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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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oder Tschetschene, die Züge eingefallen und schmutzverschmiert, aber vertraut. Und auf die gleiche Weise getötet: In das Loch hinten im Schädel paßte die Spitze des kleinen Fingers. Arkadi erkannte ihn an dem schwarzen Kreppband am Ärmel. Es war Penjagin.
    Was hatte der Chef des Kriminalamts mit Jaak zu schaffen? Warum war Penjagin hier beim Lenin-Pfad-Kollektiv? Wenn es um Bestechungsgelder ging - seit wann zogen Generäle sie persönlich ein? Arkadi widerstand der Versuchung, ihn wieder in die Grube zu stoßen. Statt dessen öffnete er die Jacke des Toten, um Penjagins Dienstausweis und die Karte zu suchen, die ihn als Mitglied der Partei auswies. In dem Vinylumschlag, der die Karte enthielt, drückte sich eine Liste mit Telefonnummern gegen Lenins feuchte Wange.
    Die Wagenschlüssel in Penjagins Tasche paßten in den Moskwitsch in der Garage. Im Ablagefach unter dem Armaturenbrett lag eine Mappe mit den typischen, durch Bänder verschlossenen Aktendeckeln der sowjetischen Bürokratie: Anweisungen des Ministeriums und Memoranden, Berichte und »korrekte Analysen«. Daneben zwei Orangen und ein Schinkenbrötchen, das in ein Exemplar der »Nur für den amtlichen Gebrauch« bestimmten TassNachrichtenübersicht gewickelt war.
    Arkadi verschloß Mappe und Wagen, wischte die Fingerabdrücke von der Wagentür, steckte die Schlüssel wieder in Penjagins Hosentasche und forderte in seinem eigenen Wagen über Funk Hilfe an. Er kehrte zu Jaak zurück und durchsuchte auch dessen Taschen. Er fand zwei Hausschlüssel, ein dritter war so groß, daß er zum Öffnen eines Burgtores bestimmt zu sein schien. Die Volvo-Schlüssel steckten wohl noch im Wagen. Wer immer den Wagen in die Grube gefahren hatte, hatte die Automatik wahrscheinlich nur auf »Drive« gestellt.
    Arkadi ging um Jaak herum. War das die Sache wert? Sein ganzer Körper brannte. Er stellte sich vor das Feuer, das lodernd einige Kartons erfaßt hatte, und ignorierte den Regen. Er erinnerte sich an Rudis Worte: »Überall in der Welt völlig legal.«
    Kim hatte sie weitergebracht. Jaak war der Lösung sicher sehr nahe gekommen. Wozu? Die Dinge waren nicht besser, sie waren schlechter geworden. Ein brennender Karton fiel von der Spitze der Pyramide, ein purzelnder, von innen und außen erleuchteter Würfel. Er rollte auf den Boden, zerbrach und schüttete seine Fragmente über eine Flut russischer Scheiße. »Einige Dinge ändern sich nie«. Auch das hatte Rudi gesagt.
     
    Arkadi drehte den Eimer um und ließ sich das Wasser über Kopf, Brust und Rücken laufen. Während er darauf gewartet hatte, daß sein Funkruf beantwortet wurde, hatte er Kartons und Kohle im Herd des Schlachthauses aufgehäuft und angezündet. Mittlerweile war der Hof hell erleuchtet - wie ein Zirkus, dessen Rund eingenommen wurde von einem Generatorwagen, Scheinwerfern, einem Abschleppwagen, einem Wagen der Feuerwehr und zwei Wagen der Spurensicherung. Dahinter zeichneten sich die Silhouetten von Soldaten ab, die ungeheuer schnell dagewesen waren und in voller Kampfausrüstung hin und her liefen. Aber der einzige, der sich mit Arkadi im Schlachthaus befand, war Rodionow, der im Schatten neben der Tür stehengeblieben war. Als das Feuer im Herd aufflackerte, schien sich die Kuh am Haken zu bewegen. Das Wasser breitete sich um Arkadis Füße aus und lief durch die Blutrillen im Boden zum Abfluß.
    »Kim und die Tschetschenen arbeiten offensichtlich zusammen«, sagte Rodionow. »Es scheint klar zu sein, daß der arme Penjagin entführt und hergebracht wurde. Entweder vor oder nach seinem Eintreffen wurde er erschossen, dann wurde der Inspektor ermordet. Stimmen Sie mir zu?«
    »Oh, ich verstehe. Kim hat Jaak getötet«, sagte Arkadi.
    »Aber warum sollte sich jemand die Mühe machen, den Chef des Kriminalamts zu erschießen?«
    »Ihre Frage beantwortet sich selbst. Natürlich wollten sie Penjagin aus dem Weg räumen, weil er zu gefährlich war.«
    »Penjagin? Gefährlich?«
    »Ich bitte mir etwas mehr Respekt aus.« Rodionow blickte zur Seite.
    Arkadi ging zum Hackblock, wo ein Handtuch über den Kleidungsstücken lag, die vom Büro des Oberstaatsanwalts herbeigeschafft worden waren. Arkadis Schuhe und sein Jackett lagen daneben. Was ihn betraf, konnten seine Sachen verbrannt werden. Er begann sich mit dem Handtuch abzutrocknen.
    »Warum sind die Soldaten hier? Wo ist die reguläre Miliz?«
    »Wir befinden uns außerhalb von Moskau«, sagte Rodionow. »Wir mußten die Männer nehmen, die zur

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