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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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»Jämmerlich.«
    »Ja, jämmerlich«, sagte Lars gepreßt.

    21

    Nach einer Pause sagte Lilo mit fester Stimme: »Es ist Ihnen klar, was das bedeutet. Jetzt können sie sich direkt an ihn wenden, an den, der diese Schundzeichnungen herstellt. Sie brauchen uns nicht, Lars; nie mehr.«
    »Sich an ihn wenden wofür?« murmelte Major Geschenko mit ätzender, aber großer Höflichkeit. »Miss Toptschew? Was, glauben Sie, hat er? Glauben Sie, er hat etwas zurückgehalten?«
    »Es gibt nichts mehr«, sagte Lars. »Der Mann ist im Geschäft mit einer Comic-Serie. Seine Erfindungen sind die ganze Zeit über unecht gewesen.«
    »Aber die ganze Zeit über entsprach das genau dem Bedürfnis«, betonte Major Geschenko auf seine verbindliche, milde, vernichtend beleidigende Weise. »Das trifft nun nicht mehr zu. Der blaue Kopffüßer-Mann kann nicht durch den Weltraum fliegen und die fremden Satelliten mit der Faust zerschmettern. Wir sind nicht in der Lage, ihn herbeizurufen – er wird nicht erscheinen. Eine Satire auf uns selbst hat uns jahrelang getäuscht. Der Künstler wird sich amüsieren. Offenkundig ist er entartet. Diese vulgäre Serie – und ich stelle fest, daß sie in englischer Sprache, der Sprache des Wes-Blocks, erscheint – zeigt das.«
    »Geben Sie nicht ihm die Schuld, wenn wir auf irgendeine verrückte Weise seine Ideen aufgefangen haben«, sagte Lars.
    »Sie werden ihm nicht die ›Schuld‹ geben«, meinte Lilo, »sie werden ihn einfach schnappen. Sie kassieren ihn und bringen ihn in die Sowjetunion, ins Pawlow-Institut, und versuchen mit allem, was sie haben, aus ihm herauszuholen, was sie aus uns nicht herausholen konnten. Nur für den Fall, daß es vielleicht doch irgendwo steckt.« Sie fügte hinzu: »Ich bin froh, daß ich nicht er bin.« Sie wirkte jetzt sogar erleichtert. Denn so, wie sie die Lage sah, war der Druck von ihr genommen, und in ihrer Unreife war dies für sie das einzige, worauf es ankam.
    »Wenn Sie so froh sind, dann zeigen Sie es wenigstens nicht«, sagte Lars. »Versuchen Sie, es für sich zu behalten.«
    »Ich fange langsam an, zu glauben, daß das genau das ist, was sie verdienen«, erwiderte Lilo. Sie kicherte. »Es ist wirklich komisch. Der Zeichner in Süd-Ghana tut mir leid, aber können Sie nicht lachen, Lars?«
    »Nein.«
    »Dann sind Sie so verrückt wie er.« Sie wies in Major Geschenkos Richtung, verächtlich, mit neuer, lebhafter Überlegenheit.
    »Kann ich telefonieren?« fragte Lars den Major.
    »Ich denke schon.« Geschenko winkte erneut einem Untergebenen und sprach russisch mit ihm; Lars wurde durch einen Korridor zu einer öffentlichen Bildsprechzelle geführt.
    Er wählte die Nummer von Lanferman & Co. in San Francisco und verlangte Pete Freid.
    Pete wirkte überarbeitet und nicht in der Stimmung, Anrufe entgegenzunehmen. Als er sah, wer es war, überwand er sich zu einer knappen Grußgeste.
    »Wie ist sie?«
    »Jung«, sagte Lars. »Sehr attraktiv; ich würde sagen, sexy.«
    »Dann sind Ihre Probleme behoben.«
    »Nein«, widersprach Lars. »Seltsamerweise ist das nicht der Fall. Ich habe einen Auftrag für Sie. Schicken Sie mir die Rechnung. Wenn Sie es nicht selbst tun können oder wollen ...«
    »Halten Sie keine Rede. Sagen Sie, was es ist.«
    »Ich möchte sämtliche Ausgaben von ›Der blaue KopffüßerMann vom Titan‹ besorgt haben. Eine vollständige Sammlung seit Jahrgang Eins, Nummer Eins.« Er fügte hinzu: »Es ist ein 3 D-Comic-Heft. Sie wissen schon, das grellbunte Zeug, das wackelt, wenn man es betrachtet. Ich meine, die Mädchen wakkeln – Brüste, Hüften, alles, was wackeln kann. Die Ungeheuer sabbern.«
    »Okay.« Pete machte sich eine Notiz. »›Der blaue KopffüßerMann vom Titan.‹ Habe ich schon gesehen, obwohl es nicht für Nordamerikaner hergestellt wird. Meine Kinder scheinen sich das Magazin trotzdem zu beschaffen. Es ist eines von den schlimmsten, aber nicht illegal, nicht offen pornographisch. Die Mädchen wackeln, wie Sie sagen, aber wenigstens gehen sie nicht her und ...«
    »Gehen Sie jede Ausgabe durch«, sagte Lars. »Mit Ihren besten Ingenieuren. Gründlich. Stellen Sie eine Liste von sämtlichen Waffen zusammen, die in allen Episoden auftauchen. Stellen Sie fest, welche von uns stammen, und welche von Foks-Ost. Mit anderen Worten, für uns unbekannt. Vielleicht gibt es davon keine, vielleicht aber doch. Lassen Sie, wenn das möglich ist, genaue Spezifikationen erstellen. Ich brauche Modelle in Originalgröße und

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