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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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erfährt, sind Sie unschuldig. Vielleicht im schlechten Sinne.«
    »Nicht der reine Narr«, sagte Maren praktisch und nickte. »Ich habe sechzig Kreds für dich bezahlt. Schwatz nur.«
    Sie entfernte sich, um vom Kaffeetisch ein Zigarillo aus der Packung zu nehmen.
    Orville bedachte eine Entscheidung – so, als könne er entscheiden, statt, wie Maren betont hatte, nur aus den Daten in seinen Speichern auswählen zu können. Schließlich sagte er: »Ich weiß, was Sie wollen. Sie stehen vor einem Dilemma. Sie befinden sich jetzt in einem Dilemma. Aber Sie haben es sich selbst gegenüber nie ausgesprochen, sich ihm nie gestellt.«
    »Was, zum Teufel, ist es?« fragte er verwirrt.
    »Mr. Lars, Sie haben die schreckliche Angst, daß Sie eines Tages Ihr Büro in New York betreten, sich hinlegen, in Ihren Trancezustand verfallen und ohne Entwürfe wieder zu sich kommen«, entgegnete Orville. »Mit anderen Worten, daß Sie Ihr Talent verlieren.«
    Abgesehen von Marens ein wenig asthmatischer Atmung, als sie ihr Garcia y Vega-Zigarillo rauchte, war es im Zimmer totenstill.
    »Mensch«, sagte Lars besänftigt. Er kam sich vor wie ein ganz kleiner Junge, so, als seien all die Jahre des Erwachsenseins wie weggeblasen. Es war ein unheimliches Erlebnis.
    Denn dieses Spielzeug, diese Erfinder-Neuheit, eine Verballhornung des ursprünglichen Entwurfes von Mr. Lars Inc., hatte recht. Seine Angst war beinahe eine Kastrationsangst. Und sie ließ niemals nach.
    Orville kam gewichtig-pompös zum Schluß.
    »Ihre bewußt erkannte Zwickmühle angesichts der Unechtheit Ihrer sogenannten ›Waffen‹-Entwürfe ist eine künstliche, falsche Streitfrage. Sie verschleiert die psychologische Wirklichkeit, die sich dahinter verbirgt. Sie wissen, wie jeder vernünftige Mensch, ganz genau, daß es keinerlei Argument dafür gibt, echte W affen zu produzieren, weder im Wes-Block noch in Foks-Ost. Die Menschheit wurde vor dem Untergang gerettet, als die beiden Monolithen sich heimlich auf höchster Ebene in Fairfax, Island, im Jahre 1992 trafen, um sich auf das ›Umschmiedungs‹-Prinzip zu einigen, bevor 2002 die Protokolle offen ratifiziert wurden.«
    »Genug«, sagte Lars und starrte den Gegenstand an.
    Der alte Orville verstummte.
    Lars ging zum Tisch und legte den Gegenstand betroffen hin.
    »Und das belustigt die Leute?« sagte er zu Maren.
    »Sie stellen keine tiefen Fragen«, erwiderte Maren. »Sie stellen ihm dumme, alberne Fragen. Hm, hm.« Sie sah ihn prüfend an. »Die ganze Zeit war also dein Gerede, das Stöhnen und Ächzen: ›Mein Gott, ich bin ein Schwindler, ich betrüge die armen Menschen‹, dieser ganze Quatsch war also der pure Unfug.« Sie war vor Empörung rot geworden.
    »Offenkundig«, sagte Lars erschüttert. »Aber ich wußte es nicht. Ich gehe zu keinem Psychoanalytiker – ich hasse sie. Sie sind auch Schwindler. Siegmund Freud-los.«
    Er wartete hoffnungsvoll. Sie lachte nicht.
    »Kastrationsangst«, erklärte sie. »Angst vor dem Verlust der Männlichkeit. Lars, du fürchtest, weil deine Entwürfe aus dem Trancezustand nicht solche für echte Waffen sind – du verstehst doch, Schatz, Liebling, Häschen? Du fürchtest, es könnte bedeuten, daß du impotent bist.«
    Er wich ihrem Blick aus.
    »Waffenlos«, sagte er. »Das ist ein höflicher Euphemismus...«
    »Alle Euphemismen sind höflich; das meint der Ausdruck.«
    »... für Impotenz. Ich bin kein Mann.« Er starrte Maren an.
    »Im Bett bist du zwölf Männer«, sagte Maren. »Vierzehn. Zwanzig. Einfach toll.« Sie sah ihn hoffnungsvoll an, um festzustellen, ob ihn das aufheiterte.
    »Danke«, erwiderte er. »Aber das Gefühl des Versagens bleibt. Vielleicht ist sogar der alte Orville nicht bis zum Kern vorgestoßen. Auf irgendeine Weise ist Foks-Ost beteiligt.«
    »Frag Orville«, meinte sie.
    Lars griff wieder nach dem glatten Kopf und sagte: »Was hat Foks-Ost mit der ganzen Sache zu tun, Orville?«
    Eine Pause, während das komplexe elektronische System surrte, dann erwiderte das Gerät: »Ein verschwommenes, aus der Ferne aufgenommenes Hochglanzphoto. Zu undeutlich, als daß man Ihnen sagen könnte, was Sie wissen wollen.«
    Lars wußte sofort Bescheid. Und versuchte den Gedanken in sich auszulöschen, weil seine Geliebte und Mitarbeiterin Maren Faine neben ihm stand und entgegen den Gesetzen des Westens seine Gedanken auffing. Hatte sie ihn wahrgenommen, oder war es ihm gelungen, ihn rechtzeitig abzuschneiden und ihn in seinem Unbewußten zu vergraben, wo er

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