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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ausprobieren. Wir werden nicht nur unsere Talente kombinieren. Wir werden das auch mit unseren Metabolismus-Stimulantien tun und sehen, was dabei herauskommt. Weil ...« sie zögerte kindlich, ernst, aber erregt ... »wir Erfolg haben müssen, Lars. Wir müssen einfach.«
    »Wir werden ihn haben«, sagte er beruhigend.
    Und dann, während er dasaß, die Bierdose in der Hand – er betrachtete sie zerstreut und bemerkte, daß es dänisches Bier war, dunkel, eine sehr gute Sorte –, spürte er, wie die Droge wirkte.
    Schlagartig, mit einem heftigen Ansturm wie bei einer Feuersbrunst, überwältigte sie ihn, und er stand schwankend auf und streckte die Hände aus – die Bierdose fiel auf den Boden und rollte davon, ihr Inhalt befleckte den Teppich, dunkel, häßlich, schäumend, als sei dort ein großes Tier geschlachtet worden. Und sein Leben schien zu verrinnen. So, als wäre ich in den Tod gelaufen, dachte er, trotz ihrer Worte. Gott im Himmel! Ich habe mich aufgeschlitzt in dem Versuch, zu – gehorchen.
    Wem gehorche ich? fragte er. Der Tod kann sich verstellen. Er kann deine Haut mit versteckten Worten verlangen, und du glaubst, es ist etwas ganz anderes, eine hohe Autorität, eine geistige, freie Eigenschaft, die du genießen solltest. Das ist alles, was du verlangst; du möchtest dich freuen. Und statt dessen – hat es dich erwischt. Nicht sie, sondern es. Sie möchten viel, aber sie sind nicht bereit, das zu verlangen.
    Aber du hast es freiwillig hergegeben, bist zuvorgekommen. Das wird ihnen nicht gefallen. Tyrannei hat ihr eigenes Tempo. Ihr vorzeitig entgegenzulaufen, wird ebensowenig anerkannt werden, als hättest du versucht, dich davonzuschleichen, als wärest du zurückgeblieben, davongewandert, hättest du auf irgendeine andere Weise zu entkommen versucht. Ebensowenig, als hättest du dich, Gott behüte, gestellt und gekämpft.
    »Was ist?« Lilos Stimme, aus weiter Ferne.
    »Ihr Serotonin hat mich erwischt«, lallte er. »Auf die falsche Art. Der Alkohol, das Bier. Vielleicht. Können Sie – mir sagen...« Er ging einen Schritt, zwei. »Das Badezimmer.«
    Sie führte ihn erschrocken. Er konnte das erkennen, die klatschenden Fledermausflügel, ihr wahrhaft angstverzerrtes Gesicht, als sie ihn mitzog.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Ich ...« Und dann ging er zugrunde.
    Die Welt war fort; er war tot und in einer grellen, schrecklichen Welt, die noch kein Mensch je gekannt hatte.

    17

    Da war ein Mann, beinahe götzenhaft, erstarrt in der steingehauenen Klarheit seiner Gesichtszüge. Er beugte sich über Lars, in einer eleganten Uniform mit mehreren Reihen verschiedenfarbiger Ordensbänder.
    »Er lebt jetzt«, sagte er.
    Zwei Ärzte standen in der Nähe. Sie trugen einfache, weiße, bodenlange Kittel. Lars sah unfaßbare teure, klinische Notfallanlagen, riesige, tickende Maschinen mit Schläuchen und Ventilen und Motoren mit Eigenantrieb, alles in heftigem Betrieb. Es roch stark nach Ozon und Chemikalien. Er sah einen Tisch, auf dem Instrumente lagen, von denen er eines erkannte; man gebrauchte es für Luftröhrenschnitte.
    Aber diese sowjetischen Ärzte hatten es bei ihm nicht anwenden müssen. Er war rechtzeitig zu sich gekommen.
    Der Monitor, begriff er. Versteckt in der Mauer, pausenlos in Betrieb. Wache haltend für seine eigenen unheimlichen Ziele. Er hatte seinen Zusammenbruch beobachtet, und deshalb war Hilfe gekommen, schnell genug, um ihn zu retten.
    Ins Badezimmer zu gelangen, hätte nicht ganz gereicht.
    Zu dem uniformierten Offizier der Roten Armee mit dem gestärkten Kragen und den breiten Schulterstücken sagte er: »Major Geschenko?«
    »Ja, Mr. Lars.« Der Offizier war nun vor Erleichterung schlaff und bleich geworden. »Ihr Vagusnerv. Irgend etwas mit der Medulla und vor allem der Speiseröhre; ich verstehe nicht viel davon. Aber ein paar Minuten lang hing es wirklich an einem Haar. Man hätte Sie natürlich im letzten Augenblick abgekühlt und ausgeflogen. Aber ...« Er gestikulierte.
    Lars sagte zustimmend: »Ganz knapp. Ich habe die Nähe gespürt.« Jetzt konnte er Lilo Toptschew erkennen. Sie stand zusammengekauert an der anderen Wand, ohne den Blick von ihm zu lösen. »Glauben Sie, daß ich das absichtlich 'gemacht habe?« sagte sie.
    Ihre Stimme war weit weg und für ihn kaum verständlich. Einen Augenblick lang glaubte er, es sei seine Einbildung, aber dann begriff er, daß sie ihn das wirklich gefragt hatte. Und er wußte die Antwort. Er kannte die Wahrheit.
    Aber laut, in

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