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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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wütend und nicht in der Stimmung, mitgenommen zu werden. Ihr Deutsch war ein russischer Dialekt.
    »Das Arschloch hat mich aus meinem Wagen geworfen. Ich bringe ihn um.«
    »Wie sieht dein Wagen aus?« fragte Arkadi.
    Sie stampfte mit den Stiefeln auf den Boden. »Scheiße! All meine Sachen sind da drin.«
    »Vielleicht können wir ihn finden.«
    »Meine Bilder und meine Briefe.«
    »Wir werden nach ihm Ausschau halten. Was für ein Wagen ist es denn?«
    Sie blickte in die Dunkelheit und überlegte. Usbekistan ist weit, dachte Arkadi. Sie sagte: »Kümmere du dich um deine eigenen Angelegenheiten. Ich kannauf mich selbst aufpassen.«
    »Wenn jemand Ihren Wagen gestohlen hat, sollten Sie es der Polizei melden«, sagte Schiller.
    Sie musterte ihn und den BMW mit der auffälligen Antenne und den zusätzlichen Scheinwerfern. »Nein.«
    »Wovon ist Tima die Kurzform?« fragte Arkadi.
    »Fatima.« Sofort fügte sie hinzu: »Ich hab nie gesagt, daß mein Name Tima ist.«
    »Hat er den Wagen auch vor zwei Abenden schon genommen?«
    Sie verschränkte die Arme. »Hast du mir nachspioniert?«
    »Kommst du aus Samarkand oder Taschkent?«
    »Taschkent. Woher weißt du soviel? Ich rede nicht mehr mit dir.«
    »Wie lange ist es her, daß er dir den Wagen geklaut hat?«
    Sie verzog das Gesicht und ging, auf den hohen Hacken schwankend, fort in die Dunkelheit. Die Usbeken, die goldene Horde Tamerlans, waren einst aus der Mongolei bis nach Moskau vorgedrungen. Dies war ihr Ende, eine über die Autobahn stolpernde Nutte.
     
    Sie fuhren auf den Parkplatz des Roten Platzes und suchten ihn ab. Kein roter Bronco. Eine Gruppe von Geschäftsleuten verließ einen Bus und zog lärmend in den Sexclub.
    »Gräßlich«, sagte Schiller. »Die trinken hier nur ein Bier, und dann fahren sie nach Haus und ficken ihre Frauen.« Der Wagen ließ einige Kieselsteine in ihre Richtung spritzen, als er an ihnen vorbeifegte. Wieder auf der Autobahn, schien Peter Schiller ruhiger geworden zu sein. Offenbar hatte er einen Entschluß gefaßt. Auch Arkadi entspannte sich, inzwischen an die Geschwindigkeit gewöhnt.
    Vor ihnen breitete sich die Stadt aus, nicht wie ein Steppenbrand, sondern wie ein Schlachtfeld von Nachtfaltern.
     
    Vor der Wohnung von Benz stand ein roter Bronco. Die Fenster waren dunkel. Sie fuhren zweimal vorbei, parkten einen Häuserblock weiter und kehrten zu Fuß zurück.
    Peter Schiller blieb im Schatten eines Baumes stehen, während Arkadi die Stufen hochstieg und den Klingelknopf an der Haustür drückte. Keine Stimme über die Gegensprechanlage. Kein Fenster, das aufleuchtete.
    Schiller trat auf ihn zu. »Er ist nicht da.«
    »Der Wagen ist da.«
    »Vielleicht ist er spazierengegangen.«
    »Um Mitternacht?«
    »Er ist ein Ossi. Wie viele Wagen kann er haben? Betätigen wir uns als Detektive, Renko. Sehen wir mal, ob wir was finden.«
    Er gab Arkadi eine Taschenlampe, führte ihn zum Bronco und öffnete ein Taschenmesser. Der Chrom an der vorderen Stoßstange wies keinerlei Kratzspuren auf, aber die Gummileiste glitzerte im Licht der Taschenlampe. Schiller hockte sich hin und kratzte etwas vom Gummi ab, das wie Glasfäden aussah.
    »Ein Grund, weshalb es fast unmöglich ist, einen Trabi wiederzuverwerten, liegt in seiner Glasfaserkarosserie.« Er ließ die Splitter in einen Briefumschlag fallen. »Tot oder lebendig - es ist sehr schwierig, mit einem Trabi umzugehen.«
     
    Schiller gab über Funk die Wagennummer des Bronco durch. Während sie auf eine Antwort warteten, schüttete er einige Splitter aus dem Umschlag in den Aschenbecher und zündete sie mit seinem Feuerzeug an. Sie brannten gelb wie Holzspäne, schwarze Aschenfäden stiegen mit dem braunen Rauch auf, und ein vertrauter, giftiger Geruch füllte das Innere des Wagens.
    »Reiner Trabi.« Schiller blies die Flamme aus. »Beweist allerdings überhaupt nichts. Es ist nicht genug übrig von Tommys Trabant, um Vergleiche anstellen zu können. Aber selbst ein Anwalt müßte zugeben, daß der Bronco mit irgendwas zusammengestoßen ist.«
    Die Antwort kam. Schiller schrieb »Fantasy Tours« und die Adresse von Boris Benz auf einen Block.
    »Fragen Sie, wie viele Wagen auf Fantasy Tours zugelassen sind«, sagte Arkadi.
    Schiller fragte, dann schrieb er eine Achtzehn auf den Block. Und »Pathfinder, Navahos, Cherokees, Trooper, Rover«.
    Er legte auf. »Sie sagten, daß Sie Benz nie gesehen haben.«
    »Ich sagte, daß Tommy Benz gesehen hat.«
    »Sie sagten, daß Sie mit Tommy

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