Das Labyrinth
Verfügung standen.«
»Sie sind wirklich erstaunlich schnell hier eingetroffen, und sie machen ganz den Eindruck, als wollten sie in den Krieg ziehen. Gibt es vielleicht irgend etwas, das ich wissen sollte?«
»Nein«, sagte Rodionow.
»Ich möchte diesen Fall in meine Ermittlungen einbeziehen.«
»Auf keinen Fall. Die Ermordung Penjagins ist ein Angriff auf die gesamte Justiz. Ich kann dem Zentralkomitee nicht sagen, daß wir den Mord an General Penjagin mit den Ermittlungen um den Tod eines gewöhnlichen Spekulanten zusammengezogen haben. Ich kann immer noch nicht glauben, daß Penjagin und ich erst heute morgen zusammen bei einer Beerdigung waren. Es ist wirklich ein Schock für mich.«
»Ich habe Sie gesehen.«
»Was haben Sie denn auf dem Friedhof gemacht?«
»Meinen Vater beerdigt.«
»Oh.« Rodionow grunzte, als habe er eine einfallsreichere Entschuldigung erwartet. »Mein Beileid.«
Der Hof war in so grelles Scheinwerferlicht getaucht, daß es aussah, als ob er in Flammen stehe. Als der Volvo aus der Grube gehievt wurde, strömte das Wasser aus den Türen.
»Ich werde die Rosen-Ermittlungen auf den Fall Penjagin ausweiten.« Arkadi zog sich trockene Hosen an.
Rodionow seufzte, als werde ihm eine schwere Entscheidung aufgezwungen. »Wir möchten, daß sich jemand ausschließlich auf den Fall Penjagin konzentriert und auf nichts anderes. Jemand, der unvoreingenommen an die Sache herangeht, objektiv.«
»Wen wollen Sie damit denn beauftragen? Und wer immer es sein mag, er wird einiges an Zeit brauchen, ehe er mit dem vertraut ist, was wir über Rudi in Erfahrung gebracht haben.«
»Nicht notwendigerweise.«
»Wollen Sie tatsächlich jemand heranziehen, der noch überhaupt keine Ahnung hat?«
»Um Ihretwegen.« Rodionow blickte auf, um seine Solidarität mit Arkadi zu bekunden. »Man wird sagen, daß Penjagin noch leben würde, wenn Renko Kim gefunden hätte. Man wird Sie für den tragischen Tod Ihres Kollegen und des Generals verantwortlich machen.«
»Wir haben keinerlei Beweise dafür, daß Penjagin entführt wurde. Wir wissen nur, daß er hier ist.«
Rodionow verzog gequält das Gesicht. »Diese Andeutungen und Spekulationen sind wirklich völlig fehl am Platz. Sie sind zu nahe an der Sache dran.«
Das Hemd war ein Segel mit Ärmeln. Arkadi zwängte sich hinein und schlüpfte mit seinen bloßen Füßen in die Schuhe.
»Wen wollen Sie also mit den Ermittlungen betrauen?«
»Einen Jüngeren, jemanden, der mehr Elan mitbringt. Tatsächlich ist er bereits bestens über Rosen im Bild. Es dürfte nicht die mindesten Koordinationsprobleme geben.«
»Wer?«
»Minin.«
»Meinen Minin? Den kleinen Minin?«
Rodionow wurde deutlicher: »Ich habe bereits mit ihm gesprochen. Wir befördern ihn um eine Stufe, damit er die gleichen Vollmachten hat wie Sie. Ich glaube, wir haben einen Fehler gemacht, als wir Sie wieder nach Moskau holten, Sie rehabilitiert und auf die Stadt losgelassen haben. Sie sollten vorsichtig sein, sonst fallen Sie tiefer, als Sie jemals gefallen sind. Ich muß Ihnen sagen, daß Minin nicht nur mehr Elan mitbringt, sondern auch ein deutlicheres Gefühl für das, was zu tun ist.«
»Er würde den Eimer da erschießen, wenn Sie es ihm befehlen. Ist er hier?«
»Ich habe ihm gesagt, daß er erst kommen soll, wenn Sie fort sind. Schicken Sie ihm einen Bericht.«
»Die Ermittlungen werden sich überlappen.«
»Nein.«
Arkadi hatte begonnen, sein Jackett auszuziehen. Er legte es wieder auf den Hackblock. »Was wollen Sie damit sagen?«
Während er antwortete, ging Rodionow mit langsamen Schritten auf Arkadi zu. »Dies ist eine Krise, die entschlossene Aktionen erfordert. Die Ermordung Penjagins ist nicht nur der Verlust eines einzelnen Mannes, es ist ein Schlag gegen den gesamten Staat. Alles, was wir tun, wir selbst und die Miliz, muß von einem einzigen Ziel bestimmt sein - die Elemente zu finden und festzunehmen, die für diese Tat verantwortlich sind. Wir alle werden Opfer bringen müssen.«
»Was ist mein Opfer?«
Der Oberstaatsanwalt hob ein von tiefem Verständnis gezeichnetes Gesicht. Die Partei bringt noch immer große Schauspieler hervor, dachte Arkadi.
»Minin wird auch die Rosen-Ermittlungen übernehmen«, sagte Rodionow. »Sie werden Teil dieses Falles sein, wie Sie vorgeschlagen haben. Ich wünsche, daß morgen Ihre Unterlagen und alle Beweismittel des Falles Rosen auf seinem Tisch liegen - zusammen mit einem Bericht über die heutigen Ereignisse
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