Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
zu.
Thibault nahm den Angriff aus dem Augenwinkel wahr und reagierte schnell genug, um das Messer nicht in den Rücken gerammt zu bekommen. Es verletzte ihn am Oberarm. Die Wunde blutete stark, und der Schmerz machte Thibault noch rasender. Wie von Sinnen schlug er immer wieder auf Ellen ein. Dann stand er auf und trat nach ihr.
Ich werde sterben, dachte Ellen erstaunlich gleichgültig, bevor sie ohnmächtig wurde.
Als sie wieder zu sich kam, war es stockdunkel. Bin ich tot, fragte sie sich und versuchte, sich zu bewegen. In ihrem Kopf schien ein Vorschlaghammer auf einen Amboss zu schlagen. Ellen tastete nach ihren Augen, weil sie nichts sehen konnte. Ihr Gesicht fühlte sich stark geschwollen an und schmerzte. Als sie nach oben sah, entdeckte sie ein paar Lichtpunkte am Himmel. Es war Nacht, und nur ein paar Sterne leuchteten, das war der Grund! Ellen tastete sich ab. Ihr Hemd war noch immer bis zur Brust hinaufgeschoben, und ihr Unterleib brannte wie eine einzige große Wunde. Auf allen vieren suchte sie auf dem feuchten Waldboden nach der Bruche, die sie sich mühsam wieder umschlang. Sie zog das Hemd darüber und legte den Gürtel an. Sogar ihren Geldbeutel samt Inhalt fand sie nicht weit entfernt. Um ihren Nabel herum schmerzte alles. Er hat mir in den Bauch getreten, dieses verdammte Schwein, dachte sie, taumelte ein paar Schritte in die Dunkelheit und verlor erneut das Bewusstsein.
Als sie am Morgen zu sich kam, blickte sie in das Gesicht einer Frau, die dicht über sie gebeugt stand. Nach dem ersten Schrecken versuchte Ellen, sich zu bewegen, stöhnte aber gleich darauf vor Schmerz auf.
»Ruhig, es wird dir nichts mehr geschehen. Glaubst du, du kannst aufstehen, wenn ich dir helfe?«
Ellen nickte zaghaft und biss die Zähne zusammen, während sie sich aufrichtete.
»Dein Gesicht sieht nicht gut aus. Was für ein Unmensch tut so etwas?« Die Frau schüttelte missbilligend den Kopf, schien aber keine Antwort zu erwarten.
Sie nahm Ellens Arm und legte ihn über ihre Schulter. Um sie zu stützen, griff sie unter ihre Achsel und berührte dabei ihre Brust. Überrascht sah sie Ellen an. »Du bist ja eine Frau«, sagte sie erstaunt. »Hab dich glatt für einen Kerl gehalten. Da hast du wahrscheinlich noch mal Glück gehabt.«
Ellen begriff, dass sie nicht ahnte, was Thibault ihr angetan hatte. Dankbar, dass die Fremde ihr die Schande nicht ansah, bemühte sie sich, trotz der starken Schmerzen zu laufen.
»Jacques, Junge, komm, und hilf mir mal!«, rief die Frau, und ein ungefähr zwölfjähriger Knabe tappte unsicher herbei. »Wir setzen sie auf das Pony. Du kannst laufen, und wenn du zu müde bist, tausche ich mit dir.«
Jacques sah seine Mutter fragend an. »Guck nicht, geh ihr Bündel holen, es liegt gleich da, siehst du es?« Die Frau deutete auf den Platz, wo sie Ellen gefunden hatte.
Der Junge nickte und trottete hin. Als er das Bündel aufhob, machte er ein unwilliges Gesicht.
»Was ist denn?«, fragte die Frau. »Komm schon!«
»Das Bündel ist schwer, was ist da drin? Steine?« Der Junge erntete einen strengen Blick von seiner Mutter.
»Ich bin übrigens Claire, und das ist mein Sohn Jacques. Verrätst du uns deinen Namen?«
»Ellenweore«, antwortete sie mit rauer Stimme.
»Oh, wie die Königin, hast du gehört, Jacques?«, freute sich Claire.
Ellen brachte mühsam ein verzerrtes Lächeln zustande.
»So, jetzt haben wir genügend Höflichkeiten ausgetauscht.« Claire nahm ihren Wasserschlauch und hielt ihn Ellen an den Mund. »Du hast bestimmt Durst.«
Erst jetzt nahm Ellen das Brennen in ihrem Hals wahr und nickte dankbar. Sie trank ein paar Schlucke und hustete.
»Irgendwie müssen wir dich auf das Pony kriegen. Kannst du reiten?«
Ellen schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste.«
»Macht nichts, so wie du aussiehst, werden wir ohnehin nicht besonders schnell vorwärts kommen. Hauptsache, du hältst dich an dem Gaul fest und fällst nicht runter.« Claire lächelte aufmunternd.
Jacques war, wie so viele Jungen in seinem Alter, nicht besonders gesprächig und keine große Hilfe.
»Wo wollt Ihr hin?«, fragte Ellen, als sie eine Weile unterwegs waren und sie bereits erleichtert festgestellt hatte, dass sie nicht auf dem Weg zurück nach Tancarville waren.
»Wir sind aus Béthune, das liegt in Flandern.«
»Ist das weit?«, fragte Ellen vorsichtig nach.
»Eine gute Woche, vielleicht auch zwei«, antwortete Claire.
»Kann ich ein Stück mit Euch reisen?«
»Sicher, wenn
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