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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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angetroffen hätte, hätten die das Sagen gehabt, und meine Aufgabe wäre es bloß gewesen, ihnen zu helfen. Für den Fall aber, dass alle anderen ausgeschaltet würden und ich hier niemanden antreffe, hat Garner mir andere Anweisungen erteilt, die ich umzusetzen hätte. Die einzige wirkliche Priorität jetzt –»
    Ein lautes Geräusch ließ ihn innehalten: eine heftige, dumpf dröhnende Detonation, wie ein zigfach verstärkter Gewehrschuss, offenbar aus der Kammer hundertzwanzig Meter über ihnen. Die Metalltreppe vibrierte spürbar, während das Dröhnen in unheimlichen Harmonien den Schacht herabhallte. Alle wandten erschrocken den Blick nach oben und lauschten, bis sich der Widerhall gelegt hatte.
    Danach war es totenstill.
    Travis kamen die beiden Männer in den Sinn, der eine mit dem Maßband, der andere mit dem Hammer. Offenbar hatten sie die Masse der Stahltür zu bestimmen versucht.
    «Sie wollen die Tür aufsprengen», sagte er.
    «Wer sind die?», fragte Dyer. «Typen aus dem privaten Sicherheitssektor?»
    Travis nickte, während ihm durch den Kopf ging, dass Dyer ja noch gar nichts von den feindlichen Kräften draußen vor der Mine wusste. Da er durch den anderen Zugang hereingelangt war, hatte er niemanden gesehen.
    Während Dyer diese neue Information verarbeitete, bekam sein Blick etwas Abwesendes und huschte eilig hin und her. Als würde er gerade eine Vielzahl von Variablen durchgehen, um schnell eine Entscheidung zu treffen. Dann deutete er mit einer knappen Kopfbewegung in den Tunnel hinter sich, der aus dem Schacht wegführte, in die Richtung, aus der er gekommen war.
    «Hier entlang», sagte er. «Sofort.»

    Der Tunnel war nicht so dunkel, wie es von dem Schacht mit den helleren Quecksilberlampen aus zunächst gewirkt hatte, sondern mit einer Art Notbeleuchtung versehen, matt orange glimmende Lämpchen, die in weiten Abständen in die Decke eingelassen waren. Travis merkte, wie sich seine Augen schnell an das Dämmerlicht gewöhnten. Dyer verfiel unterdessen in hastigen Laufschritt, während er leise vor sich hin fluchte.
    «Gerade von diesem Ort hier sollten sie eigentlich nichts wissen», brummte er. «Deswegen war doch hier der Treffpunkt.»
    «Sie haben schon vor Stunden davon gewusst», sagte Travis. «Sogar die Kombination für die Tür hatten sie schon.»
    Er schilderte Dyer in allen Einzelheiten seinen eigenartigen Traum; legte ihm außerdem ihre versuchsweise These dar, dass Garner noch lebte und das Geschehen in dem Traum keineswegs nur eingebildet, sondern real gewesen war – wahrgenommen durch die Augen von jemandem, der mit Garner zusammen gefangen gehalten wurde. Es war dann Travis auf ungeklärtem Wege übermittelt worden, womöglich durch eine unbekannte Entität.
    Dyer hörte ihm zu, ohne in irgendeiner Weise erstaunt oder verblüfft zu wirken. Er schien gerade etwas antworten zu wollen, als das Getöse einer weiteren Explosion sie alle heftig zusammenzucken und aus dem Schritt geraten ließ.
    Diesmal war der dumpf dröhnende Knall nicht aus dem Schacht hinter ihnen gedrungen.
    Sondern aus der Finsternis vor ihnen, noch ein ganzes Stück entfernt.

32
    Sie hatten direkt unter einer der orange glimmenden Lampen haltgemacht. Travis musterte Dyer, der einen ungewöhnlich angespannten Eindruck machte, selbst unter Berücksichtigung der Umstände. Dyer schien ihm nicht der Typ Mann, der so leicht aus der Ruhe zu bringen war, doch jetzt stand ihm die helle Panik ins Gesicht geschrieben.
    Travis fiel plötzlich auf, dass er bis zu ihrem Aufbruch gerade selbst noch keinen einzigen Gedanken daran verschwendet hatte, wie sie hier wieder herauskommen sollten. Erst hatte er ausschließlich das Ziel verfolgt, überhaupt hereinzugelangen, und danach ging es eigentlich nur darum, den tiefsten Punkt der Mine zu erreichen und herauszufinden, was sie dort tun mussten. In gewisser Weise, schoss es ihm durch den Kopf, hatte er wohl gar nicht damit gerechnet, lebend wieder herauszukommen.
    Dyer aber wollte hier raus, das war nicht zu übersehen. Und die Panik in seinem Gesicht schien wirklich nicht bloß seiner persönlichen Sicherheit zu gelten. Nein, folgerte Travis, hier stand offensichtlich mehr auf dem Spiel. Sehr viel mehr. Dyer wirkte ähnlich angespannt wie etwa der Kommandeur einer Raketenabschusseinheit in einem unterirdischen Bunker irgendwo in South Dakota, der gerade von höherer Stelle einen Abschussbefehl erhalten hatte.
    Der Mann wandte sich hierhin und dorthin, starrte in beide

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