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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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wen?«
    »Michael.«
    »Na dann …« Sie hob die Hände. Der Himmel war die Grenze.
    Max war eine Goldader, die sich durch Stapel von Mikrofilmen zog. Arkadi setzte sich an das Vergrößerungsgerät und las sich durch ganze Jahrgänge der Prawda, des Roten Stern und von Soviet Film, die Max’ Laufbahn als Regisseur beschrieben, seine niederträchtige Flucht in den Westen, seine Arbeit bei Radio Liberty, dem Sprachrohr der CIA, seine Gewissensbisse, seine Rückkehr nach Moskau und seine Wiederauferstehung als angesehener Journalist und Kommentator im amerikanischen Fernsehen.
    Zwei frühe Artikel in Soviet Film erregten Arkadis Aufmerksamkeit.
    »Für Regisseur Maxim Albow ist der wichtigste Teil einer Story die Frau. >Nehmen Sie eine schöne Frau, leuchten Sie sie richtig aus, und der Erfolg des Films ist so gut wie gesichert.<«
    Seine eigenen Filme schienen jedoch ausnahmslos jene Action-Filme gewesen zu sein, die Wagemut und Opferbereitschaft der Roten Armee und der Grenzsoldaten verherrlichten, die gegen Maoisten, Zionisten und Mudschaheddin kämpften.
    »Eine Szene, in der ein brennender israelischer Panzer gezeigt wurde, war besonders schwierig, da der technische Stab die angeforderten Sprengkapseln und den Plastiksprengstoff nicht erhalten hatte. Die erfolgreichen Aufnahmen sind dem Improvisationstalent des Regisseurs selbst zu verdanken. Albow dazu: >Wir drehten außerhalb von Baku, in der Nähe eines Chemiewerks. Filmliebhaber wissen nicht, daß ich ausgebildeter Chemiker bin. Dadurch wußte ich, daß wir durch eine Verbindung von rotem Natrium und Kupfersulfat eine spontane Explosion auslösen könnten. Da alles auf den richtigen Zeitpunkt der Explosion ankam, probierten wir vierzig oder fünfzig verschiedene Mischungen, bevor wir die Aufnahmen machten, und zwar mit einer ferngesteuerten Kamera hinter einem Plexiglasschirm. Es war eine Nachtszene, und die Wirkung des in Flammen aufgehenden israelischen Panzers war spektakulär. Hollywood hätte es nicht besser machen können.<«
    Die Frau aus der Dokumentation war zu Arkadi getreten.
    »Um ehrlich zu sein, es ist recht selten, daß russische Redakteure nach Informationen fragen. Solche Snobs. Wir erstellen Analysen und Statistiken, die von Universitäten in der ganzen Welt verwendet werden - Stanford, Oxford, Columbia. Aber oft verehen Wochen, ehe wir hier unten einen leibaftigen Russen zu sehen bekommen.«
    Sie sprang auf, alle im Raum sprangen auf, als die Tür des Archivs aufgestoßen wurde und Michael und Federow hereinstürzten. Immer noch in Tennisshorts, hielt Federow einen Schläger und Michael ein Telefon in der Hand. Sie wurden von den Wachmännern der Rezeption und von Ludmilla begleitet, die wie ein bösartiger Mops glühte.
     
    Ludmilla sagte: »Sie können mein Büro benutzen. Es liegt neben Ihrem. So bekommt Ihre Sekretärin ihn gar nicht erst zu Gesicht. Er verschwindet einfach.«
    Michael nahm den Vorschlag an. Sie drängten sich in einen Raum mit schwarzen Möbeln und Aschenbechern, die wie die Urnen unlängst Verstorbener in einer Reihe standen. An der Wand hingen Fotos der Dichterin Zwetajewa, die mit ihrem Ehemann, einem roten Attentäter, nach Paris emigriert war. Selbst nach russischen Maßstäben war es eine recht problematische Ehe gewesen.
    Die Wachmänner zwangen Arkadi, auf einer Truhe Platz zu nehmen. Federow ließ sich auf einem Sofa nieder, und Michael setzte sich auf die Schreibtischkante.
    »Wo ist mein Telefon, verdammt noch mal?«
    »In Ihrer Hand?« fragte Arkadi.
    Michael ließ den Apparat auf den Tisch fallen. »Das ist nicht meiner. Sie wissen, wo er ist. Sie haben die verdammten Dinger ausgetauscht.«
    »Wie hätte ich Ihr Telefon austauschen können?«
    »So sind Sie am Empfang vorbeigekommen.«
    »Man hat mir einen Besucher-Ausweis gegeben.«
    »Weil die Leute mich nicht telefonisch erreichen konnten«, sagte Michael. »Weil sie Idioten sind.«
    »Wie sieht Ihr Apparat denn aus?«
    Michael bemühte sich, gleichmäßig zu atmen. »Renko, Federow und ich haben uns heute getroffen, um über Sie zu reden. Sie scheinen überall Schwierigkeiten zu machen.«
    »Er hat sich geweigert, der Aufforderung des Konsulats nachzukommen und abzureisen.« Federow war glücklich, sich am Gespräch beteiligen zu können. »Er hat einen Freund hier im Sender namens Stanislaw Kolotow.«
    »Stas! Den werde ich später vernehmen. Hat Stas Sie ins Archiv geschickt?« fragte Michael Arkadi.
    »Nein. Ich wollte nur einmal sehen, wo Tommy

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