Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
zog sie an sich, umfasste ihren Nacken und küsste sie. Ellen schloss die Augen. Seine Zunge tastete sich den Weg zwischen ihren Lippen hindurch.
Ellen fühlte sich wehrlos und auf eine wunderbare Weise ausgeliefert. Der Kuss schien eine Ewigkeit zu dauern. Vorsichtig erforschte Jocelyns Zunge das Innere ihres Mundes. Danach bedeckte er ihr Gesicht und ihren Hals mit kleinen, zarten Küssen, bis die Härchen in ihrem Nacken wohlig zu Berge standen.
Jocelyn atmete schnell und ließ seine Zungenspitze sanft über ihren pochenden Hals gleiten. Plötzlich hielt er inne. »Du bist die Erfüllung all meiner Träume! Willst du mich heiraten?«
»Aber du weißt gar nichts von mir!« Ellens Stimme zitterte.
»Ich weiß, was ich wissen muss. Du bist ehrgeizig und außergewöhnlich begabt. Du bist einfach wunderbar, schön und eigenwillig. Ich werde alles tun, damit du glücklich wirst. Du kannst Eisen schmieden, Gold oder Silber, ich werde dir alle Freiheit lassen. Wenn du immer noch Schwerter schmieden willst, bitte, ich werde dir nie im Weg stehen. Wir könnten auch gemeinsam das schönste Schwert für unseren König machen, was hältst du davon?«
Ellen sah ihn ungläubig an.
»Der Herr hat die Güte gehabt, unsere Wege zu kreuzen,diese Gnade widerfährt einem im Leben nicht zweimal. Bitte sag ja!«, drängte er.
Ellen war wie von Sinnen vor Glück und nickte heftig. »Ja, Jocelyn, ja, ich will!«
Der Goldschmied hob sie jubelnd in die Luft. »Ich liebe dich, Ellen!«, rief er.
Die Kühe auf der Weide sahen auf und muhten beunruhigt.
Ellen und Jocelyn setzten sich ins Gras, schmiedeten Zukunftspläne und tauschten vorsichtige Zärtlichkeiten aus. Ellen fühlte eine merkwürdige Unruhe in sich aufsteigen und drehte sich ein paar Mal suchend um, ohne jedoch etwas zu entdecken.
»Ich will niemals mehr ohne dich sein«, sagte Jocelyn später und küsste sie noch viele Male, während sie Hand in Hand zurück zur Stadt wanderten.
»Da wird Michel aber enttäuscht sein!«, erwiderte Ellen fröhlich.
»Das wird er wohl!« Jocelyn lachte und zuckte mit den Schultern.
Ein Schmiedegeselle sah die beiden und grinste frech.
Ellen lief rot an, und Jocelyn küsste verliebt ihre Nasenspitze. »Wir sollten so schnell wie möglich heiraten!« Er streichelte ihre Wange. »Du glühst ja!«
»Ich bin glücklich!«
»Wir sehen uns morgen!«, sagte er, als sie bei der Schmiede angekommen waren, und warf ihr zum Abschied einen Handkuss zu.
Ellen wartete noch einen Moment, bis er im Gewimmel der Gasse verschwunden war, dann betrat sie das Haus ihres Meisters.
»Nanu, was ist denn mit dir los?«, knurrte Michel, als er ihre roten Wangen sah. »Du wirst doch nicht etwa krank?«
»Unsinn, Michel, sie ist verliebt! Ist doch seit Tagen nicht zu übersehen!« Marie lachte. »Das Bier benebelt deine Sinne, du weißt schon nicht mehr, was das ist, Liebe, nicht wahr?«
Aber an Michel prallte ihr Vorwurf ab. »Weiberkram«, murrte er. »Ich geh lieber in die Schänke.« Nachdem er aufgestanden und nach draußen gestolpert war, versuchte Marie, Einzelheiten aus ihr herauszubekommen, aber Ellen schwieg.
»Du wirst es noch rechtzeitig genug erfahren«, sagte sie fröhlich. »Ich bin müde und geh schlafen, gute Nacht!« Ellen ging in die Werkstatt und legte sich auf ihr Lager. Sie brauchte lange, um zur Ruhe zu kommen, so sehr wirbelten die Gedanken in ihrem Kopf durcheinander.
* * *
Währenddessen stand Thibault in der dunklen Gasse nur wenige Schritte von der Schmiede entfernt und bebte vor Zorn. Er war Ellen seit dem Morgen gefolgt. Wunderschön hatte sie auf dem Kirchgang in ihrem leichten Leinenkleid und mit den vom Wind zerzausten Haaren ausgesehen. Er hatte bereits beschlossen, sich ihr zu nähern, sich gar zu erkennen zu geben, als der Goldschmied wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Die beiden so verliebt miteinander turteln zu sehen war ihm schier unerträglich gewesen. Noch jetzt brannte ihr Glück sauer in seinem Magen wie zu fettes Essen. Thibault schloss die Augen und stellte sich vor, wie er seinen Nebenbuhler eigenhändig erwürgte.
»Sie gehört mir, mir allein«, knurrte er.
Wir sehen uns morgen, hatte Jocelyn gesagt, aber er würde sie niemals wiedersehen! Thibault stieß sich von der Hauswand ab und lief zu Jocelyns Werkstatt. Eine Weile beobachtete er das Haus, dann beschloss er, in die Schänke zu gehen, um zu trinken.
Im »Lachenden Eber« war die Hölle los, und Thibault hatte Mühe, noch einen Platz an einem
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