutter hat dafür gesorgt, dass ich ein Krüppel geworden bin!«
    »Du weißt genau, dass sie keine Wahl hatte. Oder willst du vielleicht behaupten, sie hätte dich absichtlich zum Krüppel gemacht?« Jean sah Isaac herausfordernd an.
    »Vielleicht wollte sie die Schmiede …« Isaacs Stimme zitterte.
    »Sie hatte schon eine Schmiede!«
    »Sie hasst mich, weil ich gesagt habe, dass Frauen nicht in eine Werkstatt gehören.«
    »Du bist ein Dummkopf, Isaac!«
    Isaac stöhnte.
    »Der Junge ist selbst ein Krüppel; weißt du, wie wichtig eswäre …« Weiter kam Jean nicht, weil der Schmied ihn unterbrach.
    »Du kannst mich einen Krüppel nennen, aber nie wieder ihn!«, brüllte er Jean wütend an, dann sank er in sich zusammen. »Er wird seinen Weg machen!«
    »Sicher wird er das, und er hat in dir ja auch ein wirklich gutes Vorbild! Du siehst ja, er fängt auch schon an, sich zu verkriechen. Genau wie du!« Jean provozierte Isaac mit Absicht.
    Wütend baute sich Isaac vor ihm auf und holte tief Luft.
    Jean sah ihn immer noch herausfordernd an. Für einen Moment glaubte er, Isaac würde ihm mit seiner gesunden Faust ins Gesicht schlagen. Er hoffte es sogar beinahe, aber nichts geschah. Jean wandte sich ab, drehte sich aber noch einmal um. »Der Junge hat nie einen Vater gehabt, du hättest ihm einer sein können!«, sagte er vorwurfsvoll und sah Isaac enttäuscht an. »Aber er hat etwas Besseres verdient als dich, und Ellen auch.« Ohne Isaac noch eines Blickes zu würdigen, ging er wieder in die Schmiede.
    Isaac brummelte eine Verwünschung vor sich hin und schlurfte zurück ins Haus.

    An einem Tag im April, der mit Regen, Schneeschauern und Sonnenschein Schabernack trieb, passte Isaac Ellen allein in der Küche ab.
    »Wir müssen reden!«, sagte er und setzte sich auf die Bank ihr gegenüber. Seine gesunde Hand lag auf dem Tisch, den anderen Arm ließ er herunterhängen.
    Ellen blickte ihn fragend an. Es war das erste Mal seit Mildreds Tod, dass er sie ansprach.
    Isaac räusperte sich und wischte mit der gesunden Hand nervös über den Tisch.
    »Was willst du?«, fragte Ellen ungeduldig.
    »Es ist wegen der Hochzeit.«
    »Hast du es dir anders überlegt?« Ellen zog es vor, ihn nicht anzusehen.
    »Natürlich nicht!« Es war nicht zu überhören, dass Isaac gereizt war. »Auch wenn mir nichts lieber wäre, als endlich meine Ruhe zu haben!« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Wir haben es geschworen.«
    »Ich habe es nicht vergessen«, antwortete Ellen. Sie rümpfte die Nase. Isaac wusch sich seit Mildreds Tod nur noch selten und rasierte sich gar nicht mehr. »Vor der Hochzeit musst du ein Bad nehmen, du stinkst!« Ellen erwartete einen Wutausbruch von Isaac, aber er nickte nur.
    »Das Trauerjahr ist um«, gab er ihr zu bedenken.
    »Dann sollten wir unser Versprechen bald einlösen, ich werde mit dem Priester sprechen.« Ellenweore stand auf. »Ist das alles?«
    Isaac nickte,

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