Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
beiseite und schlurfte zurück zu ihrem Lager. Ob Claire mich auf den Topf gesetzt hat, als ich bewusstlos war? Ellen konnte sich nicht daran erinnern. Sie schloss die Augen wieder.
»Ich glaube, du bist über den Berg. Du blutest nicht mehr, und das Fieber ist weg. Aber du musst dich noch ausruhen.«
Ellen hörte Claires Stimme wie aus weiter Ferne, dann schlief sie ein. Als sie am Nachmittag aufwachte, fühlte sie sich besser.
»Es wird alles gut, waren schwere Tage. Im Fieber hast du fantasiert, ich habe um deinen Verstand und dein Leben gefürchtet. Krämpfe haben dich geschüttelt, als hättest du den Teufel im Leib«, berichtete Claire ihr.
»Den Teufel im Leib«, wiederholte Ellen nachdenklich. »Ja, ich hatte ihn in meinem Leib, den Teufel, er heißt Thibault und ist mein Halbbruder.«
»Aber Ellen!«, rief Claire entsetzt aus. »Wie meinst du das?«
»Der Mann, der mich überfallen und mir Gewalt angetan hat, ist mein Halbbruder, und stellt Euch vor, er weiß es nicht einmal!«
Claire setzte sich zu ihr ans Bett und ließ sie erzählen.
Als Ellen ihre Geschichte beendet hatte, war es bereits dunkel geworden. Claire legte sich neben sie und streichelte sanft ihre Stirn, bis sie eingeschlafen war.
Am nächsten Tag erwachte Ellen erst gegen Mittag.
»Ein Bote deiner Gönnerin hat vorhin ein Huhn gebracht und mir ausgerichtet, ich solle eine Suppe davon kochen. Na, und das habe ich dann auch gleich getan!«, erklärte Claire fröhlich lachend.
»Mm, das duftet wunderbar!« Als Beweis für die Aufrichtigkeit ihrer Worte knurrte Ellens Magen laut.
»Ja, ja, wir werden dich schon wieder aufpäppeln.« Claire stellte zwei Schalen auf den Tisch. Vorsichtig füllte sie etwas von der dampfenden Brühe hinein, trennte für jede von ihnen ein Hühnerbein ab, gab Rüben und Zwiebeln dazu und schnitt zwei dicke Scheiben von einem großen Laib Brot ab. »Das Fleisch fällt vom Knochen, so zart ist es.« Claire leckte sich die Lippen. »Meinst du, du kannst aufstehen?«
»Ich denke, ja. Fühl mich schon viel besser.«
»Dann komm, setz dich zu mir an den Tisch, und iss, damit du schnell wieder zu Kräften kommst.«
Sie löffelten begierig die heiße Suppe und weichten Stücke von dem hartkantigen Brot darin auf.
»Schmeckt großartig«, lobte Ellen.
»Deine Sachen sind gewaschen, hab sie dir dort auf den Stuhl gelegt.«
Ellen sah in die Ecke, in der der Stuhl stand, und starrte die Kleider an. Sie kamen ihr fremd vor, wie aus einem früheren Leben.
»Könnt Ihr mir nicht lieber das Kleid machen?«, fragte sie schüchtern.
Claire nickte freudestrahlend. »Aber ja! Wenn du mir versprichst, nicht mehr Ihr, sondern du zu sagen, dann hole ichden Stoff, und wir können gleich nach dem Essen anfangen.« Sie sprang von ihrem Schemel auf und stürzte los.
»Wir? Aber ich kann doch gar nicht nähen!«, rief Ellen ihr ängstlich hinterher.
»Weiß ich ja, Liebchen, aber ich muss schließlich Maß nehmen, und zwischendurch musst du es immer mal wieder anprobieren, sonst sitzt das Kleid hinterher wie ein Sack.« Claire strich ihr aufmunternd über die Wange.
Bei diesen Worten fiel Ellen die Gerbersfrau ein. Ihr Leben in Orford und Simon waren so weit weg … Ellen sehnte sich ein wenig zurück nach Hause und seufzte.
Nach dem Essen nahm Claire die lange Stoffbahn und maß Ellens Körperlänge bis zum Knöchel. Sie faltete den Stoff, schnitt das längere Stück ab, prüfte die Größe des kleineren und nickte zufrieden. Dann schnitt sie ein Loch und einem Schlitz in die Mitte des Stoffes.
»Zieh mal über, ob dein Kopf gut durchpasst.«
Nachdem Ellen den Stoff übergestreift hatte, zupfte Claire ihn zurecht. »Deine Schultern sind so breit! Gut, dass ich noch mal nachgeschaut habe, ich hätte mich glatt verschätzt, und dir wären später womöglich die Nähte geplatzt!« Claires unbeschwertes Lachen befreite sie beide und holte die Sonne wieder ins Haus. Claire legte den Stoff auf den Tisch und schnitt rechts und links einen Keil ab. »Hier ist die Schulter, ich muss noch ein Armloch ausschneiden«, erklärte sie. »Und an den Seiten setzen wir je einen Keil ein, damit das Kleid ein bisschen hübscher fällt.« Sie zeigte auf eine der Stoffbahnen und holte die abgeschnittenen Stoffreste dazu. Claire arbeitete schnell und sorgfältig, während Ellen sie geduldig beobachtete. Bevor sie die Seitennähte endgültig schloss, ließ sie Ellen das Kleid noch einmal anprobieren. »Daraus machen wir die Ärmel!« Claire
Weitere Kostenlose Bücher