Das Labyrinth der Ratten
hingehörte?
»So, so«, sagte Maren nachdenklich. »Lilo Toptschew.«
»Ja«, nickte er fatalistisch.
»Mit anderen Worten«, sagte Maren, und die Größenordnung ihres Intellekts, der Grund dafür, warum er ihr in seinem Unternehmen eine führende Stellung übertragen hatte, erwies sich – zu seinem Nachteil, dachte er bedrückt, »mit anderen Worten, du siehst die Lösung für das Dilemma MännlichkeitSterilität, psycho-sexueller Waffenentwürfe auf die dümmste Weise, die man sich vorstellen kann. Auf eine Weise, die, sagen wir, wenn du jetzt neunzehn Jahre alt wärst ...«
»Ich gehe zu einem Psychiater«, sagte er lahm.
»Du willst ein schönes, klares Bild von dieser gottverdammten, elenden kleinen weiblichen kommunistischen Schlange?« Marens Stimme enthielt Haß, Schuldzuweisung, Anklage, Wut – alles durcheinander, aber deutlich genug, um durch das Zimmer zu stoßen und ihn hart zu treffen; er spürte die Wirkung voll und ganz.
»Ja«, sagte er stoisch.
»Ich besorge dir eines. Okay, wirklich. Im Ernst. Ich mache noch mehr. Ich erkläre dir in schlichten, kurzen Worten von der Art, wie du sie begreifen kannst, wie du dazu kommen kannst, weil ich persönlich es bei genauer Überlegung vorziehe, mich nicht auf so etwas« – sie suchte nach dem Wort, dem satten, wuchtigen Hieb unter der Gürtellinie – »Mieses einzulassen.«
»Und wie?«
»Merk dir zuerst eines: KACH wird es dir nie beschaffen, niemals! Wenn sie dir eine verschwommene Aufnahme geliefert haben, dann mit Absicht. Sie hätten eine bessere besorgen können.«
»Da komme ich nicht mehr mit.«
»KACH«, sagte Maren wie zu einem Kind, noch dazu zu einem, für das sie verdammt wenig Verständnis hatte, »KACH ist, was man neutral nennt. Nimm weg, was daran zweckbestimmter Edelsinn ist, und du kommst auf die Wahrheit: KACH dient zwei Herren.«
»Ah, ja«, sagte er. »Uns und Foks-Ost?«
»Sie müssen allen zu Gefallen sein und dürfen niemanden beleidigen. Sie sind die Phönizier der modernen Welt, die Rothschilds, die Fugger. Bei KACH kannst du Spionagedienste vertraglich verlangen – aber du bekommst eine verschwommene Fernaufnahme von Lilo Toptschew.« Sie seufzte. Es war so einfach, und trotzdem mußte man es ihm erklären. »Erinnert dich das nicht an etwas, Lars? Denk nach.«
Nach einer Pause sagte er: »Das Bild, das Aksel Kaminsky hatte. Von Entwurf 265. Es war unvollständig.«
»Oh, Liebling, du siehst, du siehst wirklich.«
»Und du«, erwiderte er, entschlossen, sich nicht nervös machen zu lassen, »du behauptest, das sei Absicht. Sie liefern so viel, daß beide Blocks weiter kaufen, aber nicht genug, um irgendeine Seite vor den Kopf zu stoßen.«
»Richtig. Jetzt paß auf.« Sie setzte sich und sog erregt an ihrem Zigarillo. »Ich liebe dich, Lars. Ich will dich behalten, damit ich mich um dich kümmern und dich ärgern kann; ich ärgere dich so gern, weil du so leicht zu ärgern bist. Aber ich bin nicht gierig. Deine psychologische Schwäche ist, wie Orville sagte, daß du fürchtest, deine Männlichkeit verloren zu haben. Damit bist du wie jeder andere Mann über Dreißig ... du läßt ein klein wenig nach, und das erschreckt dich; du spürst das Nachlassen der Lebenskraft. Du bist gut im Bett, aber nicht ganz so gut wie vorige Woche oder vergangenen Monat oder letztes Jahr. Dein Blut, dein Herz, dein – nun, dein Körper weiß es jedenfalls, also auch dein Verstand. Ich werde dir helfen.«
»Dann hilf, statt Reden zu halten«, sagte er.
»Setz dich mit diesem Aksel Kaminsky in Verbindung.«
Er sah sie an. Ihr Ausdruck verriet, daß sie es ernst meinte; sie nickte eifrig.
»Und du sagst, Iwan – du nennst ihn Iwan«, fuhr sie fort. »Das ärgert sie. Dann kann er dich Joe oder Yank nennen, aber das stört dich nicht. Iwan, sagst du, Sie wollen Einzelheiten über Artikel 265 wissen, trifft das zu, Iwan? Okay, Genosse aus dem Osten, ich liefere Ihnen Einzelheiten, und Sie geben mir ein Bild der Waffenmodeschöpferin Miss Toptschew. Ein gutes Bild, in Farbe, vielleicht sogar 3 D. Ja, vielleicht sogar Filmstreifen, damit ich ihn – mit hübscher Tonspur ihrer Stimme – abends ablaufen lassen kann, um leere Freizeitstunden zu füllen. Und wenn Sie vielleicht einen geilen Filmausschnitt haben, mit wildem Hüftwackeln, wo sie ...«
»Du glaubst, er wird es tun?«
»Ja.«
Und ich leite die Firma, dachte Lars; ich besolde diese Frau. Offenkundig, in einem weiteren Jahr, und bei meinen psychologischen Problemen
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