Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
zu. Alles, was Sie tun, ist, sich in den Himmel zu verfügen und mit Gottes Wort zurückzukommen, und wir sollen als Evangelium jeden Blödsinn hinnehmen, den Sie hinschmieren, wie so manche ...« Er gestikulierte so aufgeregt, daß sein breitgebauter Körper unter dem blauen Leinenhemd bebte. »Denken Sie an den Dienst, den Sie der Menschheit leisten könnten, wenn Sie nicht so faul wären.«
    »Welchen Dienst?«
    »Sie könnten alle unsere Probleme lösen.« Pete funkelte ihn an. »Wenn die da oben Waffenentwürfe haben ...« Er zeigte mit dem Daumen hinauf zur Zimmerdecke, so, als schwebe Lars in seinen Trancezuständen dort wirklich hinauf. »Die Wissenschaft sollte sich wirklich mit Ihnen befassen. Herrgott noch mal, Sie gehören zu CalTech, damit man Sie untersucht, statt daß Sie hier diesen lächerlichen Laden führen, wo es von warmen Brüdern wimmelt.«
    »Warme Brüder?« sagte Lars.
    »Okay, Sie sind keiner. Na und? Mein Schwager ist einer, und das stört mich nicht. Für mich kann jeder sein, was er will.« Pete schrie so laut, daß es dröhnte und widerhallte. »So lange das echt ist, na, dann ist er es eben, und er macht nicht, was man ihm vorschreibt. Und Sie!« Es klang vernichtend. »Sie tun, was man Ihnen sagt. Man sagt: Geh hin und besorg uns einen Stapel Vorentwürfe in zwei Dimensionen, und das machen Sie!« Er senkte die Stimme, gab einen Knurrlaut von sich, rieb sich die schwitzende Oberlippe. Dann setzte er sich hin, streckte die langen Arme aus und griff nach dem Stapel Skizzen auf Lars' Schreibtisch.
    »Das sind sie nicht«, sagte Lars und nahm sie an sich.
    »Das sind sie nicht? Was dann? Für mich sehen sie aus wie Entwürfe.« Pete drehte den Kopf und reckte kolbenartig den Hals.
    »Von Foks-Ost«, sagte Lars. »Von Miss Toptschew.« Petes Gegenstück in Breschnewgrad oder Neu-Moskau – die Sowjets verfügten über zwei Konstruktionsfirmen, die typische Überlappungsverdoppelung einer monolithischen Gesellschaft – hatte die Aufgabe, diese Skizzen einen Schritt weiterzuführen.
    »Kann ich sie sehen?«
    Lars schob sie ihm hin, und Pete preßte seine Nase fast auf das Glanzpapier, als sei er plötzlich kurzsichtig geworden. Er sagte eine Weile nichts, während er sie der Reihe nach durchging, dann lehnte er sich zurück und sagte: »Sie sind schrecklich.«
    »Nein«, widersprach Lars. »Sie können umgeschmiedet werden. Sie macht ihre Arbeit.« Aber diese Entwürfe mochten natürlich nicht repräsentativ sein. Die Sowjets waren berüchtigt dafür, daß sie es fertigbrachten, KACH zu übertölpeln. Das weltweit agierende Polizeibüro war oft ein leichtes Opfer für die Geheimpolizei der Sowjets, den KWB. Als Don Packard die Skizzen vorgelegt hatte, war das nicht besprochen worden, aber fest stand soviel: Die Sowjets, darauf gekommen, daß ein KACH-Agent ihre Waffenmodeentwürfe kannte, zeigten vermutlich nur das, was sie zeigen wollten, und hielten alles andere zurück. Davon mußte man stets ausgehen.
    Oder zumindest ging er davon aus. Was UN-W Natsek mit seinem von KACH beschafften Material anfing, war seine Sache; davon wußte er nichts. Die Haltung des Ausschusses reichte oft von absoluter Leichtgläubigkeit (auch wenn dafür nicht allzuviel sprach) bis zu totalem Zynismus. Was ihn persönlich betraf, so versuchte er eine vernünftige Mitte zu finden.
    »Und das undeutliche Bild da, das ist sie, ja?«
    »Ja.« Lars zeigte ihm die verschwommene Aufnahme.
    Wieder führte Pete das Bild an die Nase heran.
    »Da läßt sich nichts erkennen«, stellte er fest. »Und dafür bekommt KACH Geld! Da erreiche ich mehr, wenn ich mit einer Polaroid-Kamera ins Institut für Verteidigungsforschung in Breschnewgrad gehe.«
    »Das gibt es doch gar nicht«, sagte Lars.
    Pete hob den Kopf.
    »Soll das heißen, daß man das Amt aufgelöst hat? Aber sie sitzt noch an ihrem Schreibtisch.«
    »Das leitet jetzt ein anderer, nicht mehr Victor Kamow. Er ist verschwunden. Ein Lungenleiden. Es heißt jetzt ...« Lars fand die Notiz, die dem Bericht des Mannes von KACH beigefügt gewesen war. In Foks-Ost kam das dauernd vor; er maß dem keine Wichtigkeit bei – »›Kleine Protozide, Unterabteilung Ernteproduktion, Archive‹. In Breschnewgrad. Ein Zweigbüro des Ministeriums für Mittlere Automatik-Werkzeuge und Unfallverhütung, ihre Tarnung für die nichtbakteriologische Kriegsforschung aller Art. Wie Sie wissen.« Er stieß mit seinem Kopf an den von Pete und betrachtete die undeutliche Hochglanzaufnahme

Weitere Kostenlose Bücher