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Das Labyrinth der Wörter

Titel: Das Labyrinth der Wörter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie-Sabine Roger
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doch. Nur so!«
    »Ist ja gut! Er hat einen Führer geschrieben. Du musst mich nicht als Trottel hinstellen.«
    Julien hat in sein Glas gehustet. Landremont hat die Augenbrauen hochgezogen.
    Ich habe mein Bier runtergekippt. Dann bin ich aufgestanden und gegangen.
    Genau in dem Moment, als ich durch die Tür ging, habe ich Landremont brüllen hören: »Der Maupassant-Führer! Mannomann! Habt ihr das gehört? Der Maupassant-Führer!«
    »Na und? Kenne ich nicht«, hat Marco geantwortet.
    »Das ist so was wie der Michelin , oder?«, hat Francine gefragt.
    Ich war schon zu weit weg, mehr habe ich nicht mehr gehört. Aber es war mir auch schnuppe, denn ich hatte Landremont ganz schön geplättet. Ausnahmsweise mal.

 
    D ass meine Mutter total durch den Wind ist, das ist nichts Neues. Aber es wird immer schlimmer. Ich sehe sie jetzt zu jeder Tages- oder Nachtzeit in den Garten laufen, zerzaust wie eine Lauchstange. Sie geht zu den Bohnen oder Kartoffeln, je nachdem, und bleibt dort wie angewurzelt stehen, als würde sie nachdenken, und dann verschwindet sie mit leerem Korb wieder im Haus.
    Wenn ich sie besuchen gehe, ist das immer ein Affentheater. Es ist schon ein Wunder, wenn sie überhaupt aufmacht.
    Sie hat sich in den Kopf gesetzt, dass ich an ihre Rente will. Sie erzählt im ganzen Viertel rum, dass meine Kumpels und ich sie umbringen wollen. Im Haus läuft sie die ganze Zeit hinter mir her und schreit, dass sie sich nicht ausrauben lassen wird wie mitten im dunklen Wald.
    Wenn das so weitergeht, werde ich mich geschlagen geben und sie in Ruhe lassen.
    Ich werde nicht mehr hingehen, weder, um ihr was für ihre Suppe zu bringen, noch, um ihre Leitungen zu reparieren oder die Glühbirnen auszuwechseln. Das sage ich mir immer wieder, aber dann gehe ich trotzdem hin und ärgere mich, dass ich so blöd bin.
    Sie beschimpft mich als Bastard. Wenn ich ihr ein bisschen zu nahe komme, schlägt sie nach mir. An manchen Tagen muss ich mich ganz schön zurückhalten, dass ich ihr keine knalle. Einfach damit sie die Klappe hält.
    Wenn ich wirklich nicht mehr kann, dann rede ich in der Kneipe darüber und schütte mein Herz aus.
    Julien bringt dann wieder seine Sprüche: »Du kannst machen, was du willst, Julien – deine Mutter ist deine Mutter. Davon hat man nur eine im Leben.«
    Das würde ja auch noch fehlen: dass man mehrere hat. Dann könnte man mir gleich zwei Bretter, Hammer und Nägel geben, und ich würde mich selbst ans Kreuz nageln.
    Landremont sagt, es ist verständlich, dass ich gereizt bin, denn man muss schon zugeben, dass meine Mutter eine besonders bittere Medizin ist.
    Ich würde eher sagen: Rattengift.
    Neulich hat mich Marco gefragt, warum ich sie nicht ins Altenheim bringe.
    »Meine Mutter zu den Alten stecken? Mit dreiundsechzig? Glaubst du im Ernst, das könnte man ihr verklickern? Ich habe keine Lust, das zu riskieren, ehrlich!«
    Landremont hat gemeint, das könnte jemand anders für mich erledigen.
    »Willst du sie vielleicht dazu bringen, da hinzugehen?«, habe ich ihn gefragt. »Du allein mit deinen dünnen Ärmchen?«
    »Ach komm, so schrecklich ist sie doch auch wieder nicht.«
    »Dann hast du sie noch nie in Fahrt erlebt.«
    »Das stimmt«, hat Julien gesagt. »Wenn sie sauer ist, kann sie einem echt Angst machen, seine Mutter.«
    »Und wie!«, meinte ich. »Ich wüsste nicht, wie man sie aus dem Haus kriegen und bis zum Altenheim schaffen sollte, ohne ihr ein komplettes Einsatzkommando auf den Hals zu hetzen.«
    Francine hat geseufzt und gesagt, wir würden ein bisschen zu weit gehen. »Ist doch wahr, ihr Männer müsst immer übertreiben … So schlimm ist deine Mutter gar nicht, Germain. Sie fängt ein bisschen an zu spinnen, das ist alles.«
    Marco hat gelacht. »Sie macht es wie die Fische und fängt am Kopf an zu faulen.«
    Da habe ich ihm gesagt, er soll mal nicht vergessen, dass er über meine Mutter redet.
    »Okay, ist ja gut, reg dich ab.« Und um die Stimmung aufzulockern, hat uns Marco von seinem Großvater erzählt, der behauptet, man hätte überall in seinem Haus Wanzen angebracht – vor allem auf dem Klo.
    »Wanzen?«, haben wir gefragt. »Wozu denn das?«
    »Er meint, das Rathaus will ihn ausspionieren.«
    »Auf seinem Klo?«
    »Tja.«
    »Mannomann!«, haben wir gesagt.
    Und Jojo hat gemeint: »Man sollte einfach nicht alt werden.«

 
    Z urzeit arbeite ich bei der SOPRAF, Malerei und Fassadenreinigung. An den Job bin ich durch Etienne gekommen, den Schwager von Julien. Ich

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