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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Volkstanzgruppe.«
    »Federow ist ein vielbeschäftigter Mann«, sagte Arkadi.
    »Ihr Federow ist ein Idiot«, sagte Schiller, »wenn er glaubt, daß die Bayern-Franken Bank sich verpflichtet fühlt, Nachforschungen über einen deutschen Staatsbürger anzustellen. Und nur ein Schwachsinniger käme auf die Idee, daß die Bayern-Franken sich an einem Jointventure mit einem sowjetischen Partner beteiligen könnte.«
    »Typisch Federow«, bestätigte Arkadi, als seien die verrückten Einfälle des Attaches allgemein bekannt. »Trotzdem, ich bin beauftragt, die Sache in aller Ruhe aufzuklären. Dabei weiß ich, daß die Bank in keinerlei Weise verpflichtet ist, uns zu helfen.«
    »Wir haben nicht einmal die Absicht, Ihnen zu helfen.«
    »Ich persönlich wüßte auch nicht, warum Sie das tun sollten«, sagte Arkadi. »Ich habe Federow gesagt, er soll das Ministerium informieren und die Geschichte an die Öffentlichkeit bringen. Interpol einschalten, die Gerichte anrufen. Je mehr Öffentlichkeit, um so besser. Nur so läßt sich der Ruf einer Bank wirksam schützen.«
    »Der Name der Bank läßt sich am besten dadurch schützen, daß er aus den Berichten über Benz entfernt wird«, sagte Schiller.
    »Vollkommen richtig«, stimmte ihm Arkadi zu. »Aber wie die Situation in Moskau nun einmal ist, will niemand im Konsulat die Verantwortung für die Sache übernehmen.«
    »Wäre das denn möglich?« fragte Schiller.
    »Ja.«
    »Großvater, willst du meinen Rat?« fragte der Jüngere und gab sich damit als Familienmitglied zu erkennen. »Natürlich«, sagte Schiller.
    »Frag ihn, wieviel er haben will, um die Bank in Ruhe zu lassen. Fünftausend Mark? Wenn er mit Federow halbe-halbe macht, zehntausend? Diese ganze Geschichte mit der TransKom, Benz und der Bayern-Franken - sie haben sie frei erfunden. Es gibt keine Berichte, es gibt keine Verbindung. Ich brauche ihn mir doch nur anzusehen, um zu wissen, daß er lügt. Ich rieche es. Das hier ist schlicht eine Erpressung. Ich schlage vor, daß wir andere Banken anrufen und uns erkundigen, ob sie ebenfalls von Federow und Renko kontaktiert worden sind, ob ihnen ebenfalls eine Geschichte über Jointventures und Ermittlungen aufgetischt wurde. Du solltest dich unverzüglich an das Generalkonsulat wenden, offiziell Protest einlegen und einen Anwalt hinzuziehen. Was hältst du davon?«
    Der Mund des Bankiers hatte fast keine Lippen, nicht genügend Fleisch, um lächeln zu können. Doch nichts an den Augen war alt oder schwach. Sie schätzten Arkadi ab wie eine Handvoll Kleingeld.
    »Ich stimme dir zu«, sagte Schiller. »Wahrscheinlich würde diese Geschichte auch nicht der leisesten Nachprüfung standhalten. Andererseits, Peter, bist du noch nie einem sowjetischen Bankier begegnet. Es stimmt, daß die Bank keine Kenntnis von einer Person hat, auf die die Beschreibung des sowjetischen Konsulats zutreffen könnte, und ganz sicher fühlen wir uns auch nicht verpflichtet, dem Konsulat zu helfen. Doch wenn wir eines aus der Geschichte gelernt haben, dann, daß sich aus Schmutz eine treffliche Farbe anrühren läßt. Ob gerechtfertigt oder nicht, es bleibt immer etwas hängen.«
    Er schwieg. Es war, als ob er den Raum für einen Augenblick vorlassen hätte. Dann sammelte er sich und blickte Arkadi an.
    »Die Bank wird sich offiziell an keiner Nachforschung beteiligen, aber um uns allen einen Gefallen zu tun, hat sich mein Enkel Peter bereit erklärt, Ihnen Hilfestellung zu leisten, solange die Geschichte nicht an die Öffentlichkeit dringt.«
    Das, was sich auf Peter Schillers Gesicht abzeichnete, war alles andere als Begeisterung, dachte Arkadi.
    »Auf inoffizieller Basis«, sagte Peter Schiller.
    »Inwieweit könnten Sie mir helfen?« fragte Arkadi.
    Peter Schiller zog einen viel schöneren Ausweis aus der Tasche als Arkadis. In echtes Leder gehüllt, mit Goldprägung und einem Farbfoto des Kriminalkomissars Peter Christian Schiller von der Münchener Polizei. Das war mehr, als Arkadi je gewollt hatte, doch wenn er das Angebot nicht annahm, würden die Deutschen wieder das Konsulat anrufen, bis sie endlich zu Federow durchdrangen.
    »Es ist mir eine Ehre«, sagte er.
     
    Peter Schillers Wagen war ein dunkelblauer BMW mit Funkgerät und Telefon. Auf dem Rücksitz lag ein Blaulicht. Er hatte sich angeschnallt und benutzte ständig den Blinker, wich Fahrradfahrern aus, die ihre Spur verlassen hatten, fuhr an Fußgängern vorbei, die gehorsam an den Straßenecken auf grünes Licht warteten.

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