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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Zunge Spazierengehen zu lassen. Aber nehmen wir an, nur für diesen einen Augenblick, während wir hier zusammengedrängt in der Nische sitzen, wir drei, zwei Cog-Männer und ein zierliches, silbergeschmücktes Normalmädchen, dessen Hauptsorge darin besteht, daß die zugegebenermaßen bezaubernden kleinen, spitzen Brüste so auffällig hervortreten wie möglich ... angenommen, ich könnte so fröhlich offen sein wie du, ohne die Notwendigkeit, das, was ich weiß, von dem, was ich sage, scharf zu trennen.
    Die Wunde wäre geheilt, entschied er. Keine Pillen mehr. Keine Nächte mehr, in denen man nicht schlafen kann – oder will.
    »Miss Bedouin«, sagte er, »in Wirklichkeit liebe ich Sie. Aber mißverstehen Sie mich nicht. Ich spreche von einer geistigen Liebe, nicht von einer fleischlichen.«
    »Okay«, sagte Miss Bedouin.
    »Weil ich Sie bewundere«, sagte Lars.
    »Sie bewundern sie so«, erklärte Pete murrend, »daß Sie nicht mit ihr ins Bett gehen können? Kindisches Zeug! Wie alt sind Sie, Lars? Wahre Liebe heißt, miteinander ins Bett gehen, wie in der Ehe. Habe ich nicht recht, Miss-wie-war-Ihr-Name? Wenn Lars Sie wirklich lieben würde ...«
    »Lassen Sie mich das erklären«, unterbrach Lars.
    »Niemand will Ihre Erklärung hören«, sagte Pete.
    »Geben Sie mir eine Chance«, bat Lars. »Ich bewundere ihre Position.«
    »›Nicht so senkrecht‹«, sagte Pete, den großen Komponisten und Dichter des vergangenen Jahrhunderts, Marc Blitzstein, zitierend.
    Miss Bedouin brauste auf.
    »Ich bin sehr senkrecht. Das habe ich Ihnen eben erklärt. Und nicht nur das ...« Sie verstummte, weil ein kleiner, älterer Mann mit dem letzten Schimmer weißer Haare in unregelmäßiger Erscheinungsform auf einer rosigen, beinahe glühenden Kopfhaut, plötzlich an ihrer Nische aufgetaucht war. Er trug altmodische Brillengläser, hatte eine Aktentasche bei sich, und seine Haltung verriet ein Gemisch von Schüchternheit und Entschlossenheit, so, als könne er nun nicht mehr umkehren, hätte es aber gerne getan.
    »Ein Vertreter«, sagte Pete.
    »Nein«, sagte Miss Bedouin. »Nicht gut genug gekleidet.«
    »Gerichtszusteller«, sagte Lars; der ältliche, kleine Herr wirkte beamtenhaft. »Habe ich recht?« fragte er.
    Der ältliche Herr sagte stockend: »Mr. Lars?«
    »Autogrammsammler«, sagte Miss Bedouin triumphierend. »Er möchte Ihr Autogramm, Mr. Lars; er hat Sie erkannt.«
    »Stadtstreicher ist er keiner«, fügte Pete nachdenklich hinzu. »Seht euch seine Krawattennadel an. Ein echter Stein, geschliffen. Aber wer trägt heutzutage noch ...«
    »Mr. Lars«, sagte der ältliche Herr und brachte es fertig, sich unsicher an den Rand der Nische zu setzen. Er legte seine Aktentasche vor sich hin, räumte Zucker, Salz und leere Kaffeetassen beiseite. »Verzeihen Sie, daß ich Sie belästige. Aber – ein Problem.« Seine Stimme klang leise und brüchig. Er hatte etwas vom Weihnachtsmann an sich, und trotzdem war er in Geschäften erschienen, entschiedener und ohne Gefühlsaufwand. Er beschäftigte keine Elfen und war nicht hier, um Spielzeug zu verschenken. Er war Fachmann; das zeigte sich daran, wie er in seiner Aktentasche kramte.
    Pete stieß Lars plötzlich an und deutete mit dem Finger. Lars sah an einer leeren Nische bei der Tür zwei jüngere Männer mit stumpfen, fischleibartigen Unterwassergesichtern; sie waren zusammen mit dem seltsamen Mann hereingekommen und behielten die Vorgänge im Auge.
    Lars griff auf einmal in seine Jacke und riß das Dokument heraus, das er stets bei sich führte. Zu Miss Bedouin sagte er: »Rufen Sie einen Polizisten!«
    Sie blinzelte, erhob sich halb.
    »Los!« sagte Pete scharf zu ihr, dann rief er laut: »Die Polizei holen! Rasch!«
    »Bitte«, sagte der ältliche Herr flehend, aber mit einer Spur von Gereiztheit. »Nur ein paar Worte. Es gibt da etwas, das wir nicht verstehen.« Er hatte Bilder herausgezogen, HochglanzFarbphotos, die Lars erkannte. Es waren von KACH beschaffte Wiedergaben seiner eigenen Entwürfe, Folge 260 bis 265, dazu Aufnahmen der abschließenden genauen Spezifikationen für die Vorlage bei Lanferman & Co.
    Lars faltete sein Dokument auseinander und sagte zu dem älteren Mann: »Das ist eine Erzwingungsverfügung. Wissen Sie, was darin steht?«
    Der ältere Mann nickte widerwillig, angewidert.
    »Jeder einzelne und sämtliche Beauftragte der Regierung der Sowjetunion«, sagte Lars, »von Volks-China, Kuba, Brasilien, der Dominikanischen Republik ...«
    »Ja, ja«,

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