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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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der langen Tische zu bekommen. Der »Eber« war bekannt für sein würziges Bier und das deftige Essen. Besonderer Beliebtheit aber erfreuten sich dieSchankmägde, allesamt dralle Mädchen mit tief ausgeschnittenen Kleidern, die ihre wogenden Brüste einladend zur Geltung brachten. Sie lachten und scherzten mit den Männern, hielten sie zum Trinken an und nahmen auch nicht übel, wenn der eine oder andere sich wollüstig an sie heranmachte.
    Die Fackeln und Talglichter rußten und rauchten so stark, dass die Luft trüb wie in einer nebligen Novembernacht war, nur stickiger. Es roch nach Schweiß, Bier und Urin, weil sich so mancher Mann unter dem Tisch erleichterte, statt hinaus ins Freie zu gehen. Auf einem der schmierigen Holztische tanzte ein barfüßiges Mädchen mit langen, filzigen Haaren und schlug ein kleines Tamburin dazu. Die Männer johlten und pfiffen, wenn sie einen Blick unter ihren Rock erhaschen konnten, unter dem sie außer ihrer Haut nichts trug.
    Eine Brünette mit ausgeschlagenen Schneidezähnen und schmutzigem Kleid brachte Thibault ein Bier. Er beachtete sie nicht und ließ seinen Blick weiter umherschweifen. In einer Ecke würfelten ein paar Männer. Thibault wollte sich schon wieder gelangweilt abwenden, als er Michel unter den Gästen entdeckte. Der Schmied strahlte und hob die Siegesfaust. Er musste eine Glückssträhne haben, denn einer nach dem anderen verließen seine Mitspieler die Runde. Thibaults Gesicht verzog sich zu einem bösartigen Grinsen. Er zog seine Börse hervor und fingerte nach den gezinkten Würfeln, die er vor einiger Zeit einem Betrüger abgenommen hatte. Dann stellte er sich wie zufällig in die Nähe des Schmieds.
    »Ein Spielchen, Mylord?«, fragte Michel, bereits angetrunken, und klimperte mit den soeben gewonnenen Münzen. »Heute ist mir das Glück hold, ich fühle es!«
    Ein Säufer und Spieler, der seine Seele beim Spiel verkaufen würde, dachte Thibault abschätzig, sagte aber freundlich: »Nun, dann wollen wir Euer Glück mal herausfordern!« Thibault nahm die Würfel, die Michel ihm reichte. Er spuckte dreimal auf sie, bevor er sie gegen die Wand warf, und heuchelte Enttäuschung,wenn er verlor. Zunächst gewann Michel. Der Schmied führte sich bei jedem Sieg auf, als habe er das Glück gepachtet, und Thibault musste sich beherrschen, um den Angeber nicht auf der Stelle eines Besseren zu belehren. Erst nach einer Weile und ein paar an den Schmied verlorenen Münzen tauschte Thibault die Würfel heimlich gegen seine gezinkten aus und machte Michels Glückssträhne ein Ende. Nicht lange nach Mitternacht hatte der Schmied so viele Schulden bei Thibault, dass ihn die Einlösung Haus, Schmiede und Zukunft kosten würde.
    »Ich muss mal pinkeln!«, erklärte Michel, wankte vom Bier benebelt nach draußen und erleichterte sich ein paar Schritte weiter an einer Hauswand. Thibault war ihm aus der Taverne gefolgt und stand im Schatten eines Hauses. Er beobachtete angewidert, wie dem Schmied von der frischen Luft schlecht wurde und er sich jämmerlich würgend erbrach.
    Ohne auch nur einen Gedanken an seine Schulden zu verschwenden, glaubte Michel, sich einfach so fortschleichen zu können.
    Thibault ging ihm nach und stieß ihn in das erstbeste dunkle Gässchen. »Spielschulden sind Ehrenschulden«, raunte er Michel ins Ohr. »Wenn ich will, kann ich dir hier und gleich auf offener Straße die Kehle durchschneiden, weil du sie nicht bezahlt hast. Ich habe genügend Zeugen.« Thibault hatte sein Jagdmesser gezückt und hielt die Klinge an Michels Hals.
    Der Gestank nach Erbrochenem schlug ihm entgegen, als Michel den Mund aufmachte.
    »Bitte Herr, ich habe das Geld nicht, gewährt mir Aufschub, bitte!«, flehte er jammernd.
    »Damit du nur noch mehr Schulden machen kannst?« Thibault lachte höhnisch.
    »Wenn Ihr mir die Schmiede nehmt, was wird dann aus meinen armen Kindern?«, Michel schien erst jetzt zu begreifen, dass ihm das Wasser bis zum Hals stand.
    »Deine Not rührt mich!«, behauptete Thibault. »Also werdeich dir alles erlassen, wenn du etwas für mich erledigst!« Er grinste in die schwarze Nacht.
    »Was immer Ihr verlangt!«, winselte Michel, der den Hohn in Thibaults Stimme nicht wahrgenommen hatte.
    »Du wirst den Goldschmied töten, zu dem sie immer geht!«
    »W-w-wen? Wieso?« Mit seinem trunkenen Kopf begriff Michel nicht sogleich.
    »Er wird sie niemals bekommen!«, schnaubte Thibault. »Du erschlägst ihn oder besser noch stichst ihm die Augen aus,

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