Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
Vom Netzwerk:
sagte Peter.
    Powell schob die blütenweiße Manschette zurück und warf einen Blick auf seine Uhr. »Mein Gott! So spät schon? Mein Wagen wartet sicher.« Er stand auf. Als er sich von Peter verabschiedete, sagte er: »Vergessen Sie eines nicht, Moray – Havenlake geht auf alle Fälle. Jemand muß ihn ersetzen.«
    Peter gab ihm die Hand. »Vielen Dank für das Abendessen«, sagte er.
    »Hat mich sehr gefreut, mein Junge«, erwiderte Powell glatt. »Ich denke, ich komme Mitte nächster Woche nach Portfield. Und Sie behandeln unsere kleine Plauderei mit Diskretion, nicht wahr?«

 
21
     
    Man hatte dem Mädchen ein Zimmer im zweiten Stock des Ostflügels gegeben, dicht neben Becky Schofields Wohnung. Peter blieb ein paar Minuten im Korridor stehen, bevor er klopfte. Er wußte nicht recht, ob er in diesem Stadium seine telepathischen Fähigkeiten einsetzen sollte oder nicht. Es war möglich, daß er sie erwischte, während sie ihre Barriere gerade gelockert hatte. In diesem Fall konnte er sich wenigstens über ihre Person Sicherheit verschaffen. Andererseits, wenn ihre telepathische Aufmerksamkeit geweckt wurde und sie bereits von seiner Anwesenheit wußte, konnte das Ergebnis eines solchen Versuches verheerend sein. Wenn sie zusammenarbeiten sollten, mußten sie unbedingt zu einer Art Verständigung kommen. Heute morgen wollte er versuchen, das Vertrauen zwischen ihm und ihr zu festigen.
    Sie öffnete sofort auf sein Klopfen. »Oh, Sie sind es.« Ihre Züge verhärteten sich, als sie ihn anstarrte.
    »Ja – hoffentlich komme ich nicht zu früh. Darf ich eintreten?« »Wenn es sein muß«, sagte sie scharf. Sie trat nur zögernd zur Seite, als er an ihr vorbei in das große, freundlich möblierte Zimmer ging. Als er sich umdrehte und sie ansah, stand sie immer noch an der Tür und starrte ihn an wie ein Insekt.
    »Du erkennst mich, nicht wahr?«
    Ihr Lachen war kurz und hart.
    »Glaubst du vielleicht, daß ich dich vergessen könnte?«
    »Es tut mir leid, Barbara, aber ich verstehe die Situation wirklich nicht«, sagte Peter. »Wenn du mir vielleicht sagen könntest, weshalb du mich vergessen willst, wäre mir geholfen.«
    »Glaubst du, ich zerre all diese demütigenden Dinge wieder hervor, nur um deinen abgeschmackten Sinn für Humor zu befriedigen?« Sie zitterte vor Erregung, und dann kam sie so plötzlich auf ihn zu, daß er glaubte, sie würde ihn im nächsten Augenblick angreifen.
    »Was für Dinge?« Ihr Haß verwirrte Peter.
    »Mein Gott, Peter, kannst du denn die Vergangenheit nicht ruhen lassen?« Sie wandte sich abrupt von ihm ab und ließ sich in einen Sessel fallen, die Hände vor das Gesicht geschlagen.
    Er stand unbeholfen da und sah auf ihre zuckenden Schultern herab. Er wollte sie trösten, aber er wußte, daß jeder Versuch, sie anzurühren, einen neuen, wilden Wutausbruch mit sich bringen würde. Ihre Haltung war aufgrund der Beziehung, die sie zueinander gehabt hatten, unverständlich. Dieses kurze wunderbare Verschmelzen war vollkommen aus ihrer Erinnerung verschwunden. Statt dessen hatte ihr Lehrer wohl die bitteren Erfahrungen wieder hervorgekramt, die zu ihrem Selbstmordversuch geführt hatten. Er hatte sie so beeinflußt, daß sie Peter für den Schuldigen an ihrem Unglück hielt. Die Tatsache, daß diese Erinnerungen falsch waren, hatte keinerlei Bedeutung. Sie waren durch das geschickte Eingreifen des fremden Telepathen so fest eingepflanzt, daß sie stärker und lebhafter wirkten als die Wahrheit und eine undurchdringliche Barriere zwischen ihnen errichteten. Die sofortige, bis in die Tiefen reichende Harmonie, die vorher zwischen ihnen existiert hatte, würde erst wieder möglich sein, wenn die Barriere entfernt war. Ihr Lehrer hatte sie deshalb nach Portfield schicken können. Er war sicher, daß die Motive für ihre Gegenwart Peter verborgen bleiben würden.
    Das brachte ihn wieder auf das Problem, das ihn eine lange, schlaflose Nacht beschäftigt hatte: Was wollte sie hier in Portfield? Es gab hier bestimmt nichts, das sie nicht auch durch die gigantischen telepathischen Kräfte ihres Tutors lernen konnte. In seinen Augen mußte das Projekt von Portfield hoffnungslos primitiv und unzulänglich sein – und doch zeigte er nicht zum erstenmal sein Interesse daran. Er hatte sie kaum als Beobachterin hergeschickt – denn er hatte in der Vergangenheit seine eigenen Beobachtungen gemacht. Und als Saboteurin konnte Peter sie sich auch nicht vorstellen. Dazu hatte das Projekt bisher zu

Weitere Kostenlose Bücher