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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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mit dem Schlauch, der ihm den Hals zuschnürte, konnte kein Zweifel daran bestehen, daß der Mann Stas war. Arkadi befreite ihn, und Stas sackte gegen ein Wagenrad.
    »Einen schönen guten Morgen auch.« Stas betastete seinen Hals. »Sie tun wirklich alles, um Ihrem Ruf gerecht zu werden.«
    Arkadi hockte sich neben ihn. »Tut mir leid. Sie haben mich erschreckt.«
    »Ich habe Sie erschreckt? Mein Gott.« Stas versuchte zu schlucken. »Das mag man sagen, wenn man von einem Dobermann angegriffen wird.« Er befühlte seine Brust.
    Arkadi befürchtete zuerst, daß Stas mit einer Herzattacke zu kämpfen hatte, bis dieser eine Packung Zigaretten aus der Tasche zog. »Haben Sie Feuer?«
    Arkadi zündete ein Streichholz an.
    »Scheiße«, sagte Stas. »Nehmen Sie sich auch eine.
    Schlagen Sie mich zusammen, klauen Sie mir meine Zigaretten.«
    »Danke.« Arkadi nahm das Angebot an. »Warum haben Sie mich verfolgt?«
    »Ich habe Sie beobachtet.« Stas räusperte sich. »Sie haben mir gesagt, wo Sie wohnen, und ich konnte nicht glauben, daß die ihren besten Ermittler aus Moskau kommen lassen, um ihn in einem solchen Loch unterzubringen. Ich habe gesehen, wie dieses Wiesel Federow Sie verließ und bin Ihnen bis zur U-Bahnstation gefolgt. Ich hätte Sie in der Menge aus den Augen verloren, wenn Sie nicht an der Telefonzelle stehengeblieben wären, und als ich mit dem Wagen zurückkam, waren Sie noch immer da.«
    »Warum?«
    »Ich bin neugierig.«
    »Sie sind neugierig?« Arkadi bemerkte eine Frau, die aus dem Aufzug kam und beim Anblick der beiden auf dem Boden hockenden Männer wie erstarrt stehenblieb, eine Einkaufstasche in jeder Hand. »Was interessiert Sie denn so?«
    Stas verlagerte sein Gewicht auf den anderen Ellenbogen.
    »Eine ganze Menge. Sie wollen ein Chefinspektor sein, aber Sie machen mir eher den Eindruck eines Mannes, der in Schwierigkeiten steckt. Wissen Sie, als dieser Scheißkerl Rodionow, Ihr Boß, in München war, hat das Konsulat ein Riesentheater um ihn gemacht. Er hat sogar den Sender besucht und uns ein Interview gegeben, und dann kommen Sie, und das Konsulat möchte Sie am liebsten gleich wieder loswerden.«
    »Was hat Rodionow gesagt?« fragte Arkadi.
    »»Demokratisierung der Partei … Modernisierung der Miliz . die Unabhängigkeit aller Ermittlungen ist uns heilig!< Der übliche Quark. Wie wär’s, wenn Sie uns ein Interview geben?«
    »Nein.«
    »Sie könnten darüber reden, was im Büro des Generalstaatsanwalts so vor sich geht. Reden Sie, über was Sie wollen.«
    Der Aufzug kam, und die Frau mit den Einkaufstaschen betrat ihn mit der Eile eines Menschen, der der Polizei etwas zu melden hat.
    »Nein.« Arkadi streckte Stas eine Hand entgegen, um ihm beim Aufstehen zu helfen. »Tut mir leid wegen meines Irrtums.«
    Stas blieb auf dem Boden sitzen, als mache es ihm nichts aus, nur ein Knochenbündel zu sein, als könne er aus jeder nur erdenklichen Position eine Auseinandersetzung austragen.
    »Es ist noch früh. Sie haben noch den ganzen Nachmittag Zeit, Leute zusammenzuschlagen. Kommen Sie mit mir zum Sender.«
    »Zu Radio Liberty?«
    »Möchten Sie denn nicht das weltgrößte Zentrum antisowjetischer Agitation kennenlernen?«
    »Das ist Moskau, da komme ich gerade her.«
    Stas lächelte. »Nur auf einen Besuch. Sie brauchen uns kein Interview zu geben.«
    »Warum sollte ich dann kommen?«
    »Ich dachte, Sie wollten Irina sehen.«
     
    Jetzt, wo er in Stas’ Mercedes saß, konnte Arkadi kaum glauben, daß er ihn zunächst für den Wagen eines Deutschen gehalten hatte. Auf dem Beifahrersitz lag ein zerschlissener Bettvorleger. Die Sitze hinten waren bedeckt mit alten Zeitungen, in jeder Kurve rollten ihm Tennisbälle um die Füße, und schon kleinere Unebenheiten in der Fahrbahn ließen vulkanische Wolken aus dem Aschenbecher aufsteigen.
    In einem Magnetrahmen am Armaturenbrett steckte das Foto eines schwarzen Hundes. »Laika«, sagte Stas. »Nach dem Hund benannt, den Chruschtschow in den Weltraum geschickt hat. Ich war damals noch ein Junge und dachte, unsere erste Leistung im schwerelosen Raum besteht darin, einen Hund verhungern zu lassen. Damals wußte ich, daß ich fort mußte.«
    »Sie haben sich abgesetzt?«
    »Und ich hab mir die Hosen naßgemacht, soviel Angst hatte ich. Moskau hat später behauptet, ich sei ein Meisterspion gewesen. Der Englische Garten ist voll von solchen Spionen.«
    »Der Englische Garten?«
    »Sie waren bereits dort«, sagte Stas.
    Als sie auf die Straße bogen,

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