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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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He-he.« Seine Augen funkelten sekundenlang. »Umkreisen einen Planeten, der unbewohnt ist, außer vielleicht von Spinnen und Einzellern. Pech für sie. Wir haben ihre Schiffe auch erwischt; mit dem ZKG haben wir die ferne Vergangenheit geschickt. Sie werden ungefähr zur Zeit des Trilobiten die Erde überfallen können. Da gewinnen sie leicht. Sie können die Trilobiten besiegen, sie unterwerfen.« Der alte Veteran schnaubte triumphierend.
    Um halbdrei Uhr, nach einer Wartezeit, die Lars um keinen Preis mehr auf sich genommen hätte, brachte ein Assistent das Ergebnis der Kohlenstoff-Datierung.
    »Was hat sich ergeben?« fragte Lilo und stand steif auf, den Blick auf sein Gesicht gerichtet, um seine Reaktion vorauszuberechnen, sie mit ihm zu teilen.
    Lars gab ihr das Blatt. »Lesen Sie selbst.«
    »Sagen Sie es mir«, flüsterte sie.
    »Die mikroskopische Analyse ergab, daß es unzweifelhaft menschliches Gewebe ist, kein synthetisches, also Androidengewebe. Das Kohlenstoff 17 B-Verfahren, angewendet auf die Gewebsprobe, zeigt, daß die Probe hundertzehn bis hundertfünfzig Jahre alt ist. Und möglicherweise – aber nicht wahrscheinlich – sogar älter.«
    »Sie haben sich geirrt«, erklärte Lilo.
    Lars nickte.
    Ricardo Hastings kicherte vor sich hin.

    27

    In diesem Punkt bin ich genau so komplett gescheitert, wie ich sie früher, wenn es um Waffen ging, im Stich gelassen habe, dachte Lars Powderdry. Es hat nie einen Augenblick gegeben, zu dem ich ihnen wirklich von Nutzen gewesen wäre, außer natürlich früher, bei dem gutmütigen Spiel, das FoksOst und Wes-Block die ganzen Jahre spielten, das Zeitalter des Umschmiedens, in dem wir die Masse, die Durchschnittsmenschen überall, auf Kosten ihrer eigenen Neigungen beschwindelten.
    Ich habe aber Lilo nach Washington gebracht, dachte er. Vielleicht sollte das als Verdienst in die Geschichtsbücher eingehen. Aber – was ist damit erreicht worden, außer dem grauenhaften Selbstmord Maren Faines, die allen Grund hatte, weiterzuleben, ein erfülltes und glückliches Leben zu führen?
    Lars sagte zu Dr. Todt: »Mein Eskalatium und mein Zitizin, bitte. Die doppelte Dosis.« Er wandte sich an Lilo: »Und das ostdeutsche Produkt, auf das Sie ein Monopol haben. Ich möchte, daß Sie diesmal die doppelte Menge nehmen. Das ist der einzige Weg, unsere Empfindlichkeit zu steigern, den ich sehen kann, und ich möchte, daß wir so empfindlich sind, wie wir es gerade noch aushalten. Denn vermutlich werden wir nur einen echten Versuch machen können.«
    »Damit bin ich einverstanden«, erwiderte Lilo dumpf.
    Die Tür fiel hinter Todt und den anderen Ärzten zu. Er und Lilo wurden mit Ricardo Hastings allein gelassen.
    »Das könnte uns beide entweder töten oder zumindest schädigen«, sagte er zu Lilo. »Lebervergiftung oder Gehirn ...«
    »Halten Sie den Mund!« Lilo schluckte ihre Tabletten mit einem Becher Wasser.
    Er tat desgleichen.
    Sie saßen einander für einen Augenblick gegenüber, ohne den alten, lallenden Mann zwischen ihnen zu beachten.
    »Werden Sie ihren Tod jemals verwinden?« fragte Lilo nach
    einer Weile.
    »Nein, nie.«
    »Sie geben mir die Schuld? Nein, sich selbst.«
    »Ich gebe ihr die Schuld«, sagte Lars. »Weil sie diese elende, lausige kleine Beretta überhaupt gehabt hat; niemand sollte eine solche Waffe bei sich tragen oder auch nur besitzen. Wir leben nicht in einem Dschungel.« Er verstummte. Die Chemikalien begannen zu wirken; sie lähmten wie eine riesige Überdosis Phenotiazin seinen Kiefer, und er schloß leidend die Augen. Die Dosis, viel zu hoch, trug ihn fort, und er konnte Lilo Toptschew nicht mehr sehen, ihre Gegenwart nicht mehr wahrnehmen. Zu schade, dachte er. Und es waren Bedauern und Schmerz, die er verspürte, statt Angst, als die Wolke sich um ihn verdichtete, das vertraute Absinken – oder Hochsteigen? – nun gesteigert, über alles Maß hinaus verstärkt durch die bewußt zu groß gehaltene Dosis.
    Ich hoffe, hoffte er, daß sie das nicht auch ertragen muß; ich hoffe, sie hat es leichter – und er wußte, daß es dadurch für ihn leichter gewesen wäre.
    »Wir haben sie wirklich fertiggemacht«, lallte Ricardo Hastings kichernd, mit rasselndem Atem, sabbernd.
    »Haben wir das?« stieß Lars hervor.
    »Ja, Mr. Lars«, sagte Ricardo Hastings. Und das zeternde, triviale Gelalle erschien auf irgendeine Weise klarer, wurde verständlich. »Aber nicht mit einem sogenannten ›Zeitkrümmungsgenerator‹. Das ist eine Erfindung – im

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