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Das Kuschelbett

Das Kuschelbett

Titel: Das Kuschelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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Menschen, die man sonst nie sieht. Man verspricht, anzurufen und den Kontakt aufrechtzuerhalten, aber daraus wird ja nie etwas, und ehe man sich's versieht, trifft man sich schon wieder bei einem neuen Kongreß. Inzwischen ist ein ganzes Jahr vergangen und allen ist klar geworden, daß man sich auf Versprechungen, Anrufe und Zusammenkünfte nicht verlassen kann, deshalb muß man die Gelegenheit ergreifen, wenn sie sich bietet.«
    »Ach so, ich verstehe«, sagte Maud mit einer Stimme, die verriet, daß sie nichts verstand und sauer war.
    Im selben Augenblick kamen Rolands Freunde dazu, und als Maud sie sah, ging sie mit böser Miene davon. Roland wollte ihr erst folgen, um ihr zu sagen, daß sie später noch über die Sache sprechen könnten, aber er überlegte es sich und widmete statt dessen seine Aufmerksamkeit Bengt. Der schüttelte ihm als erster die Hand. Er schwankte wie ein Rohr im Wind, und sein pustender Atem verbreitete Wolken von Alkohol. Rolands Nase reagierte mit Widerwillen darauf, und als er Bengt näher ansah, merkte er, daß der von der Sauferei der letzten Nacht noch immer einen sitzen hatte.
    »G . . . grüß' dich«, sagte Bengt mit einem Schluckauf und schwerer Zunge, holte tief Luft, um fortzufahren, unterbrach sich jedoch, drehte den Kopf abrupt zur Seite, schielte zur Toilette und nahm direkten Kurs darauf zu.
    »So war er schon den ganzen Morgen«, meinte Henrik, der auch auf ziemlich unsicheren Beinen hereinkam, aber Haltung zu wahren versuchte. »Wir waren gestern nacht auf einer Super-Sauferei, und hinterher hat er sich noch eine Flasche Whisky mit ins Hotel genommen. Die hat er bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken, statt zu schlafen. Wenn er sich jetzt hier hinsetzt, duselt er sofort ein, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.«
    »Wir stopfen ihn in eine Reihe ganz oben«, sagte Roland. »Wenn wir ihn zwischen uns nehmen, kann er schlafen so viel er will, ohne daß es jemand merkt.«
    Sie gingen zur Toilette, und als Bengt kreidebleich herauskam, zogen sie ihn mit sich in den Saal. Er versuchte, sich zu widersetzen, aber als sie ihn endlich zwischen sich hatten, verlor er das Bewußtsein, als hätte ihm jemand mit einer Keule auf den Schädel geschlagen. Sein Kopf fiel nach vorne und rollte dann auf die Seite, um an Rolands Schulter zur Ruhe zu kommen. Die Beleuchtung im Saal wurde gedämpft, und der erste Vortrag des Tages begann.
    Bengt schlief anfangs ganz ruhig, begann aber bald zu schnarchen und sinnlos vor sich hin zu quasseln. Man verstand keine ganzen Worte, nur ein Nuscheln und Murmeln, das hin und wieder in einen unartikulierten, kleinen Schrei ausartete. Die Leute, die vor ihnen saßen, wandten sich um und blickten wütend auf Roland, der eine entschuldigende Geste machte und auf Bengt deutete. Dabei stieß er ihn vielleicht etwas zu hart mit der Hand an, denn Bengt fuhr hoch und starrte entsetzt um sich.
    »Wo ... wo ... wo ... wo bin ich?« rief er außer sich.
    Der Redner verstummte, und alle Kongreßteilnehmer wandten sich um. Bengt wurde plötzlich klar, wo er sich befand und was er angerichtet hatte. Unter den mißbilligenden Blicken der Versammlung kroch er in sich zusammen, bis er unter seinem Sitz verschwand, und versuchte auf allen vieren zwischen den Reihen hinauszukriechen. Roland und Henrik erhoben sich und folgten ihm. Draußen im Foyer holten sie ihn ein. Alle drei blickten einander ein paar Sekunden stumm an, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.
    »Hast du den Redner beobachtet?« fragte Roland zwischen den Lachsalven.
    »Und den erst, der vor uns saß?« ergänzte Henrik.
    Bengt sagte kein Wort. Er hatte sich die Treppe hinaufgeschlichen und beugte sich jetzt über das Geländer.
    »Kommt her, Jungs! Da ist einer, der die Flaschen schon entkorkt hat.«
    Sie liefen die wenigen Stufen hinauf und betraten einen Raum, in dem ein Angestellter einer Firma für Türschlösser bereits die Gläser gefüllt hatte, die auf einem kleinen Seitentisch standen.
    »Kommen Sie, bedienen Sie sich!« sagte er einladend und deutete auf die Gläser.
    Jeder nahm ein Glas und leerte es auf einen Zug. Dann nahmen sie ein zweites in die Hand und hörten höflich zu, wie der Mann ihnen die Vorzüge seiner Schlösser klarmachte. Sie blieben und taten, als fänden sie die Ausführungen wahnsinnig interessant, bis sie hörten, wie mehrere andere Räume geöffnet wurden, um die durstigen Kongreßteilnehmer hereinzulassen. Da verbeugten sie sich dankend und setzten

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