Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Schmieden als sie, aber Donovan befand, dass er noch Zeit brauchte, und vertröstete ihn auf später. Arnaud machte noch zu viele Fehler, um schon allein ein Schwert fertigen zu können. Er war zwar über die Maßen ehrgeizig und recht geschickt, aber er hatte nicht die gleiche Begabung wie Ellen.
»Dickschädeliger Normannenbengel«, knurrte Donovan auf Englisch, als er Arnauds beleidigtes Gesicht sah.
Ellen und Art grinsten, während Arnaud und Vincent nur dumm dreinblickten. Sie hatten sich von Anfang an geweigert, auch nur ein Wort Englisch zu lernen, obwohl Donovan es ihnen sehr ans Herz gelegt hatte.
»Was grinst du so?«, blaffte Arnaud Art an.
»Ja, genau!«, stimmte Vincent ihm wie immer eilfertig zu.
Ellen schluckte einen Kommentar hinunter. Arnaud war verschlagen und durchaus in der Lage, ihr zu schaden, wenn er eine Möglichkeit dazu bekäme, er war schon so eifersüchtig genug, da musste sie nicht auch noch Öl ins Feuer gießen.
Ein Schwert zu fertigen, ohne Donovans Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen, war eine echte Herausforderung, und Ellen nahm sie nur allzu gern an. Sie kannte inzwischen eine Menge Schwertkampfübungen und wusste genau, worauf es bei einer guten Waffe ankam. Ein Schwert musste gut in der Hand liegen, es musste scharf und biegsam zugleich, ausgewogen und leicht zu führen sein. Den ganzen Tag dachte sie über das Schwert nach, das sie fertigen sollte, und fragte Donovan noch am selben Abend, für wen es gedacht sei. Es war nicht unwichtig, ob es für einen jüngeren Mann oder für einen erfahrenen Ritter sein sollte, ob er mit rechts oder mit der linken Hand kämpfte. Sie selbst konnte mit beiden Händen gleichermaßen gut arbeiten. Wenn die Rechte beim Schmieden ermüdete, wechselte sie und schlug eine Weile mit der Linken zu. So hatte sie schon oft längeran einem Stück arbeiten können, als die Kraft eines Armes es zuließ. Natürlich hatte sie die Linke auch beim Üben mit Guillaume ausprobiert und festgestellt, dass es Unterschiede in der Waffenführung gab, besonders, wenn der Gegner mit rechts kämpfte, denn dann befanden sich beide Schwerter auf der gleichen Seite.
»Ein Schwert, du sollst einfach ein Schwert schmieden, sonst gar nichts«, erwiderte Donovan nur barsch.
Ellen zog sich enttäuscht zurück. Für einen Unbekannten ein wirklich gutes Schwert zu fertigen war viel schwerer als für einen Kämpfer, den man kannte. Manche Ritter bevorzugten eine bestimmte Form für den Knauf, anderen war sie gleichgültig. Außerdem war die Länge der Schwertklinge idealerweise der Größe ihres Besitzers angepasst. Ellen arbeitete in Gedanken an den unterschiedlichsten Plänen, bis sie gar nicht mehr wusste, was sie eigentlich wollte. Ihre Ideen reichten für hundert Schwerter, deshalb war es umso schwieriger, sich für die Umsetzung einer einzigen Idee zu entscheiden. Sie ging zum Nachdenken in den Wald, in dem sie sonst mit Guillaume übte. Gut zwei Jahre war es jetzt her, dass sie ihm dort zum ersten Mal begegnet war und sich in ihn verliebt hatte. Rose war noch immer der einzige Mensch, der Ellens Geheimnis kannte und wusste, wie sehr sie litt. Guillaume hatte keine Ahnung. Für ihn war sie der Schmiedejunge Alan und sein Freund. Noch immer trafen sie sich sonntags zum Üben, wenn er sich in Tancarville aufhielt. Aber seit er Knappe war, musste Guillaume seinen Herrn oft wochenlang begleiten. Auch diesmal war er lange fort. Ellen konnte es kaum erwarten, ihn wiederzusehen, zu gern hätte sie ihm von dem Schwert erzählt und ihn um Rat gefragt! Guillaume war ganz anders als die Bauernjungen oder die Handwerker. Sicher lag es auch daran, dass er dazu erzogen wurde, ein Ritter zu sein. Aber das war es nicht allein. Guillaume war der dickköpfigste Mensch, den Ellen kannte. Niemand konnte ihn zu etwas zwingen oder ihn von seinen Plänen abhalten. Sein Herr hätte ihnsogar beinahe zu seinem Vater zurückgeschickt, weil er sich standhaft geweigert hatte, lesen und schreiben zu lernen. Aber Guillaume war nun einmal der Meinung, eine Feder würde seine Schwerthand verweichlichen. Manchmal musste Ellen über seine Sturheit lächeln, andererseits machte gerade diese ihn berechenbar.
Rose hatte kaum noch Zeit für Ellen, und die einsamen Sonntage ohne Guillaume und seine Geschichten aus dem Ritterleben, wie Ellen sie nannte, waren furchtbar eintönig. Guillaume hatte immer etwas zu erzählen. Sein hervorragendes Gedächtnis für Einzelheiten machte seine Geschichten so
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