Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
mehr lange, bis die Werkstatt Euch gehört!«, rief sie und wendete ihr Pferd.
»Er ist furchtbar!«, rief Ellen, als sie fort waren. »Wie konnte sie dir das nur antun?«
Claire bemühte sich, gleichgültig auszusehen. »Sie meint es doch nur gut mit mir, glaubst du, mein erster Mann war viel besser? Sicher hat auch dieser Basile seine guten Seiten.« Claires Stimme zitterte.
»Aber er ist alt, und seine Augen, sie sind so, ach, ich weiß nicht – so stechend«, erwiderte Ellen, obwohl sie wusste, welche Qualen sie damit bei Claire auslöste. Trotzdem musste es sein. Wenn ihr Plan gelingen sollte, gab es keinen anderen Weg.
»Es ist das gute Recht des Advokaten, mir einen Mann auszusuchen. Das Haus gehört mir ebenso wenig wie die Werkstatt. Entweder ich heirate Basile, oder ich muss Beuvry verlassen. Jacques und ich sind hier zu Hause, also werde ich ihn heiraten, auch wenn mir bei dem Gedanken, seine Bälger großzuziehen und bis ans Lebensende das Bett mit ihm zu teilen, schlecht wird. Vielleicht ist Gott mir gnädig, und ich sterbe im Kindbett!«, stieß sie hervor.
Ellen war schon versucht, alles zu verraten, als Claire sich fasste.
»Ach was, mein erster Mann war auch keine Schönheit, trotzdem habe ich einen Weg gefunden, mit ihm zurechtzukommen!«, sagte sie entschlossen.
Trotzdem sah Claire von Tag zu Tag elender aus, und am Abend vor der Hochzeit schließlich weinte sie hemmungslos.
Ellen nahm sie tröstend in den Arm.
»Ich habe alles falsch gemacht«, klagte Claire unglücklich. »Ich war so dumm! Sicher, ich habe es nicht anders verdient, aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe, diesen Kerl zu heiraten.«
Ellen bemühte sich, entsetzt auszusehen, damit Claire ihr nicht auf die Schliche kam. Ihre Freundin so unglücklich zu sehen tat ihr in der Seele weh. Es fehlte nicht viel, und Ellen hätte die Ärmste aus ihrem Kummer erlöst. Aber sie hatte sich vorgenommen durchzuhalten, auch wenn es nicht leicht war. Claires Augen waren ganz rot geweint.
»Vielleicht wären sie mit Guiot gar nicht einverstanden gewesen. Wenn er das gewollt hätte, hätte der Herr von Béthune ja schon mit ihm eine Hochzeit planen können. Vielleicht wenn Guiot nicht so schnell wieder verschwunden wäre …« Claire schluchzte laut auf.
»Aber Liebes, du hast es doch selbst gesagt, eine arrangierte Ehe ist das Beste, was einer Frau passieren kann!« Ellen schämte sich ein bisschen für ihre Grausamkeit.
»Ja, ich weiß, dass ich so etwas Dummes gesagt habe, und jetzt muss ich dafür bezahlen.« Claire richtete sich auf und wischte ihre Tränen energisch fort. »Ich werde diesen Basile morgen heiraten, stolz und aufrecht. Aber mit der Arbeit am Herd und den vielen Kindern soll er sich nur nicht allzu viel Hoffnung machen«, sagte sie aufmüpfig.
Ellen nickte gequält. Vielleicht hatte sie sich in Claire doch getäuscht, und sie war tatsächlich so stark, wie sie immer vorgab. Ob sie sich doch noch mit dieser Hochzeit abfinden würde?
An ihrem Hochzeitstag stand Claire genauso früh auf wie an einem gewöhnlichen Arbeitstag. Ellen sah, dass sie in die Werkstatt ging und sich wehmütig umsah. Alles war aufgeräumt, die angefangenen Aufträge beendet. Kein Fädchen lag herum, kein Werkzeug, das nicht ordentlich weggeräumt war. Obwohl sie bereits ihr Hochzeitskleid trug, fegte Claire noch einmal durch. Jetzt sah es aus, als sei schon lange nicht mehr in der Werkstattgearbeitet worden. Claire straffte sich und ging hinaus. Ellen sah ihr nach. Sie würde all ihre Kraft aufbringen müssen, um den Weg zur Kirche zu schaffen. Mit versteinertem Gesicht ging sie kurz darauf ihrem Schicksal entgegen. Sie sah nicht aus wie eine Braut, sondern wie eine Verurteilte auf dem Weg zur Hinrichtung. Adelise de Béthune und ihre Begleiter warteten bereits vor der Kirche. Scheinbar gleichgültig schritt Claire hoch erhobenen Hauptes auf die Kirche zu, aber als sie dem widerwärtigen Blick ihres Zukünftigen begegnete, verlor sie die Fassung. »Ich kann nicht«, flüsterte sie mit zitternder Stimme.
Ellen tat so, als habe sie nichts gehört, und schon kam Adelise de Béthune lächelnd auf die beiden zu. Sie reichte der Braut beide Hände und begrüßte sie freundlich.
»Bald bist du wieder unter der Haube, mein Kind.«
Claire schüttelte den Kopf und zog die Herrin mit sich fort.
»Bitte, Madame, Ihr müsst mich aus meiner Verpflichtung entlassen. Ich liebe einen anderen Mann. Ich kann Basile nicht …«
»Aber Kindchen, was sind
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