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Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Titel: Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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kalt hier; ich sollte Holz nachlegen. Und diesen schwarzen Namen werden wir noch oft erwähnen müssen, nicht wahr?«
    »Wir können ihn auch verschweigen.«
    »Verschweige ihn, soviel du willst. Du weißt genau, der Besitzer dieses Namens ...«
    Ich unterbrach ihn. »Ich weiß nicht, ob man einen Namen besitzen kann oder von ihm besessen wird. Der Mann, der diesen Namen wie ein düsteres Gewand trägt, wird mich in wenigen Tagen hier aufsuchen, um mich zu töten. Bisher habe ich keinen Anlaß, an seiner Finsternis, aber auch an seiner Ehrenhaftigkeit zu zweifeln. Er wird dich sicherlich verfinstern, wenn er kommt, aber ein bißchen Finsternis wirst du überleben. Und bis es so weit ist, müssen wir ihn nicht dauernd erwähnen.«
    Goran stand auf und ging zum Herd. Während er mit Klappern und Knirschen Holz nachlegte, sagte er, eher ans Feuer als an mich gewandt: »Heilige Namen, schändliche Namen, dicke Namen, streifige Namen, dürre Namen, Fischnamen, Schweinenamen ... Als ob man durch die Erwähnung eines finsteren Namens die Finsternis beschwören könnte!«
    Ich lachte. »Es gibt welche, die fest daran glauben, daß sie durch die Erwähnung eines heiligen Namens Unheil bannen können. Und gibt es da nicht einen gewissen Goran, auf dessen Schiff man den Teufel nicht erwähnen darf, damit er nicht kommt und das Bötchen versenkt?«
    Er knurrte und schnaubte, sagte aber nichts. Vom Herd brachte er einen Krug warmen Wassers mit und verlängerte unseren Kräutersud. Dann setzte er sich und starrte mich an, als wolle er mich mit seinen Blicken zermalmen.
    »Was ficht dich an?«
    Er zeigte mir seine restlichen Zähne. »Es gibt Dinge, die so sind, und Dinge, die anders sind. Du solltest lernen, das eine vom anderen zu unterscheiden.«
    »Ich will mich, o Weiser, mit meiner gesammelten Kraftlosigkeit mühen, deine Ratschläge zu befolgen.«
    Er nickte. »Gut, gut. Trinken wir darauf. Wann schreibst du weiter? Ich will doch wissen, was als nächstes geschieht.«
    »Heute abend – vielleicht. Ich weiß nicht.«
    »Warum? Was willst du bei dem göttlichen Wetter bis dahin tun?«
    »Etwas, was ich zu lange unterlassen habe.«
    Goran schielte zur Truhe, auf der mein Fiedelkasten lag. »Etwa mit Katzendärmen lärmen?«
    »Genau.«
    »O weh.«

    Auf dem Weg nach Pristina hatte ich zwei- oder dreimal die Fiedel ausgepackt, abends, in einsamen Bergdörfern, und das hatte geholfen, das Mißtrauen der Bewohner zu mindern und uns halbwegs bequeme Nachtlager zu verschaffen. Natürlich hatte ich schon auf Gorans Schiff den Degen in die Scheide am Gürtel gesteckt und ihn seither nicht mehr in der aufgenähten am Fiedelkasten verwahrt.
    Nun, nach Kassems und Antonios Tod und dem Kampf mit Karim Abbas, wäre ein langes, täglich wiederholtes Zwiegespräch mit der Fiedel sinnvoll gewesen. Ich erinnerte mich – fast war es, als erinnerte sich mein Körper – an heilsame Musik nach inneren und äußeren Verletzungen, früher. Aber an Musik durfte ich nur denken. Im Geiste konnte ich sie hören, und vielleicht war bereits die Einbildung Balsam. Wir waren in Eile, und ich wußte, daß es lange dauern würde, bis die Schulterwunde ausreichend verheilt war, um nicht bei der Berührung andere Musik hervorzubringen, nicht aus der Fiedel, sondern aus meinem Mund.
    Tatsächlich dauerte es länger, als ich erwartet hatte. Die Wunden an der Wange und am Oberschenkel heilten schnell; die an der Schulter entzündete sich. Da wir nicht rasten konnten, saß ich auch mit Fieber im Sattel. Belgutai stützte mich gelegentlich, und an zwei oder drei Tagen band er mich mit einer Hand am Sattelknauf fest, damit ich nicht stürzte.
    Ehe das Fieber einsetzte, hatten wir beraten, wohin wir am besten reiten sollten. Es war nicht ganz einfach, da ich nach Westen wollte, Belgutai dagegen nach Osten, um irgendwann seine Heimat zu erreichen.
    »Karim wird dafür sorgen, daß sie uns suchen«, sagte ich.
    Belgutai zog die Mundwinkel herab, in einer Miene äußersten Zweifels. »Wenn ehrenhaft, kommt er suchen. Allein, nicht suchen lassen.«
    »Ich mag mich nicht auf seine Ehrenhaftigkeit verlassen.«
    »Besser.« Er grinste. »Nicht verlassen, sonst verloren.«
    »Wohin reiten wir? Wie gut kennst du dich aus?«
    »Gut hier und da, schlecht da und dort.«
    »Wenn wir nach Westen reiten, sind wir auf den Straßen, auf denen man uns suchen wird. Falls man uns sucht.«
    Belgutai schaute in das beinahe niedergebrannte Feuer. Wir hatten für die Nacht eine Lichtung

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