Das Labyrinth der Ratten
sich unserem Einfluß.«
»Wir können es doch«, sagte General Nitz. »Es gibt einen Weg. Man könnte große Mengen davon in Bevölkerungszentren verteilen, die von den fremden Wesen übernommen werden. Wenn sie uns holen, dann holen sie also auch die Labyrinthe.«
»Ja«, sagte Pete.
»Los, fangen Sie an!« sagte General Nitz. »Bauen Sie!«
Pete starrte düster auf den Boden, mit mahlenden Kiefern.
»Das wirkt dort auf sie, wo sie einen anständigen Zug haben«, sagte er. »Sonst würde das ...« er wies mit einer heftigen Bewegung auf das Labyrinth-Spielzeug auf dem Tisch – »bei ihnen nichts ausrichten. Wer immer sich das ausgedacht hat, besiegt lebende Wesen durch ihre gute Seite. Das ist es, was mir nicht gefällt.«
General Nitz studierte die Broschüre und las vor: »›Dieses Spielzeug ist psychologisch ausgefeilt, insoweit, als es das Kind lehrt, andere Lebewesen zu lieben und zu achten, sich für sie einzusetzen, nicht dafür, was sie für ihn tun können, sondern um ihrer selbst willen.‹« Er klappte die Broschüre zu, warf sie Lars hin und sagte zu Pete: »Bis wann?«
»Zwölf, dreizehn Tage.«
»Sagen wir acht.«
»Okay. Acht.« Pete dachte nach, befeuchtete seine trockene Unterlippe, schluckte und meinte: »Es ist, als bringe man eine Sprengfalle an einem Kruzifix an.«
»Prost«, sagte Lars. Er betätigte die beiden Regler und präsentierte dem liebenswerten, tolpatschigen Wab-Wesen abnehmende Schwierigkeiten. Er machte es ihm leichter und leichter, bis es den Anschein hatte, daß das Opfer gleich den Ausgang erreichen mußte.
Und in diesem Augenblick berührte Lars den linken Regler. Die Schaltungen des Labyrinths verschoben sich unmerklich – und eine letzte und völlig unerwartete Barriere tauchte vor dem Weg des Opfers auf und brachte es zum Stehen, gerade, als es die Freiheit vor sich sah.
Lars, der Spieler, über das schwache telepathische Signal, das von dem Spielzeug ausging, mit dem Wesen verbunden, spürte die Qual – nicht akut, aber doch in einem solchen Maße, daß er sich wünschte, den linken Regler nicht berührt zu haben. Doch es war zu spät; das Opfer des Labyrinths war wieder hilflos gefangen.
Es gibt keinen Zweifel, dachte Lars. Die Anlage lehrt, wie es in der Broschüre steht, Mitgefühl und Güte.
Aber jetzt sind wir an der Reihe, uns damit zu befassen, dachte er. Wir Cogs, wir, die wir die Herrscher dieser Gesellschaft sind; wir, die wir die Verantwortung für den Schutz unserer Rasse buchstäblich in den Händen tragen. Vier Milliarden Menschen, die von uns Hilfe erwarten. Und – wir stellen kein Spielzeug her.
30
Nachdem die fremden Sklavenherren vom Sirius ihre Satelliten zurückgezogen hatten – zuletzt hatten acht Satelliten die Erde umkreist – sank das Leben von Lars Powderdry wieder in die Normalität zurück.
Er war froh darüber.
Aber sehr müde, erkannte er eines Morgens, als er in seinem Bett in der New Yorker Wohnung langsam erwachte und neben sich den schwarzen Haarschopf Lilo Toptschews sah. Obwohl er sich freute – er mochte sie, er liebte sie, er war glücklich in einem Leben, das sich mit dem ihren verflochten hatte –, erinnerte er sich an Maren.
Und dann freute er sich nicht mehr so sehr.
Er stieg aus dem Bett und ging in die Küche. Er goß sich eine Tasse von dem stets heißen und frischen Kaffee ein, den ein kleines, umgeschmiedetes Gerät, angeschlossen an einen sonst ganz gewöhnlichen Herd, bereithielt.
Er saß allein am Tisch, trank den Kaffee und starrte durch das Fenster auf die hohen Wohntürme im Norden.
Es wäre interessant gewesen, zu erfahren, was Maren zu unserer Waffe im ›Großen Krieg‹ gesagt hätte, dachte er, zu der Art, wie wir sie gezwungen haben, sich zurückzuziehen. Vermutlich sind die Chitin-Bürger der Sirius-Planeten noch immer Sklaventreiber, vermutlich plazieren sie am Himmel anderer Leute noch immer Satelliten.
Aber nicht hier.
Und UN-W Natsek ebenso wie die Cogs von Foks-Ost überlegten immer noch, ob sie Die Waffe ins Sirius-System selbst einbringen sollten ...
Ich glaube, Maren hätte sich amüsiert, dachte er.
Schläfrig, blinzelnd, tauchte Lilo in ihrem rosaroten Nachthemd in der Tür auf.
»Kein Kaffee für mich?«
»Sicher«, sagte er und stand auf, um eine Tasse für sie zu
holen. »Weißt du, woher das englische Wort ›care‹ stammt?« sagte er, als er ihr einschenkte.
»Nein.« Sie setzte sich an den Tisch, blickte ernst auf den Aschenbecher mit den Überresten der
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