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Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Titel: Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Beutel. Vielleicht betrachtete er den Kasten mit der Fiedel; ich glaube aber, er schaute auf das Messer und den Degen.
    »Armer harmloser Spielmann«, sagte er nach kurzem Schweigen. »Du kannst mit dem schärferen Spielzeug auch Musik machen, nehme ich an.«
    »Nicht so klangvoll, aber wirksam.«
    »Der Tote, nennen wir ihn Milan, sollte dich suchen. Ich nehme an, er hat dich zuerst beobachten wollen, um sicher zu sein, daß du der bist, um den es geht. Er sollte dich zu mir bringen. Jemand hat ihn daran gehindert.«
    »Weißt du, wer der andere ist?«
    Katona runzelte die Stirn. »Könnte sein, aber ich bin nicht sicher; so genau ist die Beschreibung ja nicht. Was weißt du von der Lage in Dubrovnik?«
    »Ich weiß, daß ihr euch dem Sultan unterstellt habt, um nach innen die Freiheit zu behalten. Wenn es jetzt zum Krieg kommt, was werdet ihr dann tun?«
    Er lachte kurz. »Gute Frage. Das werden der Rat und der Rektor entscheiden.«
    »Dann laß mich anders fragen. Du, als Hüter der Ordnung und guter Untertan des Sultans – was wirst du mit einem tun, der für Venedig arbeitet?«
    »Ich werde ihm bei der Arbeit zusehen.«
    »Ihn nicht behindern?«
    Der Ungar beugte sich wieder ein wenig vor. »Solange er die Anliegen der Stadt, die mich bezahlt, nicht gefährdet.«
    Ich leerte meinen Becher. »Ich habe nicht vor, Dubrovnik zu schaden«, sagte ich. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Bleib sitzen; wir sind noch nicht fertig.«
    »Was denn noch?«
    Er schien nach Worten zu suchen. Oder zu überlegen, wieviel er mir sagen sollte. Sagen durfte.
    »Diese Stadt«, sagte er leise und langsam, als müsse er sowohl Lauscher als auch den eigenen Drang meiden, mir zuviel zu sagen, »diese Stadt ist ein Vipernnest. Wir unterstehen dem Sultan, aber es kann ja sein, daß er den Krieg verliert. Wir müssen mit allen Handel treiben, sonst verhungern wir. Deshalb gibt es viele Vipern in Dubrovnik. Und ich werde nicht dauernd auf dich aufpassen können. Hüte dich vor Schlangenbissen.«
    »Ein rechtwinkliges Labyrinth voller Giftschlangen?«
    Er kicherte. »Natterngezücht auf einem Spielbrett, ja.«
    »Du wirst gleich wahrscheinlich behaupten, die schlimmsten Giftschlangen seien die aus fernen Ländern, oder?«
    Er runzelte die Stirn. »Die Wirksamkeit eines Gifts ändert sich nicht, wenn das Behältnis eine Grenze überquert.«
    »Dann habe ich mich also nicht nur vor französischen, türkischen, englischen und päpstlichen Vipern zu hüten, sondern auch vor einheimischen?«
    »Überall sind Dolche unter dem Umhang. Wir haben die üblichen kleinen Verbrecher, wie jede Stadt, aber gefährlicher sind die großen.«
    »Du redest von den Reichen und Mächtigen?«
    »Es gibt Händler und Gesandte. Den Botschafter – nun ja, den Beauftragten der Pforte, auf dessen Flüstern hin wir eigentlich hüpfen müssen. Murad Effendi. Ein kluger Mann; sonst hätte ihn der Sultan nicht geschickt. Es gibt andere, die übrigen Gesandten und natürlich Spione. Die meisten kenne ich; ich kann aber nie sicher sein, ob nicht einer oder zwei neu sind oder sich so geschickt tarnen, daß ...«
    »Ich verstehe. Ich sollte jederzeit auf meinen Rücken achten.«
    »Und auf deinen Bauch.«
    Ich stand auf. »Es war mir ein Vergnügen, mit einem klugen Mann zu sprechen. Kann ich jetzt gehen?«
    Er blinzelte zu mir auf. »In ein paar Tagen gibt es ein Fest auf dem Platz vor dem Palast. Wenn die Musiker gut sind, mit denen du noch verabredet bist, könnte ich dafür sorgen, daß ihr bei diesem Fest spielen dürft. Es wäre eine Möglichkeit, alle wichtigen Leute zu sehen.«
    »Um sie hinterher nicht mit anderen zu verwechseln?«
    »Zum Beispiel.«
    »Man hat mir gesagt, ich soll mich zu Valerios Schänke begeben. Da sind angeblich die anderen Musiker. Wahrscheinlich wirst du mich dort finden.«
    Katona bleckte die Zähne. »Keine Sorge; ich finde dich überall. Valerios Schänke? Ich sehe, du bist in der richtigen Gesellschaft.«
    »Was meinst du damit?«
    Er schüttelte den Kopf und stand auf. »Du wirst es schon herausfinden. Geh – und sieh dich vor.«

    »Bleib – und sieh dich vor«, sagte Goran, als er bis hierhin gelesen hatte. »Das kannst du keinem in Venedig zeigen.«
    »Meinst du wegen der Namen?«
    Er schob die Unterlippe vor. »Weißt du, wie sie Katona hin und wieder nennen? ›Die Schwarze Klinge‹, so nennen sie ihn. Und du nennst seinen Namen, und alles liest sich, als wäre er ein gewöhnlicher Mensch. Das kannst du nicht machen. Sie werden dich an

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