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Das Labyrinth der Wörter

Titel: Das Labyrinth der Wörter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie-Sabine Roger
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dir nichts öffnen. Wenn ich einen Laden hätte, würde ich da aufpassen wie ein Luchs.
    Das Messer habe ich mindestens zehn Jahre gehabt. Dann habe ich es eines Morgens auf dem Weg zum Angeln verloren, aus reiner Blödheit. An dem Tag wäre ich besser zu Hause geblieben. Man wird eben doch immer bestraft für seine Dummheiten. Andererseits … wenn das wahr wäre, müssten sich viele Leute ernsthaft Sorgen machen.
    Im Grunde glaube ich, ich schnitze so gern, weil es meine Hände ablenkt.

 
    I ch denke über dieses Wort nach, unkultiviert – unbebaut, siehe: brachliegend , das mir eines Tages durch den Kopf ging, als ich mit Margueritte redete. Und an den Zusammenhang, den es zwischen der Kultur der Bücher und der Bodenkultur gibt.
    Wenn ein Feld nicht kultiviert wird, heißt das nicht, dass es nicht geeignet ist für Kartoffeln oder so was. Man sollte auch nicht glauben, dass der Boden vom Umgraben besser wird. Es bereitet ihn bloß darauf vor, das Saatgut aufzunehmen, es lockert ihn auf. Aber wenn der Boden zu sauer oder zu kalkig oder zu arm ist, dann wird nicht viel angehen, egal was man tut.
    Ich weiß schon, was Sie mir antworten wollen. Sie wollen sagen: »Und was ist mit Dünger?«
    Dazu erkläre ich Ihnen was: Sie können ganze Dünger-ladungen verteilen – wenn die Erde schlecht ist, bleibt sie schlecht. Gut, am Ende ernten Sie vielleicht im Schweiß Ihres Angesichts drei, vier Kartoffeln, so groß wie Murmeln. Wenn Sie dagegen eine fette Erde haben, schwarz, mit schweren Klumpen, die an den Fingern kleben bleiben – die wird auch ohne Dünger was hergeben.
    Dazu kommt natürlich die Erfahrung des Gärtners. Und das Wetter, das nur von unserem Herrn abhängt, der es regnen lässt, wann es Ihm passt. Und die Mondphasen, denn man muss schön blöd sein, um bei zunehmendem Mond zupflanzen, wenn man Wurzeln haben will – Rote Bete, Karotten, Zwiebeln –, oder bei abnehmendem Mond, wenn man Blätter ernten will – Salat, Spinat, Kohl –, da erzähle ich Ihnen ja nichts Neues. Ganz abgesehen von den Tricks, die man nicht verrät, außer man liegt auf dem Sterbebett, so wie die besten Pilzstellen, und hier klopfe ich gleich dreimal auf Holz. Der Herr möge über meine Gesundheit wachen und meine Kräfte erhalten.
    Und das alles bringt mich zu dem Schluss, dass es bei den Menschen ganz genauso ist: Wenn man unkultiviert ist, heißt das nicht, dass man nicht kultivierbar ist. Man muss nur an einen guten Gärtner geraten. Wenn es ein schlechter ist, der keinen grünen Daumen hat, verdirbt er einen.
    Und ich sage das nicht nur wegen diesem Mistkerl von Monsieur Bayle, der sicher nicht wusste, welche Mondphasen die richtigen zum Aussäen sind, wenn ich mich im übertragenen Sinn – siehe: symbolisch  – ausdrücken darf.
    So, das waren zwei, drei Gedanken, die mir gekommen sind, als ich nicht darauf geachtet habe.
    Überlegen hilft mir beim Denken.

 
    E in paar Tage nach dem Gespräch über Fragen, Antworten und Wörterbücher war Margueritte schon da, als ich zu unserer Bank kam, und neben ihr lag ein Päckchen, in hübsches Geschenkpapier eingewickelt.
    Ich habe so getan, als ob nichts wäre, und mich ganz normal neben sie gesetzt.
    Sie hat auf das Päckchen gezeigt und gesagt: »Das ist für Sie!«
    »Für mich?«
    Ich hatte nicht Geburtstag, aber ich freute mich, klar: Es ist immer schön, was geschenkt zu bekommen, wenn man es nicht erwartet … Wahrscheinlich auch dann, wenn man es erwartet. Aber damit habe ich eben nicht besonders viel Erfahrung.
    Margueritte hat ein bisschen den Kopf geschüttelt. »Es ist eigentlich kein richtiges Geschenk. Es ist etwas, das mir selbst lange gehört hat und das ich sehr oft benutzt habe …«
    »Aber warum?«
    »Warum was?«
    »Warum schenken Sie mir etwas?«
    Sie hat ein überraschtes Gesicht gemacht. »Meinen Sie nicht, dass man jemandem ohne Grund etwas schenken kann, einfach um ihm eine Freude zu bereiten? Sie haben mir doch selbst erst letzte Woche dieses entzückende Kätzchen aus Apfelbaumholz geschenkt, ganz spontan.«
    Margueritte hat irgendwie eine andere Art zu denken als die Leute sonst. Als die, die ich kenne, jedenfalls. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Landremont oder Marco mir irgendwas zustecken und sagen: »Da, Germain … einfach so, um dir eine Freude zu machen.«
    Wobei ich mir umgekehrt auch nicht vorstellen kann, ihnen ein geschnitztes Kätzchen zu schenken. Nicht mal spontan. Wir sind schließlich Männer.
    Weil meine

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